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F̲̅e̲̅l̲̅i̲̅x̲̅ P̲̅o̲̅v̲̅:

Seufzend wandert mein Blick im Klassenraum umher. Es ist endlich die letzte Stunde des Montages. Der heutige Tag war so anstrengend, weil ich die ganze Zeit wie eine seltene, vom Aussterben bedrohte, Tierart vorgestellt wurde. Es ist einfach nur nervig gewesen und jetzt zeigt mir auch noch Changbin die Schule. Soll ich schnell weggehen und so tun, als hätte ich schon etwas geplant oder es vergessen? Das wäre aber respektlos, außerdem bin ich so nicht.

Früher sprudelte meine extrovertierte Seite heraus. Wahrscheinlich wäre ich jetzt ebenfalls so, jedoch musste es in meiner alten Schule zu diesem einen, bestimmten Vorfall kommen. Warum habe ich ihn so sehr in mein Leben gelassen? Weshalb bekam er mein Vertrauen? Stimmt, dieser Esel ist mir ja ans Herz gewachsen.

„Somit ist die Stunde beendet! Vergesst nicht, dass wir bald eine mündliche Wiederholung zu diesem Thema haben werden, bei der ich mir drei von euch aussuche, der oder die mir dann ein bis zwei Fragen beantworten wird. Es ist zwar nicht so bedeutend wie der Test, aber es ist ein geschenktes Plus in der Mitarbeit! Schönen Montag euch allen!", verabschiedet sich die Frau, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe.

Um ehrlich zu sein, hing meine Aufmerksamkeit die ganze Stunde nicht auf der Thematik. Mein Kopf war erneut in der Vergangenheit, zwar mit mehr Verachtung als zuvor, jedoch habe ich wieder an meine Zeit vor dem Schulwechsel denken müssen.

Während ich meine Sachen zusammenpacke, bemerke ich nicht, wie sich jemand an mich heranschleicht. „Kommst du?", fragt mich eine männliche Stimme von hinten, was meinen Körper kurz, unmerklich zusammenzucken lässt. „Stress nicht. Ich habe es ja gleich", erwidert meine Stimme mit einem leicht genervten, immer noch kalten Unterton, wobei ich die Person, welche hinter mir steht, nicht anschaue. Irgendetwas macht dieser Mensch mit mir und ich weiß nicht was.

In der Tür stehend scheint Changbin auf mich zu warten, da er anscheinend endlich Abstand zu mir aufgebaut hat. „Wartest du auf besseres Wetter oder warum gehst du nicht los?", melde ich mich gereizt zu Wort, nachdem ich zu ihm gegangen bin. Meine Nerven sind eindeutig strapaziert. „Du bist ganz schön frech für einen Neuling", grinst der Junge. „Ich habe nunmal keine Angst und vor dir schon gar nicht. Also, zeige mir das Gebäude, damit ich mich halbwegs hier auskenne. Wenn du allerdings keine Lust hast, kannst du gerne gehen. Grinse dich woanders dumm und dämlich", antworte ich schnippisch. „Respekt scheint dir auch ein Fremdwort zu sein. Des Weiteren lasse ich mir meine gute Laune nicht sehr schnell verderben, weshalb du bei mir mit deinem gereizten Ton in einer Sackgasse landest", kontert der, um ein paar Zentimeter, Kleinere lässig.

Darauf zu reagieren wäre sinnlos, das ist mir durchaus bewusst, weswegen ich mich an ihm vorbeidränge, ehe er mir zuerst nachgeht, aber ziemlich gleich zu mir aufholt.

——

Nachdem mein Klassenkamerad erklärt hat, wo die wichtigsten Säle sind, schneidet er ein neues Thema an. „Apropos, danke für den Zettel. Ab jetzt weiß ich wie du heißt, Felix!" Wie zum Teufel ist der Typ bitte so motiviert? Die Freude in seiner Stimme kann ich sehr wohl heraushören, ob sie ehrlich ist, ist eine andere Frage. Um ihm eine Antwort zu geben, entweicht mir nur ein kurzes, zustimmendes Brummen. „Wann sind wir fertig?", bitte ich nach der Auskunft für „die Tour der Schule". „Eigentlich bald. Es bleiben sowieso nur die Sporthallen und der Musiksaal übrig", beantwortet Changbin. „Von mir aus", spucke ich diese Worte beinahe hervor.

Bis jetzt scheint der Junge sich im Zaum zu halten, was das zurück motzen betrifft. Mal sehen, wie lange das anhält.

Nach ein paar Minuten, in denen eine seltsame Stimmung herrscht, kommen wir bei unserem Ziel an. „Hier sind die Sporthallen. Du wirst sie sicher diese Woche noch sehen. Außerdem sollte dein Spind in der nächsten Zeit frei werden. Da ist dann Platz für deine Bücher, Kleidung und weiteres", gibt mein Klassenkollege preis, was mir nur ein Nicken entlockt.

Als der Typ die Tür zum momentan leeren Musikraum öffnet, betrete ich diesen, schaue mich kurz um, bevor mein Körper sich zu ihm dreht. „Gut. Tschüss, bis morgen", will ich mich aus dem Staub machen, jedoch ist die Rechnung ohne den anderen gemacht worden. Changbins Hand umfasst mein Handgelenk, als ich an ihm vorbeigehe, weshalb ich leicht erschrocken in das Gesicht von ihm blicke. „Hast du wirklich so wenig Anstand oder kannst du einfach nur gut schauspielern?", will er eine ehrliche Auskunft. „Das geht dich einen absoluten Dreck an. Ich bin so, wie ich will. Wenn du damit nicht zurecht kommst, lass es ganz. Du hast keine Ahnung, also misch dich nicht in Sachen ein, die dich nicht betreffen", starre ich in seine braunen Augen. „Jetzt hör mir mal zu. Du musst mich nicht mögen, okay? Aber ein bisschen Respekt ist dennoch angebracht. Ein lockeres „Danke" reicht auch", erwidert mein Gegenüber prüfend, während wir ein Blickduell eingehen, bei dem sich meine Augen beinahe automatisch verengen. Was soll ich machen? Mich bedanken? Wirke ich dann nicht total schwach? Ich bin seit weniger als 24 Stunden hier und lasse mich so beeinflussen? Andererseits, wer gibt ihm das Recht, mich respektlos oder unanständig zu nennen?

Ein Augenrollen, gefolgt von einem tiefen Atemzug, presse ich folgende Worte über die Lippen:„Danke, dass du dir die Zeit für mich genommen hast, Changbin." „Na, geht doch", erwidert der Angesprochene lächelnd. „Bye, bis morgen, Felix." „Bis morgen.", verabschiede ich mich kurz, ehe wir beide den Raum verlassen.

Vor der Schule angekommen, kramt meine rechte Hand in meinem Rucksack, um kurz darauf meine Kopfhörer zu finden. „Hey, Bin! Wie geht es dir?", spricht plötzlich jemand, bevor ich mich langsam in Bewegung setze, damit ich meinen Bus erwische. „Hey, Chan und Min! Mir geht es sehr gut, euch? Vielen Dank fürs Warten", redet der Braunhaarige, welcher mit einem gewissen Abstand hinter mir steht, zwei Jungs an. Warte?! Die habe ich doch heute schon gesehen, aber wo?

Kopfschüttelnd gehe ich einfach von der Schule weg, da mich das Gespräch nicht zu interessieren hat. Mit den Kopfhörern in den Ohren, fahre ich nach Hause.

Zum Glück ist dieser Tag vorbei.

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Heyyy, eine knappe Ankündigung:
Bei Fehlern in der Grammatik, Rechtschreibung, Komma oder sonstiges könnt ihr das sehr gerne melden. Ebenso wie Feedback.

Hat wer Vermutungen, was mit Felix los ist?

Have a great time!

Bye bye ;)

Don't hurt me \\ ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt