Bitte sehr.

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„Sieh mal, was ich gestern Nacht von Harry einkassiert habe." Remus klatschte eine Karte vor mir auf den Schreibtisch. „Die Karte des Rumtreibers."

„Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie in die Finger bekommt. Dass es erst nach drei Jahre passiert ist, ist das größere Wunder."

„Hast du ihm die Karte gegeben?" Für einen kurzen Moment löste ich meinen Blick von dem Bericht vor mir. Die Karte war aktiviert. „Nein, äh, die Weasley Zwillinge haben sie gleich in ihrem ersten Jahr von Filch geklaut." Schon schrieb ich weiter. „Er muss sie von ihnen haben."

„Jetzt hat er auch die Karte. Jetzt fehlt wirklich nicht mehr viel, dann können wir ihn James nennen.", seufzte Remus. Ein kleines Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, bevor ich wissend eine Augenbraue hochzog. „Ja, die Ähnlichkeit ist nicht abzustreiten. Hör mal, ich hab nachgedacht. Wenn wir nicht wollen, dass Harry Sirius außerhalb unserer Beobachtung begegnet, sollte wir vielleicht besser wissen, wo er ist." Verdeutlichend deutete er vor mich auf den Tisch. „Dafür haben wir ja jetzt die Karte."

„Und du willst ihn jetzt Tag und Nacht beobachten? Wir sollten dafür sorgen, dass wir wissen, wann Harry das Schloss verlässt. Einer von uns sollte unterzeichnen, dass er nach Hogsmead darf." Mein Blick blieb an einem Paar Fußspuren hängen.

„Denkst du, dass das die richtige Entscheidung ist?", fragte Remus mich unentschlossen. „Ich meine, er ist ein Teenager. Er tut doch sowieso was immer er will." Meine zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen verfolgten die Schritte der Fußspuren auf dem Papier„Ich denke, es würde ihm gut tun, mal aus dem Schloss zu kommen. Hey, sag mal-" Ich deutete mit meinem Finger auf den besagten Punkt, der sich stetig bewegte. „Irre ich mich, oder steht da wirklich Peter Pettigrew?" Verwirrt lief er um den Tisch herum. „Das hat Harry auch schon gesagt. Aber das kann nicht sein." Verdeutlichend tippte ich auf den Banner mit dem Namen Peter Pettigrew. „Sieh nur." Er solle sich selber überzeugen. Was Harry gesehen hatte, sah ich auch. Und Remus nun ebenfalls. „Das ist unmöglich."

„Traust du ihm zu, seinen eigenen Tod vorgetäuscht zu haben um Sirius zu belasten?" Ich vermutete, er konnte das immer noch besser einschätzen als ich. „Du denkst, er habe sich selbst den Finger abgeschnitten und seinen Tod vorgetäuscht? Also wenn Peter dazu im Stande gewesen ist, dann haben wir ihn all die Jahre aber völlig unterschätzt." Wie hätte er mit diesen Eigenschaften noch nach Gryffindor kommen können? Na gut, das war keine sonderlich berechtigte Frage. Wie hätte Adelaide nach Slytherin gekonnt?

Ein Klopfen an der Tür unterbrach uns. Remus und ich wechselten einen schnellen Blick. Ich faltete die Karte zusammen und ließ sie in meine Schublade gleiten. „Herein.", rief ich und tippte mit meinem Zauberstab auf das Papier. „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.", hauchte ich, gerade bevor die Tür aufschwang. „Madame Golding, ich- Oh. Professor Lupin, hallo." Remus hob zum Gruß kurz seine Hand. „Störe ich?"

„Nein, nein.", beschwichtigte ich den Professor, der im Türrahmen erschienen war. Hinter ihm zwei Schüler. „Ich hätte hier einen Streit, der nicht zwingend in meinem Unterricht ausdiskutiert werden muss." Professor Binns schob die beiden in den Raum herein. „Ich kümmere mich." Mit einem vielsagenden Blick zu Remus verließ dieser mein Büro und schloss hinter sich und Professor Binns die Tür. Seufzend verschränkte ich meine Hände auf meinem Tisch und sah einen nach dem anderen die beiden Jungen vor mir an. „Also gut. Wo liegt das Problem?"

„Eleonor, nur ein Vormund kann das Schreiben unterzeichnen.", erinnerte Remus mich, als wir am selben Abend vom Essen kamen. „Ich habe vorhin mit Dumbledore gesprochen. Er sagte, er lässt es durchgehen, wenn einer von uns unterzeichnet.", erzählte ich, was ihn zu mir sehen ließ. „Ach, tatsächlich?" Ich lächelte. „Jupp."

„Wenn das so ist. Erledigst du das?"

„Mister Potter, treten Sie doch bitte ein.", bat ich den Jungen herein. Zögerlich setzte Harry seinen Fuß in mein Büro und ließ sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. „Warum haben Sie mich hergerufen?", wollte er wissen. Er kam mir vor, als hätte er Angst, etwas ausgefressen zu haben, von dem er nichts wusste. Und damit erinnerte er mich so an die Jungs damals.

„Ich habe von Professor McGonagall erfahren, dass bei Ihnen Zuhause niemand Ihre Einverständniserklärung unterzeichnen will, damit Sie nach Hogsmead gehen dürfen." Der Junge, der mich so schmerzhaft an seine Eltern erinnerte, nickte langsam. „Das ist korrekt. Aber dagegen kann ich jetzt wohl auch nichts mehr ändern."

„Sie nicht. Ich aber schon.", erwiderte ich. Ich öffnete eine Schublade hinter mir im Regal, kramte eine Feder hervor und unterzeichnete mit geübten Handbewegungen ein leeres Erlaubnisschreiben. „Was ist das?"

„Ihr unterschriebenes Erlaubnisschreiben für Hogsmead. Bitte sehr." Ich hielt ihm den Zettel hin. Mit einem verdutzten Gesichtsausdruck nahm er ihn entgegen. „Danke.", antwortete er irgendwann, nachdem er lange auf die Unterschrift gestarrt hatte. „Ich hoffe, Sie halten sich dann in Zukunft von den Artefakten der Weasley Zwillinge fern und schleichen sich nicht mehr ins Dorf." Dafür hatten Remus und ich ja jetzt auch gesorgt. „Versprochen.", gab Harry mir trotzdem sein Wort, obwohl er sicher wusste, dass er keine andere Wahl mehr hatte. „Sehr schön. Soweit ich mich erinnere sind gerade die Ausgehzeiten." Wie aufs Stichwort sprang Harry auf. „Danke."

„Nicht dafür, Mister Potter. Und jetzt gehen Sie.", scheute ich ihn aus meinem Büro. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. 

GOLDING (Remus Lupin FF)Where stories live. Discover now