Woche 1, Donnerstag - Eulen

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Bereits als ich am nächsten Morgen erwache, ahne ich, dass dieser Tag ein Chaos wird. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht, weil die Rumtreiber schon vier Tage keinen Streich mehr gemacht haben und noch nicht nervig sind (also nicht mehr als sonst), was bedeutet, dass sie etwas aushecken.
Das Chaos beginnt bereits ohne Zutun der Jungs beim Frühstück, als eine Eule durchs offene Saalfenster hereinschwebt. Direkt auf unseren Tisch zu.
Sie landet vor mir und ich beeile mich, sieben Knuts aus meiner Tasche zu kramen. Es ist die Zeitung, die "Donnerstagszauberei", eine Zeitung, die jeden Donnerstag neu kommt und zwar nicht jeden Tag, aber immerhin über alles berichtet, schonungslos. Meiner Meinung nach viel besser, als der Tagesprophet.
Der Witz ist, dass keiner weiß, wer sie produziert und damit kann sie auch schreiben, was sie will. Immer ist eine Liste mit allen Morden, auch die Muggel namentlich benannt und, wenn bekannt dem Mörder.
Ich ignoriere die Blicke von allen Seiten und schlage die Liste auf, um sie zu überfliegen.
"Jemand, den wir kennen?", fragt Black ernst. Ich wandere nach unten.
Da, ein bekannter Name. Helena O'Connor. Eine Schulfreundin von mir, ein Muggel.
"Eine alte Freundin von mir", erkläre ich. Dann wandert mein Blick ans Ende und ich keuche erschrocken auf.
"Oh, Merlin..."
"Was ist los?", fragt Remus besorgt. Ich schlucke und deute auf zwei Namen ganz am Ende der Liste.
"Clara und David McKinnon", flüstert Remus geschockt.
"Das sind Marlenes Eltern", hauche ich und sogar Black ist entsetzt. Der Saal verschwimmt und ich spüre nur, wie mich jemand in den Arm nimmt und ich mein Gesicht in seiner Schulter vergrabe. Vorsichtig streicht er mir übers Haar. Nach wenigen Minuten registriere ich, wessen Schulter es ist. Potters. Ich hebe meinen Kopf.
"Sorry", flüstere ich.
"Kein Problem, Lily", meint er leise.
"Da bekommt der Ausdruck 'eine Schulter zum Ausheulen' eine ganz neue Bedeutung", meint Black fasziniert.
Alle haben sich wieder dem Frühstück zugewandt, nur Alais, Lisa und Carole, die bei uns am Tisch sitzen, schauen mich besorgt an.
"Was ist passiert?", fragt Lisa.
"Die Eltern meiner besten Freundin wurden ermordet", sagte ich leise.
"Oh, mein Gott..." Alais schlägt sich die Hand vor den Mund. Carole greift nach der Zeitschrift.
"Was ist das?"
"Nichts für dich!", meint Black und versucht sie ihr zu entreißen.
"Hey, ich will doch nur gucken", beschwichtigt ihn Alais und schaut ihrer Cousine über die Schulter.
"Sind das alles...Morde?", haucht Lisa entsetzt. "Wer sind diese Mörder? Rabastan Lestrange...Bellatrix Lestrange...Orion Black...Moment mal, Black?"
Ihr Blick schweift zu Sirius. Sein Gesicht ist hart.
"Hier steht auch Walburga Black", sagt Alais. Sirius ballt seine Faust. "Und hier, Elladora...und ein gewisser Regulus..."
Ich schaue ihn erschrocken an. Gut, Bellatrix ist seit zwei Jahren aus Hogwarts raus, aber Regulus ist sechzehn!
"Padfoot und ich gehen hoch, bevor etwas explodiert", erklärt Potter und zieht Black von seinem Stuhl hoch und aus dem Raum.
"Was ist denn los?", will Carole wissen.
Remus' und mein Blick kreuzen sich.
"Sie wissen zu viel", stellt er fest. Ich nicke.
"Kommt mit hoch, dann erklären wir euch ein bisschen was", schlage ich vor. Bereitwillig gehen die drei mit.
Oben im Zimmer öffne ich die Tür zu Remus' und Blacks Zimmer und erstarre.
"Warum? Warum er? Warum er, Prongs? Warum sie alle?", schreit Black. Er hat den Zauberstab in der Hand und zerstört mit stummen Explosionszaubern den Raum.
Hinter mir versucht Remus die drei geschockten Mädchen zu beruhigen. Potter steht an der Tür und beobachtet besorgt seinen besten Freund.
"Sirius?", frage ich leise. Er reagiert nicht.
"Du kannst nichts machen, wenn er so drauf ist", meint Potter.
"Wenn ich so drauf bin?", schreit Black. Bumm. Ein Schrank. "Ist deine Familie voller Todesser?" Ein Bett. "Ist dein Bruder ein Mörder?"
"Nein", meint Potter ruhig.
"Dann kümmre dich doch um deine eigenen Scheiß Probleme!", brüllte sein bester Freund.
"Du bist mein Bruder, Padfoot", sagt Potter nur. "Deine Probleme sind meine Probleme."
Black verstummt. Er steht da, mitten im demolierten Raum, mit hängenden Schultern. Ich glaube, er weint.
Potter...nein, James. Zu diesem Jungen kann ich nicht mehr abfällig Potter sagen. James geht zu ihm und führt ihn in unser Zimmer. Ich folge ihnen und hole meinen Zauberstab.
"Hilfst du mit?", bitte ich Remus. Er nickt und wir deuten ins Zimmer.
"Reparo", murmeln wir gleichzeitig und schauen zusammen mit den Mädchen zu, wie sich der Raum wieder zusammensetzt. Dann drehe ich mich zu ihnen.
"Kommt doch mit rein, er wird euch nichts tun", bitte ich die drei.
"Was ist mit ihm los?", will Carole ängstlich wissen. "Haben wir etwas falsch gemacht?"
"Orion Black. Das ist sein Vater. Walburga, seine Mutter", erklärt Remus. "Bellatrix Lestrange seine Cousine und Regulus...Regulus ist sein jüngerer Bruder. Er ist sechzehn."
"Seine ganze Familie besteht aus Mördern?", fragt Alais entsetzt.
"Todesser", erkläre ich.
"Ist das so eine Sekte?", fragt Lisa.
"Das Problem ist, dass sie nicht an einen Menschen herankommen müssen, um ihn zu töten", sagt Remus. "Das Gefährliche an ihnen. An ihnen und uns vieren auch. Das Gefährliche ist die Magie."
"Magie?", haucht Carole.
"Wir sind Zauberer", erkläre ich.

Den Rest des Tages verbringen wir in unserem Zimmer und schwänzen den Volleyball. Gegen Abend "organisieren" wir uns mithilfe von Accio etwas zu essen und gehen dann schlafen.

Unter Muggles - Die Rumtreiber im MugglecampWo Geschichten leben. Entdecke jetzt