Alles wie immer. Bis auf...

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Mit meinem Koffer in der Hand landete ich am Dorfeingang von Hogsmead. Zufrieden atmete ich die frische Sommerluft ein. Das Wetter war bereit für den September. Es wehte nur ein seichtes Lüftchen, so konnte der Wind den Alkoholgeruch aus dem Pub am Ende der Straße nicht zu mir herüber tragen. Gut gelaunt schlenderte ich durch das Dorf, am Pub vorbei und grüßte freundlich die Leute, die mir auf dem Weg entgegenkamen. Im Honigtopf bestellte ich meinen normalen Süßigkeitenvorrat für das kommende Jahr und nahm für mich selbst eine Tüte mit.

Meine Koffer schwebten den ganzen Weg über neben mir her bis nach Hogwarts. Ich begegnete Hausmeister Filch. Auf mein Lächeln hin verzog er seine Lippen zu einem gequälten Schmunzeln. Manchmal grüßte er sogar. Aber nur an ganz besonderen Tagen. Oder, wenn er seit sechs Wochen keine Kinder um sich hatte.

Professor Trelawney hastete an mir vorbei in ihrer gewohnt verwirrten Art und grüßte kurz. Schon war sie wieder verschwunden. Kopfschüttelnd sah ich ihr hinterher. Die Frau war immer so durch den Wind. Wegen ihrer schrägen Art nicht unbedingt beliebt, aber davon ließ ich mich nicht beirren.

Meine Füße trugen mich weiter durch die leeren, verlassenen Flure, über die stillstehenden Treppen, die erst morgen in Bewegung gesetzt wurden, bevor die Schüler kamen. Ohne die Kinder wirkte das Schloss jedes Mal gespenstisch. Das konnte ich gar nicht ertragen. Ich brauchte das Gequatsche und Gelache der Kinder. Deswegen kam ich immer erst einen Tag bevor das neue Jahr begann. Und auch nur, weil ich musste. Wegen der Lehrerkonferenz.

Ich brachte meine Sachen hoch in meinen Schlafraum und schloss mein Büro nebenan auf. Mit dem Wink meines Zauberstabes räumte sich mein Koffer von ganz alleine aus und ich konnte weiter meine Stationen ablaufen. Ich machte meinen nächsten Halt direkt gegenüber. „Poppy?", rief ich in den leeren Krankenflügel hinein, während ich in Richtung ihres Büros lief. Die Krankenschwester steckte ihren Kopf, hinter einem Vorhang hinter mir, hervor. „Eleonor, schön dich wieder zu sehen." Ich wechselte meine Richtung und lief auf sie zu. „Wie waren die Ferien?", fragte ich interessiert. „Sehr entspannt. Wir waren an der Küste.", erzählte sie mir stolz grinsend. „Das klingt wunderbar.", schmunzelte ich. „Und bei euch?" Ich zuckte schlicht mit meinen Schultern. „Die Ferien waren schöner, als wir noch in der Schule waren. Remus muss auch in den Ferien arbeiten. Und du kennst mich. Mittlerweile ertrage ich die Ruhe nicht mehr." Verstehend nickte sie. „Dann willkommen Zuhause." Ich lächelte sie dankbar an. „Wir sehen uns heute Abend, Poppy."

Vom Krankenflügel aus ging es zurück nach unten. Ich blieb vor dem Porträt mit der Obstschale stehen. Manche Schüler fanden es absurd oder lächerlich, aber die Tatsache, dass man die Birne kitzeln musste, um in die Küche zu gelangen, brachte mich auch heute noch zum Lachen. Glucksend wartete ich, bis sich das Bild beiseite geschoben hatte um dann durch den kleinen Tunnel in die Küche zu den Hauselfen von Hogwarts zu klettern. Schon im Tunnel roch es ganz fantastisch nach unserem Mittagessen.

Als die Tür auf der anderen Seite des Tunnels aufschwang, herrschte Stille. Das bunte Treiben hatte abrupt gestoppt. Die Elfen hatten alles stehen und liegen gelassen und starrten mich an. Sobald ich aber den ersten Fuß in den großen Raum gesetzt hatte wackelte die Schar aufgeregter Hauselfen auf mich zu. Ich wurde ausgiebig freundlich in Empfang genommen und überschwänglich mit Essen versorgt.

Wie jedes Jahr sagte ich Bescheid, dass ich alt genug war um mein Bett selber fertig zu machen und wie jedes Jahr wurde ich dafür an geschimpft. Diese Hauselfen nahmen es persönlich, wenn man ihnen die Arbeit erleichtern wollte. Also handelte ich den selben Kompromiss aus wie jedes Jahr sonst auch: Wochenenden und Ferien übernahm ich die Arbeit selber, wenn ich den Rest der Tage den Elfen überließ. Der Deal gefiel mir zwar nicht, aber den dafür Elfen um so mehr. Und wenn sie glücklich waren, ließen sie mich um Mitternacht in die Küche um zu essen. Denn dieser Deal gefiel mir. Wirklich sehr.

Mein Spaziergang führte mich aus der Küche zurück zu meinen Büro. Aber als ich an der Tür zu meinem Schlafraum vorbei lief, bemerkte ich, dass die Tür einen Spalt breit offen stand. Meine Schritte wurden langsamer. Von drinnen hörte ich ein lautes Kramen, als würde jemand meine Schränke ausräumen. Mit zu Schlitzen zusammen gekniffenen Augen lugte ich skeptisch um die Ecke.

Das bisschen Anspannung entwich sofort aus meinem Körper. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und legte meinen Kopf schief. „Was machst du da?" Der Mann mit den Flicken an den Ellenbogen, der in meinem Schlafraum Schränke einräumte, drehte sich erschrocken zu mir herum. Er hatte diesen erwischten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht, der sich schnell in ein Lächeln verwandelte. „Ich packe aus."

„Das kann ich sehen.", hielt ich dagegen. „Wieso?" Er setzte zu einer Antwort an: „Seit Gilderoy Lockhart ins St.-Mungos eingeliefert wurde fehlt ein Lehrer." Er hatte diese Spur von Unschuld in der Stimme. Das ließ mich mit einer hochgezogenen Augenbraue nachhaken: „Und du hast dich für den Job beworben?"

„Ich wurde dafür angeworben.", korrigierte er mich. „Hätte ich Albus Dumbledore etwa abschlagen sollen?" Abwartend ruhte sein Blick auf mir. „Seit wann steht die Entscheidung fest?", fragte ich weiter. „Seit vier Wochen...?", antwortete Remus zögerlich. Ich stutzte. „Seit vier Wochen? Warum hast du mir nichts davon erzählt? Ist es wegen Sirius?" Remus nickte. „Wegen Sirius und Harry."

„Natürlich. Das ist mir klar.", entgegnete ich wissend. „Dumbledore hat mich gebeten, ein Auge auf Harry zu haben. Du bist aber nicht sauer auf mich, weil ich es dir nichts gesagt habe, oder?" Verwirrt sah ich ihn an. „Wieso sollte ich?", stellte ich einen Gegenfrage und lief zu ihm. „Wir beide, wieder zusammen in Hogwarts. Davon träume ich Nachts." Ich drückte ihm einen Kuss auf. „Heute Abend. Die Lehrerkonferenz. Nicht vergessen."

GOLDING (Remus Lupin FF)Место, где живут истории. Откройте их для себя