Wie, du kannst nicht?

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Wir traten durch den Tunnel zurück ins Freie. Sirius und ich setzten Ron auf dem Boden direkt vor dem Ausgang ab. Ich setzte mich zu Hermine und Ron auf den Boden. Sirius entfernte sich von uns. Er ging ein paar Meter von uns weg in Richtung Schloss. „Geht jetzt lieber.", seufzte Ron in Harrys und Hermines Richtung. „Nein, nein. Ich bleib hier. Ist schon gut."

„Ich bleib hier. Geh, los.", scheuchte Hermine Harry mit einem Lächeln auf den Lippen. „Kommst du klar?", verschaffte Harry sich nochmal Gewissheit bei seinen Freund. „Logisch. Geh schon."

„Au, das sieht sehr schmerzvoll aus." Ron redete darüber, wie Poppy wahrscheinlich sein Bein abnehmen müsse, so schlimm wie er sich verletzt habe. Wortlos konnte ich darüber nur meinen Kopf schütteln. So weit würde es nicht kommen. Das erklärte ihm auch Hermine.

Ich wandte meinen Blick von den beiden ab, die immer noch darüber diskutierten, ob das Bein abgenommen werden musste, oder nicht. Es war längst dunkel geworden. Die Silhouetten von Sirius und Harry waren allerdings noch klar zu erkennen. Sie unterhielten sich. Ich konnte aufgrund der Entfernung nichtmehr zuhören. Doch hoffte ich sehr, Sirius erzählte ihm von seiner Aufgabe als Patenonkel. Nur konnte ich auch ihre Gesichter nicht erkennen, also war das Thema ihres Gespräches nur zu erraten.

Als ich hinter mir aus dem Tunnel Peters flehende Stimme hörte, sah ich hinter mich. „Flübberwürmer. Egal. Aber bringt mich nicht zu den Dementoren."

„Sh." Remus kam mit Peter neben uns aus dem Tunnel heraus. Gleich, als Peter neben uns erschien, stürzte er sich hilfesuchend auf Ron. „Ron, ich bin doch immer ein gutes Haustier gewesen. Ein guter Freund. Du lieferst mich doch nicht den Dementoren aus. Ich war deine Ratte. Und du? Du gutes, du kluges Mädchen, du lässt doch nicht zu, dass die mich-"

„Geh weg von ihr.", unterbrach Remus ihn gnadenlos und zog ihn von Ron weg, der verängstigt in Peters Gesicht starrte. „Schon gut.", krächzte Peter beschwichtigend. Stattdessen sah er zu mir. „Eleonor, bitte. Du bist doch zu allen immer so nett. Du tust doch keiner Fliege was zu leide. Bitte, Eleonor, bitte sah ihm, dass ich-"

„Geh weg von ihr.", befahl Remus abermals, mit einem Anflug von Wut in der Stimme. Eigenständig wich Peter zurück. „Schon gut, tut mir leid." Er wurde von Remus von uns weggezerrt. „Sh."

„Bitte nicht, ich bin schwach.", jammerte Peter wieder. „Nein, bitte nicht."

Hermine war aufgesprungen. „Harry!", rief sie warnend und zeigte gen Himmel. Unser aller Blicke folgte ihrem Finger. Der bewölkte Himmel bot eine atemberaubende Sicht auf den Vollmond. Panik breitete sich in mir aus. Ich sah zu Sirius, der Remus in den Armen hielt. Den Blick starr auf den Mond gerichtet, der sein Gesicht in seinem Licht erleuchtete, war er bereits nicht mehr ansprechbar. „Remus, mein alter Freund. Hast du heute deinen Trank genommen?" Ein Wort: Nein. Nein, er hatte seinen Trank heute nicht genommen. Severus war heute morgen nicht vorbeigekommen, um den Wolsbann-Trank vorbeizubringen.

Ich rappelte mich hastig vom Boden auf und zog Ron gleich mit mir hoch. „Du weißt, wer du in Wirklichkeit bist. Remus. Dein Herz ist der Ort, wo du wirklich lebst. Dieses Herz, hier. Dieser Körper ist nur deine Hülle.", redete Sirius auf Remus ein, doch die Verwandlung war im vollen Gange. Worte waren längst vergebens. Wir konnten nur noch eins tun und dass war schleunigst zu verschwinden. „Hermine, Harry, wenn ich sage-"

„Expelliarmus.", rief Harry plötzlich, seinen Zauberstab auf Peter gerichtet, der sich Remus Zauberstab genommen hatte. Der Zauberstab flog aus Peters Hand, doch das gehässige Grinsen auf seinem Gesicht sagte, es war zu spät. Mit einem Wink zur Verabschiedung verwandelte Peter sich zurück in die Ratte, die er nunmal war, und flüchtete über die Ländereien. „Feigling.", entfloh es mir. Harry wollte ihm hinterher rennen, doch Hermine zog ihm am Arm zurück.

Unsere Blicke wandten sich von Peter ab, zurück zu dem vor Schmerzen schreienden Remus, der die Verwandlung fast vollständig durchgemacht hatte. Ich konnte gar nicht hinsehen. Ihn so leiden zu sehen machte mich krank. „Lauft. Lauft!", brüllte Sirius in unsere Richtung. Ich wollte die Kinder voranbringen, doch sie bewegten sich kein Stück. Allesamt erstarrt. Mit einem Schlag hatte Remus Sirius von sich weg, den Abhang hinunter gestoßen. Jetzt stand er da vor uns. Völlig ruhig, jaulte leise und sah uns nicht an.

„Kommt schon.", wollte Harry endlich den ersten Schritt machen, nachdem er sich aus seiner Starre gelöste hatte. Aber Hermine hatte zu meinem Missfallen andere Pläne. „Wartet. Wartet."

„Hermine.", wimmerte Ron zurecht völlig verängstigt. Doch das Mädchen machte mit Vorsicht einen Schritt auf Remus zu. „Professor?" Ich fühlte mich, als könnte ich mich nicht bewegen. So schlimm hatte ich das noch nie wahrgenommen, und ich hatte seiner Werwolf Gestalt schon öfter gegenüber gestanden.

Meine Hand griff ins Leere. „Hermine nicht. Geh weg von ihm. Er ist nicht bei Sinnen." Doch hingegen meiner Warnung machte sie einen weiteren Schritt auf den stillstehenden Werwolf zu. „Professor Lupin?", sprach sie den fiependen Werwolf an, der auf einmal einen lauten Heuler ausstieß. Ich hatte einen Schritt vorwärts gemacht, Hermines Arm gepackt und sie zurück gezogen. Ich war darauf vorbereitet, dass der Werwolf vor uns jeden Moment losspringen könnte. Aber die Kinder waren es nicht.

Severus, der aus heiterem Himmel aus dem Tunnel gestolpert kam, hatte die Gefahr noch nicht bemerkt. Er blieb zwischen uns und Remus stehen. „Potter, da bist du ja. Ich-" Erneut heulte der Werwolf. Erschrocken hatte Severus sich umgedreht, die Arme sofort schützend vor uns ausgestreckt. Ich hatte keine Zeit, mich darüber zu wundern, woher diese Beschützerinstinkt gekommen war, denn der Werwolf holte zum Schlag aus. Mit seinem Treffer hatte er uns alle erwischt. Wir waren zu Boden gefallen. Hermine schrie erschrocken auf.

Schutzlos ausgeliefert lagen wir vor dem Werwolf, der schon zum nächsten Angriff ansetzt. Mit einem Mal sprang ein schwarzer Hund den Werwolf an. Die Zähne gefletscht stieß er den Werwolf von uns weg. Ich ergriff die Chance und sprang zum zweiten Mal auf. Severus tat es mir gleich. Sirius und Remus leisteten sich einen aggressiven Kampf. Remus allerdings war nicht in der Lage, Rücksicht auf seinen Freund zu zeigen. Und ich konnte mir gut vorstellen, dass Sirius sich noch zurück hielt, weil er ihn nicht ernsthaft verletzten wollte. Das passte nur leider nicht zusammen. Aber Sirius war mit Sicherheit klar, dass er seine Rücksicht beiseite stecken musste, wenn er wollte, dass wir das lebend überstanden.

„Sirius.", brüllte Harry panisch. Remus jagte Sirius hinterher, weit aus unserer Sicht. Harry stützte hinter den beiden Tieren hinterher. „Komm sofort zurück, Potter.", rief Severus dem Jungen hinterher, bevor er sich voller Panik an mich wandte. „Eleonor, tu doch was."

„Ich kann nicht.", antwortete ich ehrlich. „Wie, du kannst nicht?", wollte Severus erschrocken wissen. „Du warst damals doch auch immer dabei."

„Ich bin kein Animagus. Ich war nie mit ihnen unterwegs. Ich habe immer aufgepasst, dass keine Schüler das Schloss verlassen.", erklärte ich ihm schnell die Situation. Er wollte gerade dazu ansetzten, mich an zu schimpfen, da drehte ich schnell den Spieß um. „Warum hast du den Trank heute morgen nicht vorbeigebracht?" Verwirrt sah er mich an. „Heute morgen, da war ich da. Das ist nicht meine Schuld. Entweder hat er den Trank nicht genommen, oder er hat ihn an einem anderen Tag nicht genommen. Woher soll ich das wissen? Meine Schuld war das nicht, ich-"

„Professor.", unterbrach Hermine uns aufgebracht. „Konzentrieren Sie sich, Das ist gerade nicht hilfreich.", erinnerte sie uns netterweise. „Korrekt, ja." Severus wandte sich gefasst zurück an mich. „Bring Weasley in den Krankenflügel." Ich nickte ihm zu. „Natürlich. Na, kommen Sie, Mr. Weasley."

GOLDING (Remus Lupin FF)Where stories live. Discover now