Er war ein Teufel und sie war ein Engel

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Er hatte sie zum ersten Mal vor 200 Jahren gesehen, auf einer Feier. Was genau zelebriert wurde, wusste er nicht mehr, es hatte ihn auch nicht interessiert. Da waren die Engel, diese hübschen, reinen Kreaturen, allesamt leuchtend und langweilig und trist, und die Teufel und Dämonen, als Sinnbilder von Lust, Leiden und all den anderen Dingen, die Spaß machten.

Nun, auf jener Feier stolperte er in sie hinein. Er hatte getrunken, wie sonst sollte er die Almosen der Engel ertragen. An diesem Tag trafen ihre Blicke das erste Mal aufeinander. Sie hatte langes, braunes Haar wie Ebenholz, und unschuldige Rehaugen, die ihn erschrocken und fasziniert beobachten. Wie alle Engel war sie in einen Schein gehüllt. Sie schien zu leuchten, zu strahlen, eine eigene Sonne im Universum voller Dunkelheit. Doch nicht nur das. Sie berührte seine Hand, warum, weiß er heute nicht mehr. Doch in dieser Berührung lag etwas seltsam Vertrautes. Etwas, was er längst vergessen oder verdrängt hatte, und ihm erst durch die zierliche Berührung dieses Engels wieder in sein Bewusstsein kam. Ein Feuer schoss durch seinen Arm, und die Haut, welche der Engel berührte, kribbelte warm. Er, der Fürst der Hölle, war sprachlos.

Sie stammelte eine Entschuldigung, dann verschwand sie in einer Gruppe von Engeln. Als ob diese geflügelten Wesen ihr Leuchten überdecken konnten! Sie strahlte viel heller, und nicht nur das. Sie schien für ihn zu strahlen.

Am selben Tag ging er zum obersten Boss und verlangte den Engel als sein Eigen. Der Preis war enorm, doch bei seinem Thron, er hätte alles gezahlt.

Nun, unsere Geschichte beginnt im Schlafzimmer des Teufels, und weil auch ich wenig Lust habe, diesen ganzen Quatsch, wo sie sich gegen ihn wehrt und dann dank Stockholmsyndrom und stark romantisierten, jedoch objektiv betrachtet sehr übergriffigen Handlungen, ihm verfällt etc. zu schreiben, springen wir gleich zur Action. Sagen wir einfach, sie spürt die gleiche Anziehungskraft wie er, und lässt ihn somit an sich ran.

Sie trug ein blütenweißes Gewand aus Baumwolle, das ihren Körper umspielte, wie der Wind. Er trug ein Hemd und schwarze Jeans, das dunkle Haar zurückgestrichen.

Unsicher betrachtete sie das Bett mit der weinroten Decke, knetete die Hände vor dem Körper. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt. Er wusste, er könnte sie einfach aufs Bett werfen und ihr das Kleid vom Leib reißen, sie zu seinem Eigen machen, sie biegen und brechen, doch etwas in ihm sträubte sich dagegen. Dasselbe Etwas, an welches er sich in jener Nacht erinnert hatte, und welches aufblühte, wann immer er in ihre haselnussbraunen Augen blickte. Dasselbe Etwas erwachte nun, als er ihre Schultern berührte. Ein kleiner Ruck ging durch ihren Körper, als hätte sie ganz vergessen, dass er noch immer hinter ihr stand. Sie hatte ihre Flügel verloren, als sie mit ihm in die Hölle hinabgestiegen war, und nur zwei feine Narben auf den Schulterblättern erinnerten noch daran. Er strich die Linien nach. Vorsichtig senkte er den Kopf hinab und küsste die Haut unter ihrem Ohr. Er musste sich weit hinunterbeugen – sie war einen ganzen Kopf kleiner als er. Ihre Haut war weich und warm und fast so weiß wie ihr Kleid. Ganz langsam und behutsam arbeitete er sich hinab. Sie lehnte den Kopf leicht nach links, um ihm besseren Zugang zu gewähren, und als sie die Schultern senkte, bestätigte sie somit das, was er schon vermutet hatte. Es gefiel ihr.

Gerade erreichte er ihre Schulter, da ließ er von ihr ab. Vorsichtig legte er die muskulösen Arme um sie und hob sie hoch – sie wog nicht mehr als eine Feder. Ein überraschter Laut entfuhr ihr und sie klammerte sich an seinem Hals fest. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Ihren Atem so nahe an seinem Hals zu spüren, ihren zierlichen Körper so nahe an seinem zu wissen, löste dieses vertraute Kribbeln aus. Wie ein Netz spannte es sich über seine Haut und drang immer tiefer in sein Bewusstsein ein. Er wollte es um nichts in der Welt aufgeben.

Behutsam ließ er sie auf die weiche Decke gleiten. Ihre Augen waren geweitet. Furcht? Überraschung? Lust? Er wollte es herausfinden.

Er kam zu ihr aufs Bett, berührte ihre seidenweiche Wange, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann küsste er ihre Lippen. Vorsichtig, ganz leicht, als hätte er Angst, sie würde zurückschrecken oder unter seiner Berührung zerbrechen wie eine Porzellanstatue. Zu seinem Entzücken erwiderte sie den Kuss. Ihre Lippen verschmolzen mit seinen und entzündeten etwas in ihm, was er für lange verloren gehalten hatte. Sie passten perfekt aufeinander, wie zwei Teile eines ganzen. Dann legte sie ihre kleinen Hände auf seinen Nacken, zögerlich, unsicher. Erst jetzt traute er sich, etwas mehr Druck in den Kuss zu setzen. Seine Hände berührten ihre Schultern, ihr Schlüsselbein, ihre Arme, ihre Rippen, die Seiten. Ihre Rundungen passten perfekt in seine Hände. Doch wo immer er sie streichelte, war Stoff.

Ai ajuns la finalul capitolelor publicate.

⏰ Ultima actualizare: Jun 25, 2023 ⏰

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