#7 - Warum musste es so kommen?

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Ich stand da mit meinem Wagen. Den Blick stur geradeaus gerichtet. Die Hände fest am Lenkrad. Ich starrte die Straße entlang. Starrte auf die scharfkantigen Felsformationen der Klippe und deren Abgründe nah am Asphalt, der sich windend und schlängelnd einen Weg durch das Gebirge bahnte. Mein Kopf war leer. Alles war so leer und trostlos, so rau und scharfkantig wie das kahle Gestein des Gebirges. Meine Gefühle taub vor innerlichem Schmerz, Zerrissenheit und Enttäuschung. Es war noch immer schwer zu glauben – schwer zu verdauen – schwer zu erfassen. Es fühlte sich an wie ein dumpfer Alptraum, aus dem ich nicht erwachen wollte, aber ich wusste es besser, dass es eben kein Alptraum war. Nein, das hier war leider die harte, schmerzliche Realität.

Ich hatte den besten Sommer meines Lebens gehabt – zumindest hatte ich das bis vor kurzem noch geglaubt. Bis Brian mir gesagt hatte, dass er in Wahrheit ein verdammter Cop sei. Ich hatte es nicht wahrhaben wollen, da es so sehr geschmerzt hatte. Meine Welt war in sich zusammengebrochen, ebenso wie mein Herz in dem Augenblick zersplittert war. Ich hatte ihn geliebt, und ich tat es noch, dafür schämte ich mich und ich fühlte mich schlecht. Er hatte unsere "Familie" verraten und hintergangen. Aber noch viel schlimmer war: Er hatte mich belogen und benutzt, um sich das Vertrauen von Dom zu erschleichen. Er war ein mieser Scheißkerl – ein Cop eben.

Ich presste verbittert die Lippen aufeinander und meine Hände klammerten sich regelrecht ans Lenkrad, so sehr, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ich war so wütend, so enttäuscht, so verletzt und verzweifelt. Unglaublich wie ich vor kurzem noch geglaubt hatte, dies sei der glücklichste Sommer meines Lebens und von einer auf die andere Sekunde war alles in sich zusammengebrochen, und das hatte ausgerechnet der Mann zu verschulden, von dem ich geglaubt hatte, er würde mich lieben und sei so charmant, doch in Wahrheit war es bloß Scharade gewesen, um Dom und seine Crew – unsere "Familie" – zu zerschlagen.

Als er vor wenigen Monaten das erste Mal bei uns aufgetaucht war und sich als Brian Spilner vorgestellt hatte, erschien mir derweil, als läge es Jahre zurück. Die Erinnerungen waren verblasst und alles wirkte so verschwommen und verzerrt wie hinter einem milchigen Schleier. Die Worte – seine Worte, als er mir sagte er sei ein Cop und sein richtiger Name  nicht Brian Spilner, sondern Officer Brian O'Connor war, hallten noch immer dumpf in meinen Ohren.

Ich vernahm das Geräusch eines lauten, klangvollen Motors, der sich mir näherte. Ohne hinzusehen wusste ich, dass er es war. Er war mir gefolgt. Natürlich war er das. Ich hatte nichts anderes erwartet, um ehrlich zu sein.

Er hielt direkt neben meinem weißen BMW 330 Ci Cabrio mit seiner offenen, orangen Toyota Supra. Ich drehte nicht den Kopf. Trotzdem wusste ich ganz genau, dass er zu mir rüber sah. Ich sagte kein Wort. Er aber auch nicht. Ich spürte nahezu seinen frostigen Blick auf meiner Haut - ein zerrissener Blick voller Bedauern, Reue, Missfallen und Traurigkeit. Dennoch schenkte ich dem keinerlei Beachtung.

Stattdessen ließ ich den Motor für mich sprechen

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Stattdessen ließ ich den Motor für mich sprechen. Ich spielte am Gas. Er verstand sofort. Ich forderte ein Rennen – ein letztes Rennen. Wieso? Wusste ich selbst nicht genau. Vielleicht hatte ich irgendwelche Hoffnungen. Wenngleich ich nicht wusste welche oder was ein Rennen bringen würde, außer um Zeit zu schinden. Vielleicht wollte ich mich ihm aber auch einfach bloß nicht wehrlos aushändigen. Wenn er mich schon an die Polizei überführen wollte, dann musste er mich erst in einem Rennen schlagen – eher gab ich mich nicht geschlagen. Vielleicht waren das meine Gedanken – oder es war eben doch schlichte, naive, dumme Hoffnung, dass dieses Rennen vielleicht doch noch irgendetwas am Ausgang ändern könnte. Das die Zeit, die ich dadurch herausholte, irgendetwas bewirkte und es ungeschehen machen konnte. Aber das war natürlich völliger Blödsinn.

[Fast & Furious] Brian O'Connor x Reader One Shots/ImaginesWhere stories live. Discover now