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Der nächste Morgen

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Der nächste Morgen. So leer.

Seine Wohnung. Sein Leben. Sein Herz.

Er hat eine Routine. Aufwachen. Durch die Wohnung laufen. Mum anrufen und ihr sagen, dass man okay ist, man hält sich wacker, alles ist in Ordnung, nein, sie muss nicht kommen. Rausgehen, etwas Konkretes unter den Füßen spüren – seine Therapeuten sagen ihm immer wieder, dass das Wunder bewirkt. Auch für ihn irgendwann. Heimgehen. In das eigene Fitnessstudio für Anwohner des Hochhauses gehen. Zurück in die eigene Wohnung. Duschen. Was Essen. Spiele auf seinem Handy spielen. Erneut Mum anrufen und ihr sagen, dass man immer noch okay ist, nein, sie muss nicht kommen. Okay, gute Nacht. Sag Dad, dass ich ihn lieb habe. Ich mache nichts Mum, es ist okay, mir geht's gut, mir geht's echt okay.

Ihm geht es gut.

Es ist nur, dass der Begriff gut ein wirklich vages Wort ist. Es hat keine Definition. Es ist fast schon abstrakt.

Jungkook hat gerade den ersten Punkt seiner Tagesordnung abgehakt (aufwachen), als sein Leben schon wieder aus der Bahn geworfen wird. Wie ein kleiner Riss in einer Wand, der immer größer und größer wird. Er liegt im Bett, lässt sich die Ereignisse des gestrigen Tages noch einmal durch den Kopf gehen: Yoongi. Min Jiyoon. Min Jiyoon. Yoongi. Yoongi. Yoongi.

Sein Lächeln, seine Stimme, wie warm sich seine Handfläche auf Jungkooks Schulter angefühlt hat. Wie es sich angefühlt hat, von ihm angesehen zu werden, unter seinem Blick langsam zu schmelzen.

„Du bist so groß geworden", hat Yoongi ihm gesagt. Danach hat er sich schüchtern hinter dem Ohr gekratzt. „Ich bin wirklich stolz, okay? Und dankbar. Dankbar auch. Danke, dass du mich damals davon überzeugt hast, mit euch zusammenzuarbeiten. Es war mir eine Ehre."

Oder

„Mir ist es gut ergangen", hat Yoongi erzählt, „meine Songs verkaufen sich gut. Ich mag, was ich tue. Ich mag meinen Job."

Aber es gab auch schlechte Dinge zu hören.

Zum Beispiel

„Ja... damals, als wir zusammen euer Album vorbereitet haben, war ich wirklich verliebt in diese Frau. Wir hatten uns schon eine Weile gedatet und als euer Album erschienen ist – was mir 'ne ganze Menge Geld eingebracht hat – hab' ich ihr einen Antrag gemacht. Jiyoon kam kurz darauf."

Jungkooks Herz hat einen Schlag übersprungen, weil er nicht wusste, dass Yoongi damals vergeben war. Es stellt sich also heraus, dass er ein Dummkopf ist. Er weiß und wusste gar nichts über Yoongi, weiß nur, dass sich ihre Freundschaft sehr eng anfühlte. Jungkook bekam plötzlich Angst, dass Yoongi über Jungkooks Gefühle damals Bescheid wusste und, fragte sich, wenn er es wusste, warum er nichts getan hat, um Jungkook aufzuhalten? All die Male, als Jungkook nach ihm gegriffen hat, all die Male, an denen Jungkook beinahe, beinahe etwas versucht hätte und sich erst stoppen konnte, als er schon drauf und dran war, Yoongi zu küssen. Hat er es wirklich nicht bemerkt? War Jungkook so ein Feigling, dass er seine wahren Intensionen nicht zeigen konnte? Oder bemitleidete Yoongi ihn immer nur und hat deswegen einen Fluchtweg vor den unbeholfenen Teenie-Flirtversuchen gefunden?

good_things_final_final322.mp3Where stories live. Discover now