Kapitel 1- Einsamer als gedacht

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"Ah, da ist ja mein Musterschüler. Guten Morgen Jimin", begrüßte mich mein Trainer, Professor Kim, fröhlich. Ich arbeitete hart für mein Studium und ging auch oft zusätzlich ins Tanzstudio, um noch mehr zu trainieren, was man mir auch ammerkte. Ich war mir bewusst, dass ich gut war, würde mich aber devinitiv nicht als Besten bezeichnen. Und doch war ich seit Beginn meines Studiums Klassenbester und wurde dementsprechend auch viel gelobt. Außerdem hatte Professor Kim eine Vorliebe für mich, aufgrund meiner Höflichkeit, und zog mich somit oft meinen Mitschülern vor. Das machte meine Mitschüler eifersüchtig auf mich, da ich die Aufmerksamkeit des attraktivsten Profs der ganzen Uni bekam, denoch war mir diese Aufmerksamkeit zuwieder. Ich stand nicht gerne im Mittelpunkt, lebte lieber für mich und beschäftigte mich mit Tanzen. Denn Tanzen war für mich die Beste Möglichkeit, meinen anderen Sorgen zu entfliehen. Deswegen tat ich es ja so viel, ich liebte das Tanzen.

"Guten Morgen Professor Kim", grüßte ich höflich wie immer zurück und versuchte, die bohrenden Blicke meiner Mitschüler zu ignorieren. Ich began mich zunehmend unwohler in meiner Haut zu fühlen, bis mich Professor Kim endlich erlöste und das Training began. Es macht Spaß, meinen Körper wieder vollständig auszulasten und mich ganz der Musik.

Nach einer Weile rief uns Professor Kim zu einer kurzen Ankündigung zusammen.

"Wie ihr wisst, finden demnächst wieder die lokalen Meisterschaften statt. Und wer da weiter kommt, tritt in den Landesmeisterschaften an. Wir stellen auch wieder Kandidaten und ich habe, in Absprache mit der Unileitung, von allen meinen Contemporary Studenten einen von euch ausgewählt. Und zwar Jimin. Ich kenne alle Studenten der Uni, die diesen Stil tanzen, und Jimin ist einer der talentiertesten, ausdruckstarksten und fähigsten von Allen." Seine Augen funkelten vor Freude, während er sprach und ich wusste, ich konnte nicht ablehnen, obwohl ich gerne würde. Was das anging, war Professor Kim schon immer stur gewesen.

"Das war alles. Schöne Pause, bis in Zehn Minuten."  Die Anderen verteilten sich im Raum, stellten sich in kleine Grüppchen zusammen um zu quatschen oder tranken etwas. Ich hielt Professor Kim auf, bevor er den Raum verlassen konnte.

"Ich denke, dass jemand aus einem höheren Semester geeigneter als Kanditat wäre," sagte ich zu meinem Gegenüber. "Oder Wook, er ist ebenso talentiert wie ich"

"Aber Jimin, du bist viel zu Bescheiden. Du bist die richtige Wahl, das weiß ich einfach. Du bist mein bester Schüler, du packst das schon." Er klopfte mir aufmunternt auf die Schulter und verließ den Raum. Resigniert seufzend drehte ich mich um und lief zu meinen Sachen, um ebenfalls was zu trinken. Ich setzte mich auf die Bank und trank gierig einige Schlucke. Niemand gesellte sich zu mir, den mein einziger Freund war ein paar Räume weiter.  

Doch plötzlich fiel ein Schatten auf mich. Mit ein bisschen Hoffnung, dass doch wer mit mir reden wollte blickte ich nach oben. Vor mir standen Wook und Jia. Beide sehr talentierte Tänzer, Wook war ähnlich gut wie ich.

"Denk ja nicht, dass du der Richtige für diese große Aufgabe wärst. Du in den Meisterschften? Pah, dass ich nicht lache. Ich bin besser als du und sehe dazu noch viel besser aus", sagte Wook abfällig zu mir.

"Wer will so einem fetten Schwein wie dir denn auch gerne beim Tanzen zusehen? Eckelhaft!",  fügte Jia hinzu und sah mich angeekelt an.

Verletzt versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich ihre Worte trafen. Ich war schon immer unzufrieden mit meinem Körper gewesen und wurde aus diesem Grund schon in der Schule dafür gehänselt. Außerdem, wenn das so viele Leute sagen, muss ja auch was dran sein... .

"Es tut mir leid Wook, ich habe schon Professor Kim ges..."

"Das wird nichts bringen, das wissen wir Beide", unterbrach Wook mich verärgert. "Aber keine Sorge, ich kenne auch andere Wege..." Seine Augen funkelten boshaft und ein ungutes Gefühl beschlich mich. Ich hatte wirklich Angst vor Wook, er war zu Allem fähig, da war ich mir sicher.

Doch bevor ich darauf antworten konnte, kam Professor Kim wieder rein und es ging weiter.

Nach dem Training zog mich Wook noch einmal zu sich und flüsterte mir bedrohlich ins Ohr:"Erinnere dich an meine Worte."

Verängstigt nickte ich, flüchtete aus dem Raum und machte mich auf die Suche nach Hobi, den ich kurz darauf auch fand. Doch bevor ich meinem Mund aufmachen und ihn von meinen Bedenken erzählen konnte, fing er an, über seine Bekanntschaften zu schwärmen und über das Date heute Abend zu reden. Seufzend gab ich es auf, höhrte still zu und ging mit ihm zusammen zur nächsten Vorlesung.

Der restliche Tag verlief ereignislos. Wook warf mir weiterhin scharfe Blicke zu, durch die ich mich zunehmend unwohler fühlte und nervöser wurde, doch Hobi bekam das nicht mit, da er unentwegt von heute Abend sprach.

Als wir die Uni am Nachmittag verließen ging es mir beschissen. Die Angst vor Wook hatte mich vollkommen im Griff und ich wollte nichts weiter, als mich meinem besten Freund anvertrauen. Also wand ich mich zögerlich nach links und sprach ihn vorsichtig an.

"Hast du jetzt kurz Zeit für mich? Ich muss mit dir über was richtiges reden"

"Tut mir  leid, Chim, aber ich bin jetzt mit Jay verabredet. Er wollte mir bei der Wahl meines Outfits für heute Abend helfen. Wir können morgen reden, ja?"

Geknickt nickte ich und wand entäuscht den Blick ab. Früher hätte ich das mit Hobi zusammen gemacht, wir kannten uns seit der Mittelstufe. Doch seit neusten war ich abgeschrieben und hatte das Gefühl, dass er nur was mit mir machte, weil wir auf die selbe Uni gingen und er es als Pflicht ansah, weil wir uns schon so lange kennen.

Unsere Wege trennten sich und ich lief zu der kleinen Wohnung. Ich wohnte dort alleine. Meine Eltern hatte ich nie kennengelernt und meine Großeltern, bei denen ich aufwuchs, starben vor zwei Jahren an einem Autounfall. von ihnen hatte ich ein bisschen Geld geerbt und arbeitete zusätzlich noch in einem Caffee. Ich erinner mich nicht gerne an den Unfall, den ich miterlebte, wo meine Großeltern ihr Leben verloren und mir hässliche Narben zufügten.

Schnell schüttelte ich die dunklen Gedanken ab und schloss die Tür auf, zog meine Schuhe aus und stellte meine Tasche daneben. Dann lief ich ins Wohnzimmer und ließ mich erschöpft auf mein Sofa fallen. Ich fühlte mich ausgelaugt, hatte Kopfschmerzen und in meinen Kopf rasten die Gedanken nur so. Ich würde gerne mit jemanden reden und Gesellschaft haben, doch meinem einzigster Freund war ich egal. Aufs Tanzen hatte ich auch gerade keine Lust, da sich zusätzlich ein bohrendes Hungergefühl in mir breitmachte. Kein Wunder, ich hatte seit Tagen nichts mehr richtiges gegessen.

Schnell machte ich mich fertig fürs Bett und legte mich hin. Müde schloss ich die Augen und ehe ich mich versah, war ich schon eingeschlafen.

Fallen Angel - YoonminWhere stories live. Discover now