Meine Welt liegt in Scherben

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Wir waren wie immer zusammen in unserem Proberaum nach der Schule und arbeiteten an unseren Songs, die wir bei unserem nächsten Straßenkonzert am goldenen Reiter spielen wollten, da bereits Sommer war und wir nur noch wenige Tage Schule hatten. Wenn ich von ‚Wir‘ rede, dann meine ich Johannes, Thomas, Nowi und mich. Wir sind eine kleine Schülerband, die sich bei einem musikalischen Jugendclub kennengelernt haben und beschlossen hatten eine Band zu gründen, was surreal ist, da Thomas 16 ist und die 10. Klasse besucht und ich ein Jahr jünger als er bin und die 9. Klasse besuche. Nowi und Johannes sind jeweils ein Jahr älter als Thomas und besuchen nicht die gleiche Schule, wie Thomas und ich.
Gegen 17 Uhr beendeten wir die Proben. „Das war die letzte Probe vor dem Konzert… und somit die letzte Probe mit mir für ein Jahr… Ich werde ein Auslandsjahr machen, Hannes weiß es zwar schon, aber ich habe ihn gebeten nichts zu sagen, weil ich Abschiede doof finde und es soll jetzt keine lange Abschiedsrede sein, weil es mir so schon schwerfällt, aber ja, ich werde in den Sommerferien in die USA fliegen und ein Schüleraustausch für ein komplettes Jahr machen. Ich habe euch nichts gesagt, weil ich keine Abschiedsfeier haben möchte, sondern einfach nur das Konzert noch mit euch genießen will.“, erklärte uns Thomas. „Oha, das ist ja cool. Warum nicht, die Erfahrung wird bestimmt cool sein“, machte Nowi ihm Mut. Hannes nickte stolz zu Thomes. Ich merkte wie mir die Tränen in die Augen stiegen und verließ umgehend unseren Proberaum. >>Warum fliegt er ausgerechnet in die USA? Was wird aus der Band? Ohne ihn geht gar nichts… Wir brauchen einen Gitarristen… Was soll ich denn in den Hofpausen machen, wenn er nicht da ist? Wer hilft mir dann in Mathe? << Mir kamen auf dem nachhause weg so viele Fragen in den Kopf.  Was noch schlimmer war, ist das ich angst hatte, dass er dort eine neue Freundin findet und sich in diese verliebt, da ich seit mehreren Wochen Gefühle für ihn hatte, was allerdings niemand wusste.
20 Minuten später kam ich zuhause an, wo ich mit Tränen in den Augen meiner älteren Schwester in die Arme fiel. „Hey, Maus. Pss... alles gut“, versuchte sie mich zu beruhigen. „Nichts ist gut…“, entgegnete ich ihr Tränen überströmt. „Thomas macht ein Auslandsjahr… Was wird denn jetzt aus unserer Band… Ohne Gitarrist brauchen wir keine Konzerte geben…“, meine Stimme zitterte, als ich das sagte, da es einfach zu sehr weh tat. „Ich freu mich ja für ihn, weil er Erfahrungen sammeln kann, aber die Band…“ „Ein Jahr Pause ist zwar hart, aber das schafft ihr und Johannes und Nowi sind ja auch noch da…“, versuchte sie mir Mut zu machen. „Mhm… was ist, wenn er jemanden kennenlernt und beschließt nach der Schule nach Amerika zu ziehen? Dann macht die Band keinen Sinn mehr und unsere Band hat keine Zukunft mehr…“, machte ich mir vor Verzweiflung bedrückt Sorgen. „Hey das wird er nicht und wenn, dann findet ihr einen neuen Gitarristen, okay?“ „Mhm…“, entgegnete ich ihr nur. „Ich gehe eine Runde laufen, um meinen Kopf freizubekommen, um dann meine Hausaufgaben machen zu können…“, meinte ich zu ihr. „Ok, ich fange schonmal an zu kochen, dann können wir zusammen essen, wenn du wieder da bist“, meinte sie, bevor ich raus ging. Ich lief zum Zigaretten-Automaten bei uns um die Ecke und kaufte mir Kippen. Feuerzeug hatte ich sowieso immer mit, da wir öfter mal ein Feuerzeug brauchten, weil Freunde von uns rauchten und ich mir deshalb angewöhnt hatte ein Feuerzeug in der Hosentasche zu haben. Ich öffnete die Packung und zündete mir eine Kippe an. Danach steckte ich die Schachtel in meine hintere Hosentasche, wo in der anderen sich mein Handy befindet, und rauchte meine erste Kippe.
Es vergingen ein paar Tage und das Rauchen entwickelte sich zu einer Sucht. Bis auf Thomas wusste niemand davon, dass ich rauchte, nicht einmal meine Schwester, zumindest dachte ich das. Nach der Schule fuhr ich direkt nachhause, wo meine Schwester schon auf mich wartete. „Steff, wir müssen reden!“ Ich bekam ein schlechtes Gewissen, als sie das sagte. „Ja? Was ist?“, fragte ich zärtlich. „Ich war heute in deinem Zimmer, weil ich mir ein Lesezeichen für mein Buch holen wollte… Ich war deshalb an deinem Nachttisch und habe DAS hier gefunden“, sie legte mir eine Schachtel Zigaretten hin. „Die… Die sind von Nowi… Die hatte er im Proberaum vergessen und ich hatte ihn bisher nicht mehr gesehen…“, versuchte ich mich heraus zu reden. „Das sind deine! Nowi raucht nicht! Sag mal spinnst du!? Warum tust du dir das an?“, ertappte sie mich. „Ja… Es sind meine… und ja, ich rauche… Ich kann nicht mehr ohne Thomas leben… Er geht mir seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf und jetzt geht er nach Amerika… das schaffe ich nicht… Wer bringt mir in den Hofpausen Mathe bei oder wer hat immer die besten Ideen bezüglich der Konzerte und Songs, welche wir spielen können? Ohne Thomas fehlt irgendwas und er ist bereits wie Familie…“, versuchte ich mich raus zu reden. „Aber rauchen?“ „Ja, ich dachte halt das ich damit die Welt wieder ein bisschen besser sehe… aber das ist nicht so… im Gegenteil, es hat sich eher zur Sucht entwickelt… Janet, ich kann nicht ohne ihn leben! Dein Freund ist fast jeden Tag hier und ich sehe wie glücklich ihr miteinander seit… das will ich auch, aber wenn Thomas in Amerika ist, dann sehen wir uns ein ganzes Jahr nicht… in dem Jahr kann viel passieren… Thomas findet eine neue Freundin und zieht nach der Schule nach Amerika oder bricht Schule ab, er hat dann schließlich einen Abschluss… Hannes und Nowi machen Abi und gehen dann in andere Städte zum Studieren oder anderes und ich… ich stehe dann alleine da… Da ist es dann auch egal, ob ich mich durch das Rauchen selbst zerstöre oder ob das Jahr bzw. das Leben mich zerstört…“, entgegnete ich ihr, womit ich sie enttäuschte, da ich so dachte. „Dann rede bitte mit Thomas und gib mir die Kippen, die brauchst du nicht, du kommst auch ohne damit klar und ich bin immer für dich da, egal ob Tag und Nacht, okay?“, meinte sie. „Okay, ich rede mit ihm und danke für alles“, ich umarmte sie, bevor ich ihr die Kippen gab und sie sie in den Medikamenten Schrank tat, damit falls ich doch mal das Verlangen haben sollte, jederzeit eine rauchen kann. Ich redete einen Tag später mit Thomas und er gab mir sein Wort wieder zurück zu kommen.

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⏰ Last updated: May 11, 2023 ⏰

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