Dann hörte er sie lachen und drehte sich schließlich doch zu ihr. Sie trug ein übergroßes, schwarzes Shirt und eine kurze Hose, die darunter kaum zu sehen war. Automatisch setzte er sich auf, um sie von oben bis unten zu betrachten. Ihre Haare waren offen und ihr Anblick ließ sein Herz wild schlagen. Sie kletterte in ihr Bett. „Steht dir gut.“, rief sie ihm rüber. Er schmunzelte und legte sich wieder hin: „Wenn ich heute Nacht von einem Einhorn gefressen werde, dann solltest Du wissen, dass ich Dir mein Atelier vermache, Ajax bekommt meine Bücher und meinen alten Ipod, Eugene kann meine Klamotten haben und Enid… Enid bekommt einen feuchten Händedruck… sie ist schließlich verantwortlich… sie hat Schuld…“ Wednesday grinste und starrte an die Decke. Sie lauschte seinen Worten. 

Es schien unwirklich und wie ein Traum. Sie setzte sich auf, um nochmals nach ihm zu sehen, um sich nochmals zu vergewissern, dass Xavier wirklich in Enids Bett lag und dabei unglaublich lächerlich aussah. Er drehte sich zur Seite und sah, wie sie ihn anstarrte. „Wenn du so starrst, kann du niemals einschlafen… ich dachte, du bist müde?“, neckte er sie. Sie ließ sich fallen und säuselte so leise, dass man es kaum hören konnte: „Gute Nacht, Xavier.“ Ihr Herz schlug schnell und laut und sie wusste, dass sie in den nächsten Stunden mit Sicherheit kein Auge zu tun würde. „Gute Nacht, Wednesday. Und danke.“

Und mit einem Mal wurde es still. Stiller als sonst. Nicht einmal die Raben, die nachts an ihrem Balkon vorbeiflogen, konnte man hören, nicht einmal den Wind, der sonst immer gleichmäßig am großen, runden Fenster vorbeiwehte. Und Wednesday ereilte die Panik, dass er sie hören könnte, dass er ihr Herz laut und wie einen Hammer, der auf einen Amboss schlägt, auf der anderen Seite hören könnte. 

Ihm ging es genauso. Er atmete langsam tief ein und aus, um es irgendwie auszuhalten. Seine Finger tanzten nervös auf der Bettdecke. Selbst nach schier endlosen Minuten war noch keiner von Beiden eingeschlafen. Still und leise verharrten sie beide in ihrer Position, spielten dem anderen vor, dass sie seelenruhig schlafen würden. Eines der Kuscheltiere am Ende von Enids Bett kippte zur Seite und fiel plötzlich auf den Boden. Erschrocken und überrascht setzten sie sich beide auf, um nachzusehen, woher das Geräusch gekommen war.

Sie sahen sich an. Verliebt und voller Sehnsucht. Wednesday fasste all ihren Mut, den sie aufbringen konnte: „Du siehst lächerlich aus…“ Eigentlich hatte sie geplant, etwas anderes zu sagen. „Dankeschön…“, gab er zurück, verwirrt und überrascht über ihre Aussage. Sie setzte neu an. „Du weißt schon, dass du auch bei mir schlafen kannst. Ich brauche nicht viel Platz…“ Das war, was sie eigentlich sagen wollte.

Noch bevor sie die Worte ausgesprochen hatte, stand er schon rechts neben ihrem Bett. Xavier war so schnell gelaufen, dass er beinahe über seine eigenen Füße gestolpert wäre. Er sah ihr an, wie nervös sie war. Verfolgte in Zeitlupe, wie sie ihm Platz machte und die Decke aufschlug. Er stieg hinein und deckte sich zu. Sie lag auf ihrem Rücken, er ebenso. Doch so konnte er nicht schlafen, also drehte er sich zu ihr auf seine linke Seite. Er kniff die Augen zu, es war unglaublich schwer, auf diese Weise zur Ruhe zu kommen, spürte er doch ihre Wärme überall. 

Seine Lider zitterten und er öffnete die Augen wieder und sah, wie sie ihn anblickte. Wednesday, die noch nie mit jemandem in einem Bett geschlafen hatte, war überrascht über das warme Gefühl, die Tatsache, nicht allein zu sein. Es war ihr fremd, aber dennoch vertraut, weil er es war. Weil Xavier es war, die eine Person, die sie mittlerweile besser kannte als sich selbst. Xavier war ein Gentleman, so wie es Enid vorhergesagt hatte. Auch jetzt noch, als er neben ihr lag, blieb er starr und rührte sich keinen Zentimeter. Wednesday drehte sich nun auch zu ihm. Gänzlich, ihre Hände ruhig neben ihrem Gesicht.

Sie blinzelte ihm entgegen, konnte sie doch einfach nicht aufhören, ihm in die Augen zu sehen. Und ohne Vorwarnung rutschte sie zu ihm unter der Decke. Sie griff nach seinen Nacken und drückte ihr Gesicht unter seinem Kinn an seinen Oberkörper. Er lächelte und legte nun beide Arme um sie, zog sie zu sich heran. Ihrer nackten Beine umklammerten sein linkes Bein und er hielt sie fest, so sehr, dass sie kaum noch Luft bekam. Und schließlich blickte sie auf zu ihm. „Gute Nacht…“, flüsterte sie.

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⏰ Last updated: Apr 24, 2023 ⏰

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