Ich verkneife mir, ihn darauf hinzuweisen, dass wir alles andere als beste Freunde sind. Die zwei Espressi sind durchgelaufen. Ich schiebe einen zu ihm und nippe an dem anderen. „Was für ein Geschäft?"

Er blickt zum Bett, dann wieder zu mir und reibt sich über den flachen Schädel. Mit Anfang zwanzig begann seine Stirn zu wachsen. Seit Mitte zwanzig rasiert er sich den Schädel kahl. Daran hält er auch mit Anfang vierzig noch fest. 

„Hast du Zucker?"

Natürlich weiß ich, dass er seinen Kaffee nur mit Zucker runterbekommt. Wir sind zwar keine Freunde, haben aber oft genug miteinander zu tun, um einige Gewohnheiten des anderen zu kennen. Und natürlich habe ich Zucker im Haus. Trotzdem schüttle ich den Kopf und zucke entschuldigend mit den Schultern. „Was für ein Geschäft willst du mir anbieten?"

Wieder blickt er zum Bett, dann nippt er vorsichtig an der Espressotasse, wie ein königlicher Vorkoster, der fest damit rechnet, dass dies sein letzter Schluck sein wird. Er verzieht sein Gesicht. „Hat sich Liam bei dir schon gemeldet wegen seiner Schulden?"

„Er ist dran."

Simon nickt. „Also wirst du die Kleine noch ein wenig länger bei dir behalten müssen. Wie läuft es denn zwischen euch?"

Dieser Dreckskerl hat zielsicher meinen wunden Punkt gefunden und lässt nicht locker. „Das muss nicht deine Sorge sein!"

„Deine aber auch nicht!" Und schon wieder dreht er sich nach Kyra um, als habe er Angst davor, sie könnte uns belauschen.

Ich habe genauso wenig Interesse daran, meine Geschäfte von ihr belauschen zu lassen und schlage deshalb vor, nach oben zu gehen. Doch er lehnt mit einem süffisanten Grinsen ab: „Wir können das ruhig hier besprechen. Ich möchte Liams Schulden übernehmen!"

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Warum das?"

Erneut dreht er sich zum Bett. Mein Blick folgt ihm. Auf einem großen Daunenkissen versinkt dein Kopf, deine Lider immer noch geschlossen.

Er sieht wieder zu mir. „Ich weiß doch, dass du es gerade nicht so dicke hast. Wie lang kannst du noch auf Liams Geld warten? Du brauchst doch die Kohle! Stimmt doch, oder?"

Ich presse meine Lippen zusammen.

„Ich mach dir ein großzügiges Angebot, mein Bester! Ein Angebot, über das du nicht lange nachdenken musst. Ich lege auf Liams Schulden nochmal 20 Prozent drauf! Na, was sagst du?"

Ich beäuge ihn misstrauisch. „Und der Haken?"

„Kein Haken!", sagt er und macht erneut diese entwaffnende Geste, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun.

Ich nehme mir Zeit zum Nachdenken und leere erstmal den letzten Rest meines Espressos. Dann nicke ich in Richtung Bett und frage: „Und was passiert mit ihr?"

Diesmal verdreht er nicht sofort seinen Hals nach dir. „Selbstverständlich befreie ich dich auch von dem Problem! Und du kannst endlich wieder in deinem eigenen Bett schlafen." Er grinst mich süffisant an.

Es nervt mich, wie präzise dieser Sadist an meinem wunden Punkt herumkratzt, obwohl ich mich darum bemühe, möglichst gleichmütig zu wirken. Denn wenn es etwas gibt, das man einem Mann wie Simon Peters niemals zeigen darf, dann ist es Schwäche. „Was hast du mit ihr vor?"

Simon macht diesen einstudierten Unschuldslammblick, der seine ganze Falschheit offenbart. „Dasselbe, was du mit ihr vorhast: Sie als Druckmittel gegen Liam zu verwenden. Bei allen Vergnügungen, die uns diese Pokerrunde gebracht hat, geht es doch immer noch ums Geschäft! Oder nicht?"

„Und was springt für dich bei diesem Geschäft raus, wenn du mir 20 Prozent mehr gibst?"

„Ich komm schon auf meine Kosten, mein Bester!", sagt er mit einem breiten Grinsen und nippt an seinem ungesüßten Espresso - diesmal ohne auch nur ein winziges Bisschen das Gesicht zu verziehen.

Bad Beat - VerspieltWhere stories live. Discover now