Kapitel 2 - Schatten der Vergangenheit

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Das Lächeln meiner Halmoeni.

Scheinwerferlicht.

Ein lauter Knall.

Schreie.

Blaulicht.

Und überall Schmerzen.

Feuer.

Dunkelheit.

Schreiend schlug ich die Augen auf und fuhr im Bett hoch. Pamisch schate ich umher, suchte die Gefahr. Du bist nucht mehr dort, versuchte ich mich zu beruhigen, es ist schon passiert, du kannst es nicht mehr ändern.

Nichts war mehr zu hören, als meinen keuchenden Atem, während ich mich langsam beruhigte. Mein Herz schlug immer langsamer und als es wieder eine annehmbare Geschwindigkeit angenommen hatte, ließ ich mich vorsichtig wieder in mein Bett sinken.

Plötzlich schoss ein brennender Schmerz meine Wirbelsäule hinauf und ich schrie gequält auf. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und ich spürte eine heiße Flüssigkeit meinen Rücken runterlaufen. Fuck war mein erster Gedanke. Meine Wunden sind wieder aufgegeangen.

 Fluchend und unter Schmerzen stand ich langsam auf und lief in mein Badezimmer. Langsam zog ich mein Schlafshirt aus und drehte mich mit dem Rücken zum Spiegel, damit ich das ganze Ausmaß sehen konnte.

Mein Rücken war voller Blut. Einiges war schon getrocknet, anderes noch frisch und nass.  Schnell zog ich mich vollständig aus und stellte mich mich unter die Duche, atmete tief durch und stellte das Wasser an. Ich unterdrückte ein Aufschrei, als das Wasser meinen geschundene Rücken traf, doch schnell hatte ich mich an die Temperatur gewöhnt und ließ es einfach nur über meinen Rücken laufen, damit sich das Blut löste. 

Als sich das Wasser nach einiger Zeit nicht mehr rot färbte, stieg ich wieder aus der Dusche und besah mir mein Rücken erneut im Spiegel. 

Mein Rücken ziehrten entlang der Wirbelsäule viele Brandnarben, Überbleibsel von dem Unfall, der meinen Großeltern das Leben kosteten. Zwischen meinen Schulterblättern, fast am Halsansatz, war eine große Narbe. Dort hat mich während des Unfalls wahrscheinlich ein schwerer Gegenstand oder Glas getroffen, wodurch eine tiefe Wunde entstanden ist, welche genäht werden musste. Und scheinbar hatte sich in der Nacht ein Stückchen dieser Naht geöffnet, wodurch das Blut ausgetreten ist. Damit werde ich wohl die nächsten Tage mal zum Arzt gehen müssen. Doch für jetzt würde ein Verband reichen müssen. 

Schnell holte ich mir ein Verband, Leukosilk-Klebeband und eine Kopresse aus meinem Badschrank. Die Kopresse drückte ich mir, so gut es eben bei sich selbst ging, auf meine Narbe und befestigte das Ganze erstmal mit Leukosilk. Anschließend wickelte ich den Verband um Schultern und Nacken und befestigte ihn.

Seufzend lief ich in meine Schlafzimmer und blickte auf mein Handy. 4:57 Uhr. Mein Wecker würde erst halb sieben klingeln, also könnte ich nochmal etwas Schlaf bekommen.

Doch den würde ich diesese Nacht nicht mehr bekommen. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich in meinem Kopf. Gedanken über Wooks Drohung, Hobi, meine Vergangenheit, der Tanzwettbewerb, meine Zunkunft...
Viel zu viele Gedanken, durch die ich zunehmend unruhiger wurde. Sie stressten mich. Ich musste hier raus!

Unvermitteld sprang ich aus einem Impuls heraus auf und lief schnellen Schrittes zu meinem Balkon, öffnete die Tür und trat in die kühle Nacht. Trotz des einbrechenden Sommers war die Luft noch angenehm kühl in der Nacht. Tief sog ich die Nachtluft ein und antmete sie wieder aus, versuchte, mich zu beruhige. Doch auch nach 20 weiteren Atemzügen schlug mein Herz noch viel zu schnell und meine Gedanken waren nicht weniger ruhig.

Nagut, dann eben anderes, seufzte ich in Gedanken und griff nach der Schachtel auf dem Balkontisch neben mir. Aus dieser holte ich mir eine Zigarette und zündete sie mit dem danebenliegenden Feuerzeug an.
Ich war kein Raucher, griff auch eigentlich nicht oft zu diesen Mitteln, doch wenn mir alles zu viel wurde, es mich zu sehr stresste und ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, dann suchte ich oftmals im Tabak Ruhe. Leider kam dies in letzter Zeit öfters als sonst vor.

Sobald der Rauch meine Lungen füllten, wurde ich ruhiger. Meine Kopf klärte sich. Befriedigt stieß ich den Rauch wieder aus und blickte dem Rauch hinterher, wie er in den dunklen Himmel stieg. Ich nahm einen weiteren Zug aus meiner Zigarette. Hobi würde mit mir schimpfen, wenn er wüsste, dass ich schon wieder rauche. Aber dieser interessierte sich gerade ein Dreck für mich und sonst hatte ich ja niemanden. Also interessierte es auch niemanden, wenn ich meine Lunge durch den Rauch zerstörte. Keine Familie, keine Freunde, die trauern würden, wenn ich tot wäre, also könnte ich auch jetzt einfach sterben. Niemanden würde es interessieren. Sie würden sich wahrscheinlich eher alle freuen, eine Last wie ich los zu sein.

Nachdenklich zog ich den letzten Zug meiner Zigarette und drückte sie im dafür vorgesehenen Aschenbecher aus. Ein letztes Mal blickte ich rauf in den Sternenübersäten Nachthimmel bevor ich mich umwandte und durch die Balkontür zurück in die Wärme meiner Wohnung trat.

Fallen Angel - YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt