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Nach ihrem Auftritt im Colloqemissio begaben sich Trevastan und Isador direkt zurück zu ihrem zu Hause.
Kaum im Auto fragte Isador vorsichtig: "Und.... wie war ich so?"
Liebevoll legte der Divinoble einen Arm um ihn und versicherte ihm: "Du warst großartig, die da Fuora wäre fast geplatzt vor Wut wegen dir..."
"Ist das gut? Sie ist doch die Außenministerin..." kam es unsicher von dem Blonden.
"Oh ja, denn sie ist auch eine der lautesten Krakeeler aus Terastan Lager" erwiderte Trevastan sofort.
"Was denkst du wird jetzt passieren?" erkundigte sich dieser nun.
"Ich bin mir sicher, dass Terastan problemlos ganz Lugunia einnimmt - und wenn Angevinien dann nicht verhandelt, wird er seine Macht demonstrieren" erklärte er.
Isador war erschrocken und keuchte auf: "Du meinst ein zweites Beksach?"
"Ich hoffe nicht, Terastan will Angevinien erobern und nicht nur ein paar Häufchen Asche - aber irgendwas Spektakuläres wird er machen" versuchte Trevastan ihn zu beruhigen. Aber vergebens, denn Isador sprach mit einer tonlosen Stimme: "So oder so, es werden viele Menschen sterben....

...vielleicht hätte mich Trevor doch besser dem Sakenmann überlassen..."
"Das sehe ich anders" brach es aus dem Divinoble heraus, "sag so etwas nie wieder. Du bist ein wertvoller Mensch und dein Leben kann man nicht einfach gegen das von anderen Menschen aufrechnen!"
"Trotzdem sterben viele Menschen weil ich nicht starb" entgegnete er.
"Diese Menschen liebe ich aber nicht so sehr wie dich!" klang Trevastan fast ein bisschen verzweifelt während er ihn beschwörte.
"Ist das nicht sehr egoistisch?" seufzte der nun, "ich will sicher nicht sterben, aber für mich fühlt sich das falsch an..."
"Was fühlt sich falsch an?" hakte der Divinoble alarmiert nach.
"Dass du hier neben mir bist, dass du mich hältst und liebst, DAS fühlt sich nicht falsch an" versicherte er ihm sofort, "aber dass für mein Weiterleben mit sovielen Leben bezahlt wird, das schon..."
"Terastan und der Storeledar hätten andere Wege gefunden ihre Ziele zu verfolgen" erklärte Trevastan nun, "du bist vielleicht Anlass, aber sicher nicht die Ursache."
"Das ist gut, dass du das so siehst" wisperte Isador und dann nochmals leiser: "Denn ich liebe dich auch!"

***

Als Terastan Zug in die South Station von Kingstown-of-the-South einlief, war ihm und Trevor auf einen Blick klar, dass Bürgermeister und der Vizepolizeichef ihr Wort gehalten hatte.
Der Bahnsteig war mit einem roten Teppich belegt, die Flaggen Angeviniens flatterten im Wind, Polizisten in Gardeuniform standen Spalier, das Orchester der Music Hall von Kingstown-of-the-South spielte die Hymne von Angevinien und eine begeisterte, kleine Fahnen schwingende Masse sang dazu:
"For our King and our Land
Angevinia rules the waves
For this we will always fight
The Angevin will never be slaves!"

Zynisch wendete sich Trevor daraufhin an Terastan und spötte: "Tja und jetzt bekommen sie einen Sklaven zum König..."
Dann öffneten sich die Türen des Zuges und er schritt majestätisch auf den Bahnsteig hinab wo er kurz innehielt bis Terastan zu ihm aufgeschlossen hatte.
Zwei Soldaten, offenbar Offiziere salutierten vor ihm und er grüßte ebenso zurück worauf diese sich umdrehen und im Paradeschritt über den roten Teppich liefen.
Trevor beschloss ihnen zu folgen.
Das war wohl auch der Plan, denn der rote Teppich führte bis draußen auf den Bahnhofsvorplatz wo die Honoratoren der Stadt ihn erwarteten und begrüßten.
So langsam begann Trevor die Sache Spaß zu machen und so ließ er es sich nicht nehmen an den aufgebauten Rednerpult zu treten und eine kleine Rede zu halten:

"My beloved people!
We cannot tell you how pleased We are to enter the land of Our Grandfather, the Honourable King Charlon, for the first time and then to be received so brilliantly!
We thank the people of Lugunia, the citizens of this city and those who made this gift to Us possible through their hard work.

Before we take our leave of them for today, I would like to commend the Deputy Chief of the local police.
In place of his deserter boss, Mr Allenson has done an excellent job.
It is therefore our wish to entrust him with the office of Police Commissioner with immediate effect.
Long live Angevinia!²"

Begeistert antworteten die Massen: "Long live our King, ling live King Trevon!"

Dann geleitete der frisch ernannte Police Commissioner den König und Terastan zu dem offenen Wagen der sie nun zum Lupara Palace fuhr.
Vorbei an jubelnden Massen und entlang eines Meeres an Flaggen glich das beinahe einer Triumphfahrt.
Im Palast angekommen standen die dortigen Bediensteten Spalier und hießen ihren neuen König willkommen.
Man hatte sowohl ein leichtes Abendessen wie auch zwei Schlafzimmer für Trevor und Terastan vorbereitet.
Getrennte Zimmer, etwas das Trevor sehr zu schätzen wusste.
Aber bevor er sich dann von Terastan trennte flüsterte er ihm zu: "Ich mach alles was Ihr wollt, aber bitte kein zweites Beksach. Ich will nicht als Trevon der Blutige oder Trevon der Schlächter in die Geschichtsbücher eingehen..."
Oh du Sensibelchen, der Sieger schreibt doch die Geschichte dachte sich Terastan, zwang sich aber zu einem verbindlichen Lächeln und versprach ihm: "Ich werde keine zivile Siedlung oder Einrichtung in Schutt und Asche legen!"
"Dafür danke ich Euch" sprach Trevor obwohl er das Gefühl nicht loswurde, dass Terastan irgendetwas plante...

***

In Kingstown-of-the-North hatte niemand das Versprechen von Terastan gehört und so lag die Stadt wie ganz Ecossia in totaler Verdunkelung und harrte ängstlich der Dinge die da kommen würden.
Doch so sehr die angevinischen Radarstationen die Luft durchsuchten und die Radaranlagen der angevinische Flottenverbände die Meere und Ozeane um Ecossia absuchten, es war kein Feind zu sehen.

So entschlossen sich die Verantwortlichen in Kingstown-of-the-North gegen Mitternacht das Modernste was die Royal Air Force besass, ihre Jet Fighter Meteor in die Luft zu schicken und über die Meerenge nach Lugunia zu senden um die Lage zu erkunden.

Darauf hatte man im sorenischen Oberkommando nur gewartet und startete die direkt an der angevinischen Grenze stationierten V-25 Rapax Jagdfliegerstaffeln.
Für das angevinische Radar unsichtbar und mit mehr als zweifacher Schallgeschwindigkeit überflogen diese nun Lugunia und trafen auf die angevinischen Meteor noch bevor diese das Festland erreichten.
Gleich Geistern stießen sie von oben auf die angevinischen Flugzeuge und erledigten eines nach dem anderen.
Entsetzt und ratlos sah man beim angevinischen Oberkommando in Kingstown-of-the-North wie die eigenen Flugzeuge wie von Geisterhand von den Radarschirmen verschwanden ohne dass man einen Gegner sah, noch ohne dass man auch nur einen Mucks von den eigenen Piloten vernahm.
Aufgebracht kontaktierte der Supreme Commander der Royal Air Force, Sir Harrison, den First Lord of the War der auf dem Weg nach New Lugunia war und schrie diesen förmlich an, dass man vielleicht doch ein wenig mehr an die Wunderwaffen von Sore glauben sollte, denn seine Flugzeuge würden  einfach vom Himmel verschwinden wie Mücken die von Vögeln geschluckt werden!

Doch die Sorener kannten auch den Effekt der psychologischen Kriegsführung und so ließen sie ihre Rapaxe mit Überschall durch die tiefliegenden Wolken über Kingstown-of-the-North fliegen bevor sie zu ihren Stützpunkten nach Sore zurückkehrten.
Wie Donnerschläge erschütterten die Überschallknalle die Stadt wieder und wieder und unten standen die Soldaten von Angevinien vor ihren Radaranlagen und an ihren Scheinwerfern und konnten den Feind zwar deutlich hören, sahen aber nichts.
Nein, Terastan musste keine Bomben werfen um die Überlegenheit von Sore zu demonstrieren, das ging auch anders.


¹Tihonguk, in Sore als Chitaia bekannt ist ein Land im Fernen Osten von Sore aus gesehen.
²Mein geliebtes Volk!
Wir können euch garnicht sagen wie sehr es Uns freut zum ersten Mal das Land Unseres Großvaters, des ehrenwerten König Charlon, zu betreten und dann so fulminant empfangen zu werden!
Wir danken den Menschen von Lugunia, den Bürgern dieser Stadt und denen dieses Geschenk an Uns durch ihre fleißige Arbeit ermöglicht haben.
Bevor Wir uns nun für heute von ihnen verabschieden möchte ich dennoch den Vizechef der hiesigen Polizei lobend erwähnen.
Anstelle seines fahnenflüchtigen Chefs  hat Herr Allenson eine hervorragenden Arbeit geleistet.
Unser Wunsch ist es daher ihn ab sofort mit dem Amt des Polizeipräsidenten zu betrauen.
Lange lebe Angevinien!

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now