Kapitel 2

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Ich wachte auf als wir durch eine Kurve bretterten und ich nach Rechts geschleudert wurde. Mein Halsring zerrte mich in die andere Richtung, so dass ich erschrocken aufschrie. Ich war jetzt nicht wirklich im Auto eines fremden Mannes, der mein neuer Herr sein sollte, eingeschlafen, oder? Ich keuchte, weil ich, mal wieder, keine Luft mehr bekam. ,,Als sie geschlafen hat, wirkte sie deutlich ruhiger", meinte der Fahrer trocken. Seine Stimme klang rau und tief. ,,Halt die Klappe Gaspart und fahr schneller! Zut, ils arrivent", kam die gehetzte Antwort. Er fluchte weiter in dieser Sprache, zu gerne hätte ich gewusst was er da durch das Auto rief. Ich schrie nur:,,Entschuldigung, kann mir jemand sagen warum ihr unbedingt einen Autounfall verursachen wollt! Ich habe eigentlich noch keine Lust zu sterben!" In dem Moment nahmen wir wieder eine enge Kurve, die mich im halben Auto herumschleuderte. Dieser bescheuerte Halsring zerrte mich zurück und schnürte mir erneut die Luft ab. ,,Scheiße", keuchte ich vor Schmerzen laut auf. Reflexartig griff ich an den Ring und sah Blut hervorfließen. Dann nahm Gaspart die nächste scharfe Kurfe. ,,Könnt ihr kurz anhalten, ich muss mich glaub ich übergeben?", fragte ich mit zitternder Stimme. Panisch sah mein Besitzer zu mir nach hinten:,,Ist das jetzt dein Ernst? ", rief er über den Lärm des Autos. Irgendwie war er so laut deutlich weniger gruselig als wenn er nichts sagt. ,,Ja, ich glaube schon", antwortete ich schwach. Kurz darauf fiel ich, anstatt mich zu übergeben, was die beiden Männer sichtlich freute, in Unmacht.

Mit schmerztenen Gliedern wachte ich auf. Ich lag auf einem Bett, meine Wunden waren mit weißem Verband verbunden. Das Brennen war um einiges schwächer geworden. Auch mein Hals drückte nicht mehr. Ich hob meine verbundene, zitternde Hand und fasste an meinen Hals. Ich fühlte nur Haut, wo war der Ring? Bei einem schnellen Blick nach unten stellte ich fest das meine Handringe ebenfalls fort waren. Warum hatte er sie mir abgenommen? Noch nie hatte das jemand getan. Ich trug diese Ringe seid meinem 12 Geburtstag. Also seit ungefähr 5 Jahren. Jeder wollte mich spüren lassen, dass ich eine Sklavin war. Mich demütigen, versuchen mich doch noch irgendwie zu unterwerfen. Und was waren das überhaupt für Verbände, die mich so schnell heilten? Und warum versuchte mein neuer Herr überhaupt mich gesund zu pflegen, wenn er mich doch eh wieder schlagen und schikanien würde? Ich verstand absolut nichts von dem was mein Besitzer tat. Normalerweise wurde ich nur von Raum zu Raum geschleppt, gefoltert, geschlagen. Die Menschen versuchten immernoch mich unterwürfig zu machen.

Die Matratze war weicher, als alles auf dem ich je gelegen hatte. Die Wände waren hoch und mit edlem Weiß gestrichen. Neben dem Bett stand ein moderner Glastisch, der aussah als hätte er hunderte von Euro gekostet. Warum ließ mich mein Besitzer mit solchen Möbeln alleine? Jeder andere meiner früheren Besitzer hatte mich nicht einmal in die nähe eines einfachen Teppich gelassen. Warum war dieser Mann nur so anders? Einerseits löste er tiefe Angst in mir aus, andererseits strahlte er auch tiefe innere Ruhe aus, die mich auch beruhigte. Warum schlug er mich nicht, gab mir irgendwelche Befehle oder schrie mich an? Jetzt erst realisierte ich wo ich war. Das Haus meines neuen Herren. Mal wieder wurde ich nach nicht einmal Fünf Monaten verkauft und ein neuer Mensch versuchte mich zu brechen, versuchte mich zu unterwerfen, mich zu einer willenlosen Sklavin zu machen. Am Anfang noch motiviert, am Ende dann nur noch gewalttätig. Dann merkten sie, das es nicht möglich war, gaben auf und verkauften mich für mehrere Millionen weiter. So begann alles von vorne und immer mehr Menschen interessierte es mich zu unterwerfen. Alle wollten wissen wie ich so standhaft bleiben konnte, wollten eine der noch lebenen Nekos, welche sich mehr wehrte als irgendjemand sonst, beherrschen und damit zeigen das sie stärker sind als jeder andere. Das war mein Leben und so würde es weitergehen, aber nie, nie würde ich zulassen das mich jemand rumkomandiert wie eine Sklavin ohne Seele auch wenn ich dafür geschlagen und gefoltert werde.

In diesem Moment betrat mein Besitzer das Zimmer, in dem ich hilflos lag, unfähig mich zu bewegen. ,,Du bist wach", stellte er trocken fest. Schon wieder begann mein Körper zu zittern wie immer in seiner Gegenwart. Aber weil ich immernoch vorhatte nicht von meinem Plan abzuweichen, versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen welche Angst ich vor ihm hatte. Also sagte ich das erste was mir gerade einfiel, mit einer leider zitternden Stimme:,,Im Auto was war das? Wovon seid ihr geflüchtet?" Mein 'Herr' seufze nur primitiert:,,Dumm bist du nicht, oder?" Verwirrt starrte ich ihn an. Jeder meiner anderer Besitzer wäre nach diesen Fragen ausgeflippt, hätte gesagt ich sei eine Sklavin und dürfte keine Fragen stellen. Außerdem solle ich hinter jeden Satz ein Herr stellen. Was ich nebenbei bemerkt noch nie getan hatte, dafür sorgte mein immerwährender Stolz. Als mein Besitzer meinen verwirrten Blick bemerkte, machte er einen Schritt auf mich zu, woraufhin ich zusammen zuckte und meine, nur noch leichten Schmerzen, ignorierte und mich ans andere Ende des Bettes flüchtete. Meine Ohren klappten ein und ich zitterte noch stärker. Obwohl ich mir vorgenommen hatte nie wirkliche Angst einem Herren zu zeigen und immer schlagfertig zu sein, schlang ich ängstlich meine Arme um meinen Körper und versuchte nicht noch demütigere Dinge zu tun. Dieser Mann brachte mich um den Verstand. Ich kniff meine Augen zu und wartete zitternd auf Schläge. Doch sie kamen nicht. Irritiert hob ich den Kopf und schaute auf meinen 'Herrn'. Ich hatte Tränen in meinen Augen. Er lief unbeirrt weiter zu mir:,,Ich will dir nichts tun, Kiya. Du bist meine Sklavin und es hilft mir nicht im geringsten wenn ich dich verletzte." ,,Ihr kennt meinen Namen? Woher?", fragte ich nur verblüfft. Niemand von allen meinen Besitzern, und das waren sehr viele, hatte mich je mit meinem Namen angesprochen. Ich war immer nur Sklavin, Fehlgeburt, Miststück, Scheusal oder einfach Haufen Dreck. Ich fragte mich schon länger warum sich die Menschen in der Sklaven Anstalt, in der ich geboren und aufgewachsen war, überhaupt die Mühe gemacht hatten und mich benannt hatten.

Auf ewig Sklave Donde viven las historias. Descúbrelo ahora