#38 Trevors Pläne

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***

Der nächste Morgen brachte auch in Sore schönes Wetter.
Als Isador nach dem Erwachen jedoch versuchte aufzustehen war er sehr froh, dass der erste Tag des Seximana Vergens³ war und er nicht zur Schule musste.
Denn das wäre ihm garnicht möglich gewesen. So geil das Ganze gestern Abend war, so weh tat sein armer Po jetzt dafür.
Mit einem schmerzerfüllten Zischlaut ließ er sich zurück in das Bett fallen wo er ein leises Wimmern von sich gab um Trevastans Aufmerksamkeit zu erlangen.
Der sprang natürlich auf das Wehklagen seines Geliebten sofort an und sprang förmlich aus dem Bett: "Alles in Ordnung mein Sonnenschein, hast du Schmerzen, kann ich dir helfen?"
"Es tut weh" jammerte der nur und schaute ihn aus traurigen Kulleraugen an.
Augenblicklich bekam der Divinoble ein schlechtes Gewissen und stammelte: "Oh, das wollte ich nicht, kannst du mir verzeihen, ich hätte vorsichtiger sein müssen, was mach' ich auch nur..."
Trotz der Schmerzen musste sich Isador nun ein Grinsen verkneifen und merkte ironisch an: "Mir etwas gegen die Schmerzen geben, das machst du jetzt nur..."
Verblüfft schaute sein Liebhaber ihn an: "Ohh.... Ja gute Idee..."
Dann eilte er davon um - wie Isador vermutete - ein Schmerzmittel zu besorgen.

Und kurz darauf kam er tatsächlich wieder mit einer heißen Tasse Chocolata und einer Packung Pillen.
Mit den Worten "Nimm zwei davon" reichte er ihm diese Packung und als Isador zwei davon rausgepuhlt und in den Mund gesteckt hatte, auch vorsichtig die Tasse mit dem Heißgetränk.

Nicht nur Isadors Freude wirkte das Mittel schnell und seine Schmerzen verschwanden. Auch wenn er ein wenig staksig unterwegs war, schaffte er es sich anzukleiden und mit Trevastan auf die Terrasse zu kommen, wo nicht nur Simur und Stellariur auf sie warteten sondern auch schon ein herrliches Frühstück aufgetischt war.

Kaum jedoch hatte sich Isador gesetzt hörte er wie Stellariur Simur zuflüsterte: "Also sitzen kann er doch noch..."
Sofort fixierte er diesen mit seinen Blicken bis Stellariur anfing zu erröten, dann sprach er süffisant: "Keine Sorge, Sores Pharmaindustrie hat viel hilfreiches zu diesem Zwecke hervorgebracht..."
"Ich..." stotterte Stellariur, wurde aber sogleich von Isador unterbrochen: "Simur konnte nicht für sich behalten warum ich gestern bei ihm war..."
Nun wurde dieser rot und ein grinsender Isador nahm sich nun ihn vor: "Er war drinne. Und wenn die Apollam-Brüder einigermaßen gleich von Libulan beschenkt wurden kannst du sicher sehr gut nachempfinden wovon ich rede..."
"Na, na, jetzt aber...." mischte sich nun ein amüsierter Trevastan ein.
"Themawechsel?" flehte Stellariur nur und Isador nickte und bat dann freundlich lächelnd: "Ja doch, dann reiche mir mal die Laganions⁴..."

Auch An-Anadur sass mit An-Taetsin beim Frühstück.
Er war jetzt zwei Nächte bei diesem gewesen und obwohl beiden der Abstand zu ihren Männern durchaus gut getan hatte, zog es Ersteren nun wieder zurück zu seinem Mann.
Das war halt der Nachteil mit einem Divinoble verheiratet zu sein, man konnte es nicht lange ohne ihn aushalten, selbst wenn man noch sauer auf ihn war.
Da er sich aber auch sicher war, dass es Ieran ebenso ging, beorderte er seinen Wagen und Fahrer zu An-Taetsin Zuhause, wenn auch erst für eine Stunde später. Denn hastiges frühstücken war nun wirklich nichts seins.

***

Nach knapp drei Stunden Fahrt waren Trevor und Terastan im Hafen von Anvers angelangt.
Neben einer großen Menge Schaulustiger wartete dort auch ein Schnellboot der Marine mit dem Namen 'The Flying Prince' auf sie, welches sie über die Straße von Anvers nach Dawerf auf Ecossia bringen sollte.
"Na seht Ihr" wandte Trevor sich grinsend an Terastan, "jetzt fliegen wir ja doch..."

Nachdem das Schiff abgelegt hatte, trennte sich Trevor unter dem Vorwand, sich das Boot zeigen lassen zu wollen, von Terastan.
Aber eigentlich wollte er nur in den Radio Room⁵, den er hatte einen Plan.
Kaum dort angelangt erkundigte er sich dort ganz scheinheilig ob er von dem Schiff aus auch eine Nachricht an den Botschafter in Sore absenden könnte?
"Aber natürlich eure Majestät, sogar verschlüsselt" lautete die mit Stolz vorgebrachte Auskunft.

Die Verschlüsselung war allerdings ein gutes Stichwort, denn ihm war klar, dass nur die von Angevinien nicht ausreichend war um diese Nachricht vor Terastan geheim zu halten. Also zumindest den Inhalt.

Doch dann hatte er eine Idee und so sandte der Radio Operator⁶ der 'The Flying Prince' im Namen seiner Majestät kurze Zeit darauf folgende Nachricht raus:

"His Majesty to His Embassy at Sore:
The following message is to be forwarded immediately to Isador da Torris⁷: Isador dänka an Nilsen de Björ.⁸"
Darauf folgte ein für den Funker wirrer Salat von Buchstaben, den er aber so wie sein König ihn diktierte ehrfürchtig durchgab.

Als die Nachricht fertig war, wirkte der König sehr zufrieden und sprach in die Runde: "Notiert Uns bitte eure Namen auf einem Blatt Papier damit Wir nicht vergessen eure Hilfe am heutigen Tage zu würdigen wenn die Dinge sich beruhigt haben in unserem Land!"
Eilig schrieb ein jeder seinen Namen auf einen Notizzettel und einer überreichte ihn Trevor der ihn zufrieden grinsend in einer Tasche seiner Uniform verschwinden ließ.

Die Jungs der Besatzung salutierten, Trevor grüßte zurück und machte sich dann auf den Weg zurück zu Terastan.
Und der hatte zum Glück noch garkein Argwohn geschöpft, da er mit zweien seiner Leute beschäftigt war eine Verbindung zwischen einem Callidcom und seinen Orbitelles herzustellen.
"Und, habt Ihr Verbindung?" erkundigte er sich mit gespieltem Interesse, dann fügte er hinzu: "Bis dieses Land auf einem ansatzweise dem was Ihr gewohnt seid entsprechendem technischen Niveau angelangt ist, steht wohl noch viel Arbeit vor uns..."
Terastan schien überrascht zu sein und erwiderte leicht mißtrauisch: "Wie kommst du jetzt darauf?"

Doch mit Trevors ruhig vorgebrachter Antwort hatte er nicht gerechnet: "Ich dachte Ihr wolltet Eure Herrschaft über Angevinien auch als Referenz für eure Kompetenz ein Land zu führen sehen? Und mit einem rückständigen Entwicklungsniveau werdet Ihr bei den Divinoble und der Öffentlichkeit von Sore doch kaum punkten können, als großer Reformator der das Land modernisiert und reformiert hat dürfte man auch in Sore an Eurem Namen doch nur noch schwer vorbeikommen..."

Jetzt hatte Trevor Terastan da, wo er am besten zu fassen war, nämlich bei seiner Eitelkeit.
Statt sich darüber Gedanken zu machen wie Trevor so schnell seine Ziele durchschaut hatte und sich zu Sorgen darüber, dass der auf eine bessere Strategie als einfach nur 'die Herrschaft erringen' gekommen war um Eindruck in Sore zu machen, fühlte Terastan sich geschmeichelt: "Du traust mir wirklich viel zu..."
"Ihr habt mich zum König gemacht" erwiderte der stoisch, "ihr habt große Pläne denke ich, da wird das doch nur ein kleiner Schritt sein..."
Und da klappte sie zu, seine Falle bestückt mit der Selbstgefälligkeit des Divinoble.
Denn dieser würde ab nun viel Energie in die Entwicklung Angeviniens investieren und damit ihm, Trevor, eine Menge Arbeit abnehmen.
Vielleicht könnte er den Divinoble gar dazu bringen das angevinische Militär zu modernisieren? Er müsste das vorsichtig einfädeln, aber wenn er es richtig anstellen würde, könnte er am Ende über Terastan an Dinge für sein Land kommen, die auf jeden anderen Weg unerreichbar für ihn und Angevinien wären.

Und während Terastan noch glaubte Katz und Maus mit Trevor zu spielen, war dieser längst dabei sein eigenes Spiel mit diesem zu starten.
Sie waren sich nicht unähnlich, sie waren rational, sie dachten und handelten geplant und strategisch. Nur eines Unterrschied sie: Der eine war ein emotional verkrüppelter Eisklotz dem es nur um sich ging, der andere hatte Werte und Gefühle und ihm ging es um seine Mitmenschen.
Nur intrigant, das waren sie beide wenn es notwendig war.
Und das war es aus beider Sicht häufig.

So war Trevor guter Laune als sie in Dawerf ankamen und dort den Zug nach Kingstown-of-the-North bestiegen, während Trevastan in Gedanken große Pläne für die Entwicklung von Angevinien schmiedete.
Nichts ahnend, dass Trevor genau das auch tat und es am Ende nur einen geben konnte, der Herr über die angevinischen Lande sein konnte.


¹architektonisch gestaltetes Heiligtum, Tempel, Kirche.
²Zugtelefon mit dem man sich aus dem fahrenden Zug in die parallel laufende Funktelefonleitung einwählen konnte.
³Wochenende
⁴Pfannkuchen (nein, keine Krapfen).
⁵Funkraum
⁶Funker
⁷Seine Majestät an seine Botschaft in Sore:
Die folgende Nachricht ist unverzüglich an Isador da Torris zu übermitteln:
⁸Isador denke an Nilsen den Bären

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now