Erste Befreiung

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Francis öffnete vorsichtig die Türe und spähte in den Gang. Das Fenster am anderen Ende stand weit offen. „Los!" Gemeinsam schlichen sie über den Gang und Francis spähte aus dem Fenster.

„Wo bleibst du!" rief Pete von unten gedämpft nach oben. „Robin ist längst da!"

„Nun gut" Francis half dem Mädchen, durch das Fenster zu schlüpfen. Vorsichtig kletterten sie die hölzerne Hauswand hinunter.

„Hey! Stopp! Was soll das!" brüllte plötzlich jemand im Haus und man hörte Schritte in der Etage, aus welcher sie gerade flüchten wollten.

Pete hatte gerade das Mädchen an den Hüften und half ihr auf den Boden, als ein Mann aus dem Fenster schaute. Vor Schreck ließ Francis los und fiel rücklings und ungebremst auf den harten Boden.

Ihm wurde schwindlig, die Luft blieb ihm weg. Er spürte, wie Pete ihn hochnahm und auf das Pferd setzte und als sie sich in Bewegung setzten, kam er wieder zu sich.

„Francis! Sei kein Schwächling! Wir müssen hier weg!"

Vor ihrer Unterkunft standen schon die Pferde bereit, ebenso wie Robin und Joris.

„Wo wart ihr so lange!" fragte Joris, doch bevor jemand antworten konnte, hörten sie Pferdehufen heran galoppieren.

„Mist, sie haben uns!"

Die Männer schwangen sich auf ihre Pferde und zogen ihre Waffen. „Los!" herrschte Robin die Mädchen an, welche sofort gehorchten und losritten.

Erst einmal egal wohin, Hauptsache weg von hier.

Noch bevor Joris und Francis folgen konnten, fielen die ersten Schüsse.

„Scheiße!" Francis lud und drückte ab, verfehlte jedoch seine sich nahenden Angreifer.

Auch Joris lud, schoss und riss einen von seinem Pferd herunter.

Während Joris lud, schoss Francis erneut und traf den zweiten im Bunde und so schnell die Pferde sie trugen, folgten sie den anderen in den dunklen Wald.

Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, hielten sie an. Hier war der Wald lichter, der Mond schien hell und sie konnten sich ohne eine Lampe sehen.

„Alle da? Alles gut?" fragte Pete und jeder schaute sich nach dem anderen um. Die zwei Mädchen saßen auf dem Pferd und klammerten sich aneinander, sie hatten Todesangst, aber sie nickten.

„Mann, das war knapp."

„So, was habt ihr gehört, wo sind die anderen?" fragte Francis unvermittelt und die Mädchen lockerten sich ein bisschen.

„Das letzte, was ich weiß, ist, dass sie auf dem Weg nach Jamestown sind" erklärte das Mädchen, welches mit Robin im Zimmer war. Sie war älter und konnte besser Englisch als das andere Mädchen.

„Von dort werden manche nach Europa verschifft, andere werden unterwegs verkauft."
Die Männer schauten sich an. „Sie könnten überall sein" stellte Pete fest und Francis fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

„Ich muss sie finden. Vorher werde ich kein Auge zu machen" warnte Francis und die Männer nickten. „Wir werden sie suchen, Francis. Bis wir sie gefunden haben."

Dankend lächelte er seine Männer an. „Danke für alles. Ich schulde euch mein Leben."
Das ältere Mädchen meldete sich zu Wort. „Wir schulden euch ebenfalls unser Leben. Danke, dass ihr uns befreit habt..."

Sie legte sich eine Hand auf die Brust. „Ich heiße Aponi, und das ist Sihu. Wir sind euch für ewig dankbar." Wie um Aponis Worte zu unterstreichen, nickte Sihu unentwegt.

„Habt ihr einen Ort, an welchen ihr gehen könnt?" fragte Francis und die Mädchen schauten sich an. Dann schüttelten sie den Kopf. „Unser Dorf ist zerstört, unser Volk getötet, andere verschleppt. Wir wollen euch helfen, sie zurückzuholen."

Die Männer schauten sich an, wobei Robins Blick eher Aponi galt.

„Jamestown ist mehr oder weniger drei Tage von hier. Wenn wir weniger Pausen machen, schaffen wir es in zwei."

„Na dann, nichts wie weiter!" Robin klatschte in die Hände und die Truppe machte sich auf den Weg.

Die IndianerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt