Kapitel 9

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Don't play games
with a girl who
can play better

Die Türme des Schlosses ragten in den dunklen Him- mel auf und etwa fünfhundert Meter vor mir befand sich ein großes Tor. Das riesige Gebäude thront auf einem Berg, den man nur duch eine steinerne Brücke  in schwindelerregender Höhe erklimmen konnte. Die Brücke war mit Kopfstein gepflastert und alle zwei Meter stand eine Laterne, die ihr kaltes Licht in die Dunkelheit schickte. Der Wind saust hier oben pfeifend herum und sollte man sich zu nah an den Abgrund wagen, würde man vom Wind in den sicheren Tod gestürzt.
Meine Hände waren immernoch mit eisernen Handschellen zusammengebunden und die Wachen auf ihren Pferden zogen mich hinter sich her. Mein Rock und meine Socken waren angesängt und meine Haare hingen mir offen bis auf die Hüfte hinab. Ich zitterte leicht in der dunklen Nacht und eine Gänsehaut kroch über meine Beine. Es roch nach Schnee und Hartz und ich hörte weit in der Ferne ein Käuzchen rufen.
Das dunkle Tor knarrte laut als es geöffnet wurde. Ein kleiner gedrungener Mann stand dahinter und winkte uns durch. Er hatte nur noch vereinzelt Haare auf dem Kopf und sein Leinenhemd spannte sich über seinen Bierbauch. Er grinste leicht, als wir passierten und streckte seine dreckigen Finger nach mir aus. Widerlich! Ich schaute ihm direkt in die Augen und ich wusste, dass er jetzt gerade das Gefühl haben musste, dem Tod höchst persönlich gegenüber zustehen. Er wich mit aufgerissenen Augen zurück und ich bleckte die Zähne in seine Richtung. Dann wurde ich auch schon weiter gezogen, quer über den Schlosshof und hinein in das kalte Gemäuer.

~☆~

Es dauerte eine Ewigkeit, bis wir am Ende der  Wendeltreppe angelangt waren und ich hatte schon einen leichten Drehwurm. Es war wärmer als draußen und es roch nach Kerzenrauch und staubigen Teppichen. Alles hier war aus massiven Steinen gebaut und mit Gemälden behangen.
Wir hielten an einer weiteren großen Holztür und die Wache klopfte ein paar Mal, ehe von drinnen ein Riegel weggeschoben und das Tor geöffnet wurde. Innen drin war es noch wärmer und ein roter Teppich führte von der Tür zu einem Thron und auf den Thron saß ein Mann, mit einer Krone auf dem Kopf. Ich würde mal sagen, wir hatten den König erreicht.
Ohne es zu wollen richtete ich mich ein wenig auf und schüttelte meine Haare auf meinen Rücken, bis mir klar wurde was ich da gerade tat. Schnell lies ich es wieder sein und biss die Zähne zusammen. Ich wollte, nein sollte mich vor diesem Mann nicht behaupten. Er war der Grund warum heute diese anderen vier Frauen sterben mussten und es war seine Schuld, dass meine Mutter tot war. Bei diesem Gedanken zuckte heiße Wut durch mich hindurch und die kleinen Flammen der Kerzen überall loderten hell gen Decke. Ich grinste bei dem Gedanken, wie das Schloss lichterloh im Feuer aufging und hatte gar nicht bemerkt, dass wir uns weiter bewegt hatten. Wir liefen direkt auf den Thron zu.

~☆~

Caruhn:
Auf dem Thron saß mein Vater und davor standen etwa zehn Wachen der Königsgarde. Sie bildeten ein Kreis um jemanden den ich nicht sehen konnte und wirkten etwas nervös. Ich wiederstand dem Drang mich auf die Zehenspitzen zu stellen und meinen Hals, bei dem Versuch einen Blick zu erhaschen, zu verrenken.
Gut, dass ich es nicht getan hatte, denn jetzt öffnete sich der Kreis der Königsgarde und zum Vorschein kam... ein Mädchen. Ich war einen Moment ziemlich verblüfft. Ich hatte einen Mann mit Muskeln und langen Haaren erwartet oder so. Bis mir wieder einfiel, dass es nur weibliche Hexen gab. Ich hätte mir gerne meine Hand gegen die Stirn geklatscht, aber in dem Moment zuckte der Blick des Mädchens zu mir herüber und sie grinste leicht. Es war als wüsste sie, was ich grad gedacht hatte und jetzt würde sie sich darüber lustig machen. Ich kniff nur den Mund zusammen und blickte weiter starr gerade aus. Ich wollte es nur ungern zugeben, aber ich hatte echt Angst vor ihr. Schon direkt als sich die Tür geöffnet hatte, war die Spannung in diesem Raum gestiegen. Jetzt konnte man sie förmlich greifen. Die Hexe wendete ihren Blick wieder nach vorne und ich entspannte mich leicht. Nun konnte ich sie ganz betrachten.
Sie hatte schmutziges blondes Haar, das ihr bis auf die wohlgeformten Hüften hing. Ihr Gesicht war schmal, ihre Lippen waren voll, dennoch hatte sie einen kleinen Mund. Sie hatte feine Gesichtszüge. Die Hexe steckte in einem rußigen Leinen Hemd und in einem Rock, der ihr bis über die Knie ging und aus vielen verschiedenen Vierecken zusammengenäht worden war. An ihren Füßen trug sie braune Lederstifelletten, aus denen geringelte Socken lugten. Diese waren jedoch ein wenig angekokelt. Sie hatte eine kurvige Figur und trotzdem war sie schlank. An ihren Finger hatte sie zig Ringe mit jeweils anderen Steinen darauf. Sie musste etwa so alt sein wie ich. Ein Hexe hatte ich mir aber anderst vor gestellt. Vielleicht mir eine Warze oder krummen Rücken, abee nicht wie eine junge Frau!
Ehrlich gesagt sah sie ziemlich niedlich aus, bis sie den Mund aufmachte... und meinem Vater vor die Füße spuckte.
Mit einem Mal war es mucksmäuschenstill im Saal. Die Stille war zum zerreißen gespannt. Alle hielten die Luft an und starrten die Hexe erschrocken an. Diese fixiert mit ihren Augen nur den König. Und dieser wiederum fing an zu lachen. Aus vollstem Halse fing er an zu lachen. Er bog sich vor und zurück, so sehr lachte er. Die Königsgarde, die allesamt an ihre Waffen gegriffen hatte, fielen langsam in das Gelächter mit ein. Nur ich lachte nicht. Irgendetwas sagte mir, dass es nicht gut war über eine Hexe zu lachen. Meine Annahme bestätigte sich, als es im Raum merklich wärmer wurde. Die Flammen tanzten auf ihren Kerzen und mir brach der kalte Schweiß auf. Langsam bemerkten es auch die anderen, was sie ein bisschen in Panik versetzte. Nur der König kicherte immernoch vor sich her, bis er plötzlich die Arme hob und durch den Raum brüllte: "Genug!"
Mit einem Mal sank die Temperatur wieder und ich bedankte mich im Stillen bei den Sternen. Mein Vater richtete sich auf und betrachtete die Hexe von oben bis unten.
"Wie heißt du", fragte er nur.
Sie blickte ihm direkt in die Augen.
"Rate doch", zischte sie.
Der König schaute sie kurz an, dann sagte er: "Nein" und lehnte sich auf seinem Thron zurück.
Verwirrt schaute ich ihn an. War das denn nicht wichtig?
"Ist mir auch egal, wie du heißt. Wichtig ist nur, dass du da bist und mir etwas beschaffen kannst."
"Was", fragte die Hexe und legte den Kopf schief.
"Eine Krone. Mit meinen Sohn zusammen wirst du sie suchen", sagte er und ich spannte mich augenblicklich an.
"Nein", sagte die junge Frau.
"Was Nein?"
"Ich werde diese Krone nicht suchen!"
Ein Lächeln lag auf den Lippen des Königs.
"Doch, das wirst du. Sonst müsstest du länger als nötig in diesen Schlossmauern verweilen und das wollen wir doch nicht!"
"Ich könnte hier und jetzt euch alle zu Asche verbrennen. Das ist Euch hoffentlich klar?!"
"Ach wirklich? Was glaubst du, warum an deinen Handschellen Obsidiane eingearbeitet sind."
Was interessieren mich die Ideale der Foltermode", fragte sie bissig und ihre Augen funkelten.
Doch er lächelte nur.
"Nein, nein, Hexe! In der richtigen Konzentration und Form bändigt Obsidian Hexenkraft. Sonst wären wir schon längst alle zu Staub zerfallen, so wütend wie du bist."
Die Hexe zuckte zusammen und blickte mit geweiteten Augen auf ihre Handgelenke. Nach kurzer Zeit blickt sie langsam auf und ich wusste, wäre der Obsidian nicht gewesen, wären wir jetzt in Flammen aufgegangen.
Und dann ging ein Ruck durch sie hindurch. Sie stieß ein Knurren aus und stütze sich auf die Wache, die ihr am nächsten stand. Zumindest versuchte sie es, wurde aber von den anderen aus der Königsgarde zurück gehalten. Sie bäumte auf und wehrte sich heftig gegen die Hände die sie fest hielten, doch sie hatte keine Chance. Die Wachen waren zu stark für die kleine Hexe.
Um den Mund des Königs spielte ein böses Lächeln.
"Wehre dich nur, kleine Hexe." Er machte eine Handbewegung und eine kleine Gestalt huschte herein. In den Händen hielt sie etwas, das aussah wie ein miniatur Reichsapfel. Doch das war es nicht. Es war ein kleine Kugel, aus Obsidian gefertigt. Die Gestalt, die ich als Mann identifizieren konnte, stellte sich hinter die Hexe und die Wachen lings und recht, die ihre Arme festhielten, zwangen sie auf die Knie. Die Hexe fluchte ungebremst und warf den Kopf herum, als der Mann sich ihr von hinten näherte. Ihr Blick irrte hilfesuchend im Raum umher und einen Moment blickte sie mir genau in die Augen. Sie waren aufgerissen und von nackter Panik erfüllt. Ich zwang mich ruhig weiter zu atmen und mir meinen Schrecken nicht anmerken zu lassen.
Und dann schnappte es leise, als ein Dolch die Haut an ihrem Nacken aufschnitt und die Kugel einsetzte.
Ihr gesamter Körper bebte und sie bäumte sich auf, schrie und brüllte, als das kalte Obsidian in ihre Haut eindrang. Sie kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen. Das Mädchen wand sich und lag irgendwann zuckend auf dem Boden... bis sie sich nicht mehr bewegte.
"Beseitigt das", der König machte eine Handbewegung auf den leblosen Körper und drehte sich um, " und bereitet die Hexe vor. In zwei Tagen gibt es einen Ball."

Witchcraft     The Blood Witch's CurseDonde viven las historias. Descúbrelo ahora