#51 Krone und Ketten

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Auch hier bekräftigte Trevor dies zu tun: "All dies verspreche ich zu tun. Was ich hier vorhin versprochen habe, werde ich erfüllen und halten. So wahr die Götter mir beistehen!"

Im Anschluss daran bat der Archgothi in Begleitung zahlreicher Highgothi um den Segen und den Beistand der Götter für die Herrschaft von King Trevon.

Terastan hingegen stand die ganze Zeit etwas nach hinten versetzt neben den Krönungsstuhl und versuchte nicht allzu finster dreinzuschauen, denn was seine Person angeht, hatte er sich das hier und heute etwas anders vorgestellt.

Dann opferte der Archgothi den Göttern das Holzmodell eines Schiffes um sie gnädig zu stimmen und Angeviniens Herrschaft über die Meere zu sichern.

Nachdem der sich der Rauch des auf dem Altar verbrannten Schiffes verzogen hatte, war es die Aufgabe des Maingothi of Western Nemeton aus goldenen Ampullen das Haupt des Königs mit jeweils einem Tropfen Wassers aus jedem der Weltmeere zu benetzen.

Die Insiginien der Herrschaft wurden nun von den oben schon erwähnten Lords und der Lady präsentiert.

Zunächst überreichte die Lady Chancellor dem König das Sword of State, welches dieser im Empfang nahm und dann auf dem goldenen Table of Power links neben sich ablegte.
Als nächstes reichte ihm der Lord High Commander den Ring of the Seas der die Vermählung des Königs mit den Weltmeeren symbolisierte. Diesen steckte sich Trevon an den Ringfinger der linken Hand.
Auf ihn folgte der Lord of the Household welcher Trevon ein aus purem Gold gefertigtes Bündel aus Getreideähren reichte. Trevon nahm auch die Sovereigns Spikes und legte sie zu dem Sword of State.
Der letzte in der Reihe war der Lord High Stewart der nun dem König den Orb of the Might reichte. Auch diesen nahm Trevon an und legte ihn zu den anderen beiden Insiginien seiner Macht neben sich.

Dann trat der Archgothi mit der Krone von Charlon dem Großen an Trevor heran.
Noch einmal beschwor er den Segen der Götter: "Oh Godan, die Krone der Gläubigen, segne und heilige diesen deinen Diener, unseren König und wie du heute eine Krone aus reinem Gold auf sein Haupt setzt, so bereichere sein königliches Herz mit deiner überreichen Gnade und kröne ihn mit allen fürstlichen Tugenden durch das Wirken der Götter, jetzt und in alle Ewigkeit."

Gemäß der Traditionen hätte Trevor nun aufstehen müssen und sich auf ein Kissen vor den Archgothi knien müssen, damit dieser ihn nun die Krone aufsetzen würde.
Doch zur großen Überraschung aller stand Trevor zwar auf, trat dann aber auf den Archgothi zu, nahm die Krone aus dessen Händen und setzte  sie sich mit seiner rechten Hand selbst auf sein Haupt.

König Trevon wurde nicht gekrönt, er krönte sich selbst.
In die atemlose Stille hinein sprach der Archgothi nun: "Die Götter gaben Euch die Krone der Herrlichkeit und der Gerechtigkeit, damit Ihr durch den rechten Glauben und die mannigfaltige Frucht der guten Werke den Zugang erlangt zu dem hehren Kreise an Godans Tafel wo Euer Name und Eure Krone erstrahlen soll für ewige Zeit."

Hierauf erwiderte Trevor selbstbewusst: "Die Götter allein gaben Uns diese Krone, auf dass Wir herrschen über dieses Unser Land jetzt und für alle  die Zeit, welche die Götter für Uns vorgesehen haben!"

Die Anwesenden bekräftigten den Akt mit den Worten: "Wir waren dabei, wir bezeugen es!"

Nun nahm Trevor die Insiginien seiner Macht an sich, ging zu dem eigentlichen Thron und nahm dort Platz während die Anwesenden laut riefen: "Lang lebe König Trevon!"

Dann traten die höchstrangigen Gothis seines Reiches vor ihn und schworen ihm die Treue.

Nach diesen die Peers des Landes in der Reihenfolge ihres Ranges.

Auf diese folgten die Mitglieder aller Parlamente und dann die Spitzen der Justiz.

Nun stand der König auf und während der Chor die Nationalhymne sang, verließen er und der Prinzgemahl den Western Nemeton. Terastan immer zwei Schritte hinter ihm gefolgt vom Lord High Stewart, der Lady Chancellor, dem Lord High Commander und dem Lord of the Household.

Vor dem Nemeton nahmen der König und seine Begleitung in einer goldenen, in der Form eines Bootes gestalteten Kutsche Platz, in der sie dann, gezogen von 24 Pferden, an einer jubelenden Menge vorbei in den Chaudosham Palace gefahren wurde.

Millionen hatten das Ganze weltweit vor ihren Fernsehern verfolgt, nicht nur in Angevinien.
Auch Ieran, Trevastan, Isador und An-Taetsin hatten sich im Domus Aureus vor dem Televisor zusammengefunden um zumindest so die Krönung von Trevor mitzuverfolgen.
Simur und An-Anadur waren ja im Western Nemeton direkt mit dabei gewesen und waren deshalb nicht auf eine Fernsehübertragung angewiesen.

Dass Terastan nicht glücklich wirkte, war aber auch denen aufgefallen.

"Er hat sich selbst gekrönt" meinte Isador nun, noch immer etwas verwundert.
"Das und die Betonung darauf, dass er die Krone nur den Göttern verdankt, ist ein ziemlich deutlicher Seitenhieb gegen Terastan" resümierte Ieran.
"Und dass keine Krönung von diesem stattfand" merkte An-Taetsin an, "dass wird dem auch nicht gefallen..."
"Ein wenig mache ich mir Sorgen, was er dafür dem armen Trevor antut" meinte Trevastan.
"Ich weiß nicht" meinte Ieran dann, "vielleicht übersehen wir etwas und sollten anfangen uns Sorgen um Terastan zu machen?"
"Sicher nicht" entgegnete An-Taetsin, "was immer Trevor mit dem machen könnte, er hat es verdient!"
"Aber er ist immernoch mein Bruder..." seufzte Trevastan.
"Das ändert nichts daran" schmetterte An-Taetsin diesen Einwand rigoros ab.
Und Isador sprang ihm bei: "Ich habe ihn verflucht, da tut es mir nicht Leid wenn er mal nicht bekommt was er will..."

Und nein, Terastan bekam nicht was er wollte.
Denn kaum war er mit Trevor und den Anderen im Chaudosham Palace angekommen gingen sie schnurstracks in den kleinen Thronsaal.
Trevor nahm Platz auf dem Thron und die andere Anwesenden versammelten sich zu seinen Seiten, so dass sich Terastan urplötzlich alleine ihnen gegenüber fand.

Ihm reichte das langsam aber und empört giftete er los: "Ich denke es ist an der Zeit, hier jetzt einmal ein paar Dinge klar zu stellen..."
Weiter kam er nicht, denn zu allen vier Türen des Saales traten schwer bewaffnete Soldaten ein und postierten sich vor denselben.

Dann kam der Lord Chief Justice in den Saal.
"Was wird das hier?" erkundigte sich Trevastan mißtrauisch.
Die Antwort bekam er gleich vom Lord Chief Justice: "Lord Terastan, Ihr werdet beschuldigt des Hochverrates an König Trevon und Angevinien, in dem Ihr es unternommen habt mit fremden Mächten zu konspirieren zum Schaden Angeviniens und um Euch Gewalt über die Person und die Herrschaft Seiner königlichen Hoheit anzumaßen. Ihr werdet weiterhin beschuldigt Euch mit Zwang am Leibe Seiner Majestät vergangen zu haben. Darüberhinaus   werdet Ihr beschuldigt zum Schaden des Vereinigten Königreiches Spionage betrieben zu haben und das Land und seine Verteidigungsfähigkeit einer erheblichen Gefährdung ausgesetzt zu haben. Möchtet Ihr Euch dazu äußern?"
"Das ist ja wohl ein Witz oder?" fauchte dieser als Antwort, "ihr glaubt doch nicht, dass ihr über mich richten könnt und ich oder Sore euch anerkennen?"
"Ihr seid der Gemahl von König Trevon und somit hat Seine königlichen Hoheit das einzige und unbegrenzte Recht über euch zu urteilen!" erklärte ihm die Slater daraufhin völlig ungerührt.
"Damit kommt ihr nicht durch!" brüllte Terastan.

"Sirs, ich bitte um eure Meinung" sprach Trevor.
"Schuldig!" sprach der Lord High Stewart.
"Schuldig!" sprach auch der Lord High Commander und ebenfalls der Lord of the Household.
"Schuldig!" sprach auch die Lady Chancellor und First Minister Hilda Slater.

Trevor erhob sich von seinem Thron und musterte Terastan mit kaltem Blick, dann sprach er: "Ihr habt es unternommen Uns zu Eurem Sklaven zu machen. Ihr habt es unternommen Unser Reich seiner Unabhängigkeit zu berauben und euch die Herrschaft über selbiges anzumaßen.
Meine Herren, ergreift Ihn, legt ihn in Ketten und bringt ihn in die Holy Assay Hall² und verwahrt ihn dort sicher bis zu Unserer weiteren Entscheidung!"
"Das wirst du bereuen!" brüllte Terastan als die Bewaffneten ihn nun ergriffen.
"Ach – und stopft ihm das Maul!" befahl Trevor kalt bevor er sich abwandte und ging.

¹Priester des angevinischen Glaubens
²sinngemäß Saal der heiligen Inquisition

Das Land jenseits der Berge.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt