#129 Resultate von Macht

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"Wie war es in der Liebe bei dir?" wollte Lison nun wissen.
Simur zog eine Grimasse die nach Mißbilligung aussah und meinte abwiegelnd: "Ein Reihe von Arschlöchern bis auf den letzten, der war wirklich ein toller Typ. Aber er musste aus familiären Gründen einen anderen heiraten..."
"Autsch, das klingt jetzt nicht so toll" meinte Lison.
"Ja, sieh dich vor ob du so einen wie mich wirklich haben willst" frotzelte Simur, aber seine Stimme klang dabei eher bedrückt als witzig.
"Hat nicht jeder eine Vorgeschichte die nicht immer schön ist?" erwiderte Lison darauf.
"Ich... ich weiß nicht...." erklärte Simur.
"Keine Sorge, du hast mich nicht abgeschreckt" lächelte Lison, "im Gegenteil, das macht dich alles nur interessanter..."
"Ich bin also nicht die Typ Mann vor dem dich deine Mutter immer gewarnt hat?" erkundigte sich Simur.
"Oh, bist du sicher..." erwiderte Lison und versuchte zu grinsen, was ihm gründlich misslang, "aber meine Mutter ist nicht die Person, welche weiß vor welchem Typ Mann sie mich wirklich warnen und schützen soll und muss..."
"Wie meinst du das?" fragte ihn Simur nun.
"Ich hatte mein Erstes Mal mit 15. Mit dem Freund meiner Schwester und ganz viel Alkohol..." erklärte Lison lapidar.
Simur verstand sofort, dass da etwas nicht so gelaufen war, wie es eigentlich hätte sein sollen.
Bestürzt fragte er: "Das war nicht ganz so wie du es dir vorgestellt hattest?"
Lison nickte und dann meinte er bitter: "Keiner hat das hinterfragt. Keiner fand etwas dabei, dass ich plötzlich gesoffen hatte bis zur Alkoholvergiftung. Niemand fand etwas dabei, dass ich mich mit einem Typen der 28 Jahre alt war eingelassen hatte. Im Gegenteil, meine Mutter meinte nur, dass es bei einem der 'so ist' wie ich ja kein Wunder sei, dass ein anständiger Mann schwach wird.
Meine Schwester meinte, ich hätte mich angeboten wie eine läufige Hündin und ihr ach so toller Marcon sei ja auch betrunken gewesen.
Mein Vater hingegen hat mir erklärt, dass ich dankbar sein soll, dass das die Hochzeit meiner Schwester nicht hat platzen lassen..."
Simur dachte er habe sich verhört: "Was, die hat den danach noch geheiratet?"
"Haben sie" höhnte Lison nun, "er hat mich zwei Mal zum Onkel gemacht und dann stellte sich heraus, dass er doch kein so toller und anständiger Mann war. Seit einem Jahr sind sie geschieden..."
"Oh Lison, das tut mir soooo leid" stammelte Simur und wusste nicht wie er das was er gerade fühlte und mitfühlte in Worte gießen sollte.

"Da kannst du ja nichts dafür" erwiderte ihm Lison, "aber deswegen bin ich kein 'Typ für nur eine Nacht'."
"Und trotzdem haben wir schon beim zweiten Mal..." erschrak Simur nun, doch Lison unterbrach ihn und meinte: "Das ist etwas anderes. Du bist anders und ich bin mir sicher, dass es mit dir noch viele Nächte dauern wird!"
"Das verspreche ich dir!" schwor ihm Simur nun und dann konnte er nicht anders als Lison ganz fest in den Arm zu ziehen.
Wenn die Götter es wollen, dann noch mehr als 350.000 Nächte, dachte währenddessen. Er würde Lison eine lange Zeit voller Glück geben, eine Zeit so lange, dass sich bald keiner mehr an diesen Marcon oder Lisons Schwester auch nur noch erinnern könnte.

****

Einmal mehr war die einzige angevinische Aerion auf dem Weg nach Kitaien.
Da dieses Mal aber Hochkönig Trevor seinen Gatten begleitete, nahm sie den sicheren, aber längeren Weg über Midtown und Owyhee.
Neben Trevor und Taejo waren auch Ivenej sowie Marlur mit von der Partie.
Marlur deshalb, weil es noch galt zwei kitaische Sänger für die Besetzung der Uraufführung von Strepponis neu entdeckten Werken zu finden und Taejo ihm zugesagt hatte ihn dabei zu unterstützen.

"Fliegen ist ja schon eine tolle Sache" begeisterte sich Ivenej der neben Marlur sass.
"Oh ja, vor allem mit Überschallgeschwindigkeit" bestätigte der gutgelaunt.
"Du arbeitest schon an dem Singspielen?" bemühte sich Ivenej eine Konversation zu führen während er mit dem Kopf auf die Notenblätter in Marlurs Schoß deutete.
"Oh ja, wenn wir in drei Wochen mit den Proben beginnen wollen, muss ich da jetzt ran" erklärte Marlur.
"Hast du trotzdem vielleicht genug Zeit, dass ich dich etwas fragen kann?" kam es etwas zögerlich nun von dem Silistrier.
"Ja klar doch, schieß los!" ermutigte Marlur ihn.
Hoffnungsvoll stellte er nun seine Frage: "Kannst du mir etwas über diesen Tarawan erzählen mit dem mein Bruder eingesperrt ist?"
"Du meinst Terastan?" erwiderte Marlur, "ja, über den kann ich dir etwas erzählen..."

Weiter vorne im Flieger bekam Trevor eine Textnachricht von Simur. Er überflog sie und sein Gesicht zeigte Ernst, dann las er sie noch einmal sorgfältig und seine Mimik verdüsterte sich.

Er reichte sein Callidcom an Taejo weiter und meinte: "Hier, lies' mal. Von Simur. Was meinst du dazu?"

Taejo nahm sich das Smartphone und las die Nachricht.
"What the fuck...!" entfuhr es ihm als er sie fertig gelesen hatte.
"Kannst du da etwas machen?" fragte Taejo ihn nun, "denn falls ja, solltest du etwas machen."

"Natürlich kann ich da etwas machen. Ich bin der Souverän von Angevinien" erklärte Trevor.
"Und was kannst du machen?" wollte Taejo nun wissen.
"Ich werde Anklage erheben und einen Haftbefehl ausstellen" antwortete ihm Trevor auf diese Frage.
"Das kannst du?"staunte Taejo.
"Das kann ich!" bekräftigte Trevor.
"Verstößt das nicht gegen das Prinzip der Gewaltenteilung?" wunderte sich Taejo nun.
"Angevinien ist eine Monarchie. Eine verfasste Monarchie, ich kann nicht alles machen was ich will. Ich kann zum Beispiel über einen Bürger Angeviniens nicht auch richten oder ihn verurteilen" legte Trevor da, was er als Hochkönig konnte und durfte – und was eben nicht.

Dann läutete er nach jemanden vom Bordpersonal.
Ein junger Verbindungsoffizier der Luftwaffe schneite alsbald herein: "Womit kann ich Euch dienen, Sire?"

"Wir möchten Anklage erheben und einen Haftbefehl ausstellen!" erklärte Trevor ihm.
"Sehr wohl Sire, ich hole Euch die notwendigen Formulare und die diensthabende Siegelbeamtin" erklärte der.
Das tat er dann auch und so wurde Taejo alsbald Zeuge, wie Trevor mit einem edlen Füllfederhalter und einem eindrucksvoll gestalteten Vordruck eine ziemlich edel aussehende Urkunde ausfertigte, die dann noch aus dem Flugzeug per Bildfunk an die zuständigen Stellen übertragen wurde.

****

"Als ich neu hier unten war, hast du mir gesagt, du könntest mir mehr Zeit verschaffen" überwand sich Alexej Terastan um Hilfe zu bitten, "was muss ich dafür tun?"
Insgeheim freute sich Terastan über diese Frage, aber ihm war auch klar, dass die Antwort dem jungen Silistrier, für den er schon mehr empfand als er selbst für gut befand, nicht gefallen würde.
"Also, ich als Divinoble habe unter günstigen Bedingungen noch gut 700 Jahre zu leben" hob er an, "ich befürchte allerdings, dass dir meine Antwort, was du dafür tun musst, um an meiner Lebenserwartung teilhaben zu können, nicht gefallen wird..."
"Um das beurteilen zu können, müsst ich ja erstmal wissen was ich tun muss" gerierte sich Alexej ungeduldig.
"Kurz gesagt: Du müsstest mich heiraten" entgegnete ihm Terastan.
"Du bist ein Mann!" Völlig verständnislos schaute Alexej ihn an.
"Nun, dass das kein Hindernis ist, zumindest in Sore und Angevinien, solltest du wissen" merkte Terastan vorsichtig an.
"Hmm....ja..." grummelte Alexej sichtlich unbegeistert.
"Alleine die Formalität einer Heirat reicht nicht aus" fuhr Terastan in seinen Erläuterungen fort, "damit du so lange lebst wie ich, müsste ich mich mit dir verbinden. Und dafür müsste ich mit dir schlafen..."
"WAS?" fuhr Alexej sofort hoch, "ich lass mich doch nicht von dir ficken!"

Obwohl Terastan mit dieser Reaktion gerechnet hatte, tat es tief in seinem Innersten trotzdem weh, so als hätte man mit einer feinen Nadel in sein Herz gestochen.
Etwas resigniert sagte er in traurigem Ton: "Ich sagte ja, dass es dir nicht gefallen würde..."

****

Es war vier Uhr am Morgen in Marlaland, im beschaulichen Örtchen Plumbie, als die Einsatzkräfte der Polizei ein Haus stürmten.
Wobei stürmen nicht ganz zutraf.
Der Hauseigentümer, ein verschlafener Mann Mitte Dreißig öffnete auf das Sturmklingeln der Beamten und schaute dann ein wenig überrascht in die Mündungen der auf ihn gerichteten Schußwaffen.
"Marcon Wanker?" brüllte der Einsatzleiter.
"Ja..." erwiderte der Mann überrumpelt.
"KBI" brüllte der Polizist, "im Namen seiner hochköniglichen Hoheit, Hochkönig Trevons, verhafte ich Sie wegen des sexuellen Mißbrauchs von Minderjährigen, wegen Vergewaltigung und wegen der Abgabe von berauschenden Mitteln an einen Minderjährigen zum Zwecke der Verdeckung und Ermöglichung einer Straftat.
Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Verteidiger hinzuzuziehen. Wenn Sie sich keinen Verteidiger leisten können, wird Ihnen einer gestellt...."


¹In deinen Po einen Schwanz
Und einen in deinen Mund
²violetten Schleier
³in Angevinien sowas wie Sonntag
⁴Kaffee

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now