Stille.
Eine lange, unangenehme Stille kehrte ein, in der ich überlegte.

"Nagut, aber...nur reden.", stimmte ich also zu. Das verächtliche Schnauben Yoongis, als ich zögerlich nach der ausgestreckten Hand meines Ex-Freundes griff, versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich wollte nicht, dass der Silberhaarige böse auf mich ist, doch als ich zu ihm schaute, wandte er sich bereits ab.

"Komm Hobi, lass uns nach Hause fahren.", sagte er und klang dabei so monoton. Verwirrt und ein wenig traurig, blickte dieser zwischen uns hin und her, ehe er seufzte.
"Wir sehen uns, Jimin.", verabschiedete er sich mit einem gezwungenen Lächeln, ehe er nach Yoongis Hand griff und sie zu ihrem Auto gingen.

Es tat weh. Es tat furchtbar weh, die beiden so gehen zu sehen. Besonders weil Yoongi sich nicht mal verabschiedet hatte. War er wirklich so sauer, nur weil ich mit Hyunjin reden wollte?

"Na komm, Baby."

~~

Zum wiederholten Male klingelte mein Handy und der Name meiner Tante leuchtete auf. Und erneut drückte ich den Anruf seufzend weg. Ich hatte vor der Schule auf sie warten sollen, aber stattdessen war ich mit Hyunjin mitgegangen. Nun saß ich diesem in einem kleinen Café gegenüber und rührte in meinem Milchshake rum.

"Alles okay, Baby?", fragte er und ließ mich damit schlucken. Dieser Spitzname sollte nichts mit mir anstellen. Nicht mehr aus seinem Mund und doch ging es nicht spurlos an mir vorbei, dass er mich immer wieder so nannte.
"Kannst...kannst du bitte aufhören, mich so zu nennen?", fragte ich daher zögerlich und blickte in Hyunjins fragendes Gesicht.

"Wieso? Ich hab dich immer so genannt.", wollte er wissen. Seufzend sah ich auf den pinken Erdbeer Milchshake, der mich sonst jedes Mal so glücklich stimmte. Dieses Mal nicht.
"Ja, schon. Aber wir sind nicht mehr zusammen und es...fühlt sich irgendwie falsch an. Weißt du?" Falsch, weil es mich an Yoongi denken ließ und wie wir eben auseinander gegangen waren.

"Wie du willst.", zuckte er mit den Schultern und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Also, was ist los?", fragte er erneut und sah mich abwartend an. Ich war es nicht von ihm gewohnt, dass er sich für das interessierte, was mich bedrückte. Es ließ mich ein wenig mehr glauben, dass er sich scheinbar wirklich geändert hatte.

"Das war meine Tante, bei denen ich doch jetzt wohne. Ich hatte vor der Schule auf sie warten sollen, wegen der Prügelei und so. Das gibt sicher noch Ärger, wenn ich nach Hause komme.", stellte ich betreten fest. Es tat mir irgendwie leid, dass ich ohne ein Wort abgehauen war, aber ehrlich gesagt war ich einfach nur froh, gerade weit weg von ihnen zu sein.
"Dann geh nicht nach Hause.", kam es trocken von meinem Gegenüber. Verwirrt schaute ich ihn an und erkannte das kleine Grinsen auf seinen Lippen.

"Du kannst bei mir pennen, wenn du willst. Ich hab ne Couch, oder ein großes Bett, für den Fall, dass du lieber kuscheln willst.", schlug er vor und zwinkerte mir bei seinen letzten Worten zu. Überfordert von diesem direkten Angebot schluckte ich. Oh, wie klar mir war, dass er mit Kuscheln nicht einfach nur ruhig zusammen zu liegen meinte.

"Ich ähm...nur...nur reden. Weißt du noch? Wir sind hier zum reden. Nicht mehr.", hielt ich an meinem Vorhaben fest. Ich hatte nicht vor irgendetwas zu überstürzen. Nervös nahm ich einen großen Schluck von meinem Milchshake und wich seinem Blick aus.

"Du hast recht. Ich wollte mich bei dir entschuldigen, Jimin. Für das, was ich gesagt habe und wie ich unsere Beziehung beendet habe. Das war nicht in Ordnung und ich bereue es.", fing er schließlich an und ließ mich damit überrascht aufblicken. Er bereute es? ungläubig sah ich in seine dunklen Augen, die völlig ruhig auf mir lagen und beinahe etwas trauriges ausstrahlten.

PolyamoryWhere stories live. Discover now