#75 Götterbotendämmerung

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Als der Wagen des Apostolion zum Stillstand gekommen waren, wandte sich die gesamte Ehrengarde diesem  zu und als der Apostolion aufstand um auszusteigen gingen sie allesamt auf die Knie.

Nun erhob sich Trevor von seinem Thron und mit ihm erhoben sich alle  anderen auf den Tribünen.
Während der König nun in gekonnter Selbstinszenierung die Treppe hinabschritt, begann das Musikkorps der Marine zu spielen und die Würdenträger auf den Tribünen ebenso wie der Marinechor begannen zu singen:
"Hail in the wreath of victory,
Ruler of the fatherland!
Hail, King, to thee!
Feel in the shine of the throne
all of the high bliss
To be beloved by the people
Hail, King, to thee!"

Nicht einmal Lautsprecher brauchte Trevor um mit dem Lobgesang seines Volkes auf sich selber den weiten Platz zu füllen während er majestätisch die Treppe hinabstieg um an deren Fuße den Apostolion in Empfang zu nehmen.

Da Roman ab Tavolam nicht einmal die angevinische Sprache beherrschte und Trevor nicht vor hatte mit ihm auf Sorenisch zu sprechen, trat nun Simur hinzu um als Dolmetscher des Königs zu fungieren.

So begrüßte er nun Roman auf Angevinisch und dann übersetzte Simur es:
"Seine königliche Hoheit König Trevon, heißt Euch willkommen und  lässt Euch versichern, welche außerordentliche Ehre und welches übergroße Vergnügen es für ihn ist einen Apostolion des glorreichen Sorenischen Imperiums in seinem bescheidenen Reiche empfangen zu dürfen!"
Roman war offensichtlich nicht der Mann für feingeistige Konversation und so erwiderte: "Wir sind froh um das Vergnügen endlich bei Eurer Hoheit angekommen zu sein. Wir sind hier im Auftrag und im Namen von Eius Numeen Sublimeen, dem Divinimperator Ieran ab Iovam und dem ehrwürdigen Rat der Divinobles.
Unser Auftrag lautet mit dem Divicomes Terastan ab Apollam in Kontakt zu treten um seinen wahren Willen zu erkunden und dann Eius Numeen Sublimeen darüber Bericht zu erstatten!"
Pro forma übersetzte Simur das zwar noch, aber der Blick von Trevor zeigte ihm deutlich, dass nicht nur er die Worte von Roman als unhöflich und anmaßend empfunden hatte.
So war Simur auch nicht verwundert, dass Trevor ihn nun antworten ließ: "Seine königliche Hoheit, der Prinzgemahl von Angevinien ist zur Zeit noch unpässlich. Insofern, befürchten Wir, werdet Ihr vorerst mit Uns und Unserer Gesellschaft vorlieb nehmen müssen..."
Die Antwort schmeckte Roman so garnicht und in einem ziemlich herablassenden Ton schnarrte er nun Simur an: "Simur da Chibera, was soll das ganze Theater hier? Ich habe einen klaren Auftrag von Eius Numeen Sublimeen, kannst du diesem kleinen Potentaten das nicht bitte klarmachen!"
Er war etwas verwundert als Simur im kühl antwortete: "Lo mio nominon ese Eius Gratieen Dom Simon Duxam ab Ostoria⁴ und wenn Ihr mit meinen Diensten als Dolmetscher seiner königlichen Hoheit nicht zufrieden seid, empfehle ich Euch, Euch eines eigenen Übersetzers zu bedienen. Habe die Ehre, Vosta Numeen Sublimeen!"

Kurz war Ramon sprachlos, dann winkte er eine Person aus seinem Tross herbei.
Dieser übersetzte nun für ihn seine Antwort an König Trevon: "Wir danken für eure Gastfreundschaft und den großartigen Empfang.
Nach der langen Anreise wären wir Euch dankbar, wenn Ihr uns zunächst unsere Quartiere anweisen würdet so dass wir uns ein wenig erfrischen können..."
Über Simur ließ Trevor ihm nun erwidern: "Es ist mir ein großes Vergnügen Euch persönlich zu Eurem Quartier zu begleiten. Selbstverständlich werden Wir Euch dann eine Zeit der Ruhe gewähren. Es wäre uns allerdings eine große Freude Euch später zum Galadinner bei Uns im Chaudosham Palace empfangen zu können."
"Selbstverständlich werden Wir uns die Ehre Euer Galadinner zu besuchen nicht nehmen lassen" lautete nun Romans Antwort, "vielleicht können wir da auch schon mit der Anwesenheit des Divicomes Terastan rechnen?"
"Wir können Euch nicht versprechen" übersetzte Simur Trevors Antwort, "dass der Prinzgemahl dazu heute schon Willens und im Stande ist. Aber gehen wir doch erst einmal zu Euren Quartier..."

Bereits über eine Stunde bevor das abendliche Dinner begann trafen sich Trevor,  Simur, die Slater und der Lord High Stewart zu einer ersten und kurzen Besprechung der Lage.
"Läuft doch schon gut" meinte Trevor süffisant, "Ramon ist ein wahrhafter Spitzendiplomat. Er hat es binnen weniger Minuten geschafft gegen die Etiketten zu verstoßen, Uns zu düpieren und Lord Simon zu beleidigen. Wenn das so weiter geht macht der die ganze Arbeit alleine..."
"Er hat Euch beleidigt?" erkundigte sich die Slater sofort bei Simur.
"Hat er" bestätigte der, "er hat mich als 'Simur da Chibera' tituliert. Das wäre auf Angevinisch so als würde er mich 'Simon from the slums' nennen.
"Das ist ja allerhand, wie habt Ihr reagiert?" fragte die Slater weiter.
"Ich habe ihn etwas distanziert auf meine korrekte Titulartur hingewiesen und ihn aufgefordert einen eigenen Dolmetscher zu verwenden wenn er mit meinen Diensten unzufrieden ist" erklärte Simur ihr.
"Ich bin ziemlich sicher, er wird sich noch steigern sobald er nachher feststellt, dass kein Terastan anwesend ist" gab sich Trevor zuversichtlich.

Und es schien als sollte er Recht behalten.
Romans Gesichtsausdruck war schon ziemlich abgeneigt als er neben Trevor platziert wurde, steigerte sich aber noch, als ihm klar wurde, dass weder neben ihm noch neben Trevor noch sonstwo an diesem Abend Terastan sitzen würde.

So war der erste komplette Satz den er am Abend artikulieren denn auch ein enerviert hervorgebrachtes: "Wir hatten erwartet Divicomes Terastan heute Abend hier anzutreffen..."
Mit dem freundlichsten aller falschen Lächeln erwiderte Trevor auf angevinisch: "Bedauerlicherweise hat seine königliche Hoheit, der Prinzgemahl, die Erwartung euch möglichst garnicht zu treffen..."
Simur übersetzte das etwas entschärft zu: "Zum Bedauern ihrer Majestät sah sich sein Gemahl außerstande ein Treffen mit Euch schon am heutigen Abend zu ermöglichen..."
Es stellte sich heraus, dass Ramon einen eigenen Dolmetscher mitgebracht hatte, denn unter Getuschel klärte der ihn wohl auf, dass Trevor etwas anderes gesagt hatte als Simur übersetzt hatte.
Nun war Roman empört und fauchte: "Ihr sagtet der Divicomes habe keine Absicht sich mit Uns zu treffen. Es fällt Uns schwer das zu glauben und Wir müssen darauf bestehen dieses von ihm selbst zu erfahren!"
Abgesehen davon, dass Trevor ihn natürlich verstand war Romans Dolmetscher nicht schau genug – oder auch einfach zu arrogant – um diese Aussagen bei seiner Übersetzung abzumildern.
So steuerte die Angelegenheit schon auf einen Eklat zu, ohne dass von angevinischer Seite überhaupt eine Provokation vonnöten war.
Als wenn man das Licht ausgeknipst hätte verschwanden das Lächeln und jede Freundlichkeit aus dem Gesicht von Trevor und sämtlichen Angeviniern im Raum.
Spätestens das hätte jedem erfahrenen Diplomaten ein Warnsignal sein müssen, aber Ramon war es das nicht.

Trevor musste sich nicht einmal verstellen um seine Antwort in einem äußerst pikierten Ton zu sprechen: "Gesandter ab Tavolam, Wir denken nicht, dass Sie sich, Ihrem Land oder Ihrem Anliegen einen Gefallen tun, wenn Sie Uns der Lüge bezichtigen und im gleichen Atemzug in unangemessener Weise auf ein Treffen mit Unserem Gemahl insistieren!"
Simur überließ das Übersetzen dieser Aussage nun gleich Romans Dolmetscher.
Man sah Roman deutlich an, dass ihm nicht gefiel was er zu hören bekam. Aber ein Grund nun zurückzurudern war das für ihn nicht.
"Erlauben Sie 'mal"  ging er jetzt doch tatsächlich Trevor an, "Wir sind der Apostolion des Divinimperators, so lassen Wir uns von Ihnen nicht behandeln..."
Er war sichtlich überrascht als Trevor ihn nun barsch auf Sorenisch unterbrach: "Was denkt er sich, was er sich hier gerade erlaubt? Wir sind der König von Angevinien, der Hüter des Glaubens und der Uxvir von Divicomes Terastan ab Apollam.  Wir stehen in der Rangfolge sowohl in Sore als auch insbesondere hier in Angevinien weit über ihm, verhalte er sich gefälligst so, dass Wir erkennen, dass er das verstanden hat!"

Totenstille im ganzen Raum. Trevor erhob sich und als sämtliche Angevinier sich sofort ebenfalls erhoben, hielt es sogar Ramon für schlau dem Beispiel zu folgen.
"Das Dinner ist beendet!" verkündete Trevor nun, "ich erlaube  den Anwesenden sich zurückzuziehen."
Dann wandte er sich an Roman: "Und wenn er bis morgen verinnerlicht hat, wie er sich einem gekrönten Haupt gegenüber zu benehmen hat und Uns sein Anliegen in angemessener Weise vorzutragen im Stande ist, dann sind Wir sicherlich auch bereits dieses Anliegen eingehender mit ihm zu erörtern. Wir wünschen ihm eine angenehme Nachtruhe!"
Sprachs und verließ den Festsaal ohne weitere Worte, einen verdattertern Roman zurücklassend.
Schweigend folgten die anderen Angevinier dem Beispiel ihres Königs unter den ratlosen Blicken von Romans Entourage.

"Wie behandelt der mich hier denn?" beschwerte sich Roman nun bei Simur der noch zurückgeblieben war.
"Das ist nicht die Frage" erklärte der ihm kühl, "die Frage ist eher, was denkst du dir bei deinem Auftritt hier? Was denkst du, wo du bist? Das ist Angevinien, nicht irgendein kleines sorenisches Protektorat im südlichen Friqiya.
Meinst du wirklich, den König und Gemahl von Terastan zu provozieren, zu beleidigen und zu verärgern ist dein Weg ans Ziel hier?   Schon jetzt würde jeder Angevinier verstehen, wenn König Trevon euch nicht noch einmal empfangen und anhören würde!"


¹Heil Euch, verehrtester Apostolion!"
²Die ruhigen Ufer des Mariolungo hörten
Den Aufschrei eines heldenhaften Geschlechtes widerhallen
Mit leuchtenden Strahlen erschien die Sonne der Freiheit
In diesem Augenblick am Himmel unserer Heimat
Wenn wir es schaffen diese Freiheit zu erkämpfen
In deinem Namen, Libulan
So trotzen wir sogar dem eigenen Tode
Heil dir, Heil dir, geliebte Heimat, hochverehrte!
Sore, wenn an deinem Himmel das Licht von Bulan (=Mond, mythische Sitz von Libulan) erstrahlt
Erweckt Libulan unsere Hoffnung auf Unsterblichkeit.
³Heil dir im Siegerkranz
Herrscher des Vaterlandes!
Heil, König, dir!
Spüre im Glanz des Thrones
die ganz hohe Glückseligkeit
Vom Volk geliebt zu werden
Heil, König, dir!
⁴Mein Name lautet Seine Gnaden Lord Simon, Herzog von Ostoria

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now