Als alles erklärt war, machte Tammy sich auf den Weg: „Ich bin heute noch im Saaldienst…muss aufräumen, putzen und so weiter… falls ihr mich sucht, findet ihr mich sicher in einem der leeren Säle. Nun denn viel Spaß!!!“ Sie ließ beide zurück und erst dann sahen sie, wie viele Leute mittlerweile im Vorraum versammelt waren, die alle darauf warteten, ein Ticket zu kaufen und wahrscheinlich auch Snacks, Getränke…

Gift…

Wednesdays Gedanken kreisten in den nächsten Minuten nur darum, wie sie am schnellsten so viele wie möglich ausschalten könnte. 

Man könnte das Popcorn vergiften, die Getränke, in den Snacks Rasierklingen verstecken… 

Und Xavier versuchte sein Bestes, sie bei Laune zu halten. Hektisch nahmen Sie die ersten Bestellungen entgegen, immer wieder rannten sie sich beinahe über den Haufen, als sie versuchten, Popcorn, Getränke und auch Tickets zu organisieren. „Vielleicht sollten wir uns aufteilen…“, schlug Xavier vor. „In einem Horrorfilm geht das nie gut, das weiß doch jeder.“, konterte sie. „Aber schließlich ist das hier kein Horrorfilm…“ Wednesday blieb stehen und sah ihn ernst an: „Oh doch, das ist es…“ Xavier lachte ihr entgegen: „Du wirst es überleben… und wenn es zu viel wird, machst du Pause…okay?“ Sie nickte ihm zu. Aus irgendeinem Grund konnte er sie immer beruhigen, wenn auch nur ein bisschen.

Xavier war froh über diese Ablenkung. Die Arbeit half ihm, seinen Alptraum kurz vergessen zu können. Doch immer wieder flackerten die Bilder in ihm auf, immer dann, wenn sie nichts zu tun hatten, wenn der Raum leer war und niemand etwas von ihnen wollte. In seinen Händen hielt er Strohhalme und trommelte mit ihnen nervös auf dem Tresen herum, in der Hoffnung, dass bald wieder Gäste auftauchen würden. „Was ist los? Warum bist du so nervös?“, Wednesday blickte ihm starr entgegen. Xavier, der sich ertappt fühlte, legte die Halme beiseite: „Es ist nichts… ich habe nur schlecht geschlafen. Wenn ich nicht bald etwas zu tun bekomme, schlafe ich ein…“

Wednesday gab sich nicht damit zufrieden. Irgendetwas stimmte nicht. Xavier war am Morgen sehr ruhig gewesen, auch auf der Fahrt in die Stadt hatten sie kaum ein Wort gewechselt und nun schien er wie elektrisiert. Xavier wusste, dass sie keine Ruhe geben würde, er spürte förmlich ihre Blicke. Er ging in Gedanken durch, was er sagen sollte, ob er ihr von seinem Traum erzählen sollte, ob er gestehen sollte, dass er nie etwas schlimmeres empfunden hatte, dass er nie etwas schlimmeres gesehen hatte, als er sie tot in seinen Armen gehalten hatte. Stille. Ganze 20 Minuten lang.

„Wir müssen die Gummibärchen auffüllen…“, Wednesday blickte hinüber zu dem Spender, der vor wenigen Minuten von einer Gruppe 5-Jähriger geplündert worden war. Xavier wollte ihr helfen, doch sie ließ ihn nicht. Sie griff nach einer riesigen Tüte aus einer der Schubladen unter dem Tresen und versuchte, sie mit ihren Fingern aufzureißen. Es gelang ihr nicht. Genervt und wütend suchte sie in einer anderen Schublade nach einer Schere. Sie wühlte darin, ohne auch nur nachzuschauen und mit einem Mal zog sie erschrocken ihre Hand aus dem Fach. Das Blut tropfte hinab auf den Boden. Sie zeigte keine Regung, starrte nur auf die rote Farbe, wie sie in kleinen Tropfen ihre Hand hinab lief. „Fuck, Wednesday!“, Xavier griff nach mehreren Servietten und legte sie hektisch, aber sanft um ihre Hand. 

Beim Wühlen in der Schublade hatte sie sich an einem Messer geschnitten. Besorgt hielt er ihre Hand, drückte die Servietten immer wieder auf die Wunde mitten in ihrer Handfläche. Er zitterte und es schien ihm mehr Schmerzen zu bereiten, als ihr, obwohl sie doch diejenige war, die blutete. „Ist alles ok?“, er war ernst, sein Lächeln war gänzlich verschwunden. „Es tut nicht weh, keine Sorge.“, wie ein Detektiv auf der Suche nach Hinweisen inspizierte sie sein Gesicht. Sie wollte wissen, was in ihm vorging. Er blickte auf die Pflaster um ihre Fingerspitzen: „Keine Sorge? Du hast dich zweimal verletzt in den letzten 24 Stunden…“ Sie unterbrach ihn: „Ja beide Male war es nicht meine Absicht… es ist okay.“, sie zog sanft ihr Hand weg und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen: „Ist bei dir alles okay?“

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