Wednesday ereilte die Panik, wollte es sich aber nicht anmerken lassen, doch ihr schauspielerisches Talent hatte sie bereits nach dem ersten Schluck verloren: „Wie kommst du darauf? Seid ihr wieder zusammen?“ Bianca lachte augenblicklich auf: „Oh Gott, nein… das ist absurd. Ich habe letztens kurz mit ihm gesprochen, das hat mir gereicht. Seine gequälte Seele ist nur was für Profis…“, Bianca sah Wednesday direkt in die Augen, „… und ich habe viel zu viel Freude am Leben, als das ich damit umgehen könnte. Aber… er ist schließlich mein Freund gewesen und ich kenne ihn ein wenig.“ Bianca schüttelte leicht den Kopf und sah hinab auf ihre Hände: „Ich mache mir Sorgen und außerdem frage ich dich, weil ich glaube, du könntest mehr darüber wissen.“ 

„Wir hatten einen Streit. Es war übel, es ist ein Wunder, dass wir das beide überlebt haben.“, Wednesday nahm einen weiteren Schluck, mittlerweile war die Flasche bereits zur Hälfte geleert. Ihre Miene verzog sich zu einem schiefen Grinsen, als sie weitersprach: „Ich konnte kein Wort mehr sagen. War vollkommen stumm und er… naja er war ziemlich gemein zu mir gewesen.“ 

Biancas Augen wurden immer größer, als sie feststellte, dass das vor ihr nicht mehr die Wednesday Addams war, die sie alle fürchten gelernt hatten. Langsam nahm sie ihr die Flasche aus der Hand. Wednesday bemerkte es nicht einmal, blickte ins Nichts und sprach einfach weiter: „Er ist so groß, immer wenn ich vor ihm stehe, fühlt es sich an, als wäre er auf einem Berg … hoch oben und ich komme einfach nicht an ihn heran. Weißt du, was ich meine?“ Bianca nickte nur, ihr Mund vor Erstaunen leicht geöffnet. Aus dem Lautsprecher hallte der Anfang einer Melodie, die Wednesday immer melancholischer stimmte. Bianca bemerkte ihre Reaktion auf das Lied und verriet ihr den Titel und Interpreten: „The Killing Moon von Echo & the Bunnyman. Schönes Lied.“ Wednesday nickte, ihre Augen glänzten: „Ich wollte mich heute bei ihm entschuldigen…“ 

Wednesday Addams war betrunken und Bianca wusste nicht, ob sie sich darüber amüsieren oder die anderen alarmieren sollte. „Vielleicht hole ich dir lieber ein Glas Wasser.“, Bianca wollte aufstehen, doch Wednesday packte ihren Arm und zog sie wieder zu sich. Sie hatte noch mehr zu sagen: „Nein schon gut…“, sie machte eine Pause, um tief Luft zu holen, so als ob sie vergessen hatte, zu atmen.

Wednesday sprach weiter: „Ich kenne niemanden, der so ist wie er… sein Humor ist mehr als akzeptabel, er ist talentiert, er ist schlau und er hat keine Angst vor mir… “, sie verstummte und blickte über den großen, runden Raum hin zur Treppe und sah, wie Xavier nahezu in Zeitlupe die Treppe hinunterlief, die Musik ließ ihn erscheinen wie ein Geist in der Nacht. Seine Augen riesig, erwartungsvoll und wunderschön.

Nun sprach sie nur noch mit sich selbst: „Und er trägt dieses Hemd…“. Bianca folgte ihrem Blick, weil sie es nicht verstanden hatte: „Was? Wer?“ Wednesday sprach weiter wie in Trance: „Er trägt dieses verdammte Hemd… einfach so… ohne Vorwarnung.“ Sie sprang augenblicklich auf. Der Alkohol ließ ihre Beine wanken, doch übel war ihr nicht. Er begrüßte Kent, Yoko und auch Eugene und kam dann schließlich direkt auf sie zu und Wednesday fühlte sich, als würde sie in Treibsand feststecken, starr und unbeweglich. 

Bianca stand nun ebenfalls auf, ging an Wednesday vorbei und schenkte Xavier ein Lächeln als Hinweis darauf, dass ihm Großes bevorstand. Die Flasche Whisky hatte sie vorsichtshalber mitgenommen. Als er Wednesday sah, wie sie mit roten Wangen und glasigen Augen vor ihm stand, war sein Kummer beinahe vergessen und Biancas Lächeln ergab mit einem Mal Sinn. 

Er musterte sie, den Raum und die anderen für einen Moment und bevor er etwas sagen konnte, plauderte sie bereits drauf los: „Hi. Die Party ist super. Ich empfehle dir den Whiskey.“ Sie sah sich kurz auf dem Boden um auf der Suche nach der Flasche. „Okay. Das ist interessant…“, seine Antwort wurde begleitet von einem breiten Lächeln, als er erkannte, dass Wednesday scheinbar betrunken war. Die lange Pause machte es beiden nicht einfacher, genauso wie die Tatsache, dass alle sie beobachteten. 

Woe is me, my loveWhere stories live. Discover now