Crucis

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Eine Stunde später, Nex war gerade dabei gewesen in Bens Koje ein Buch zu lesen, kam Sammy herein und teilte ihm mit, dass Ben eine Einführung machen möchte. Er legte sein Buch zu Seite und folgte Sammy oben aufs Deck. Die anderen warteten schon auf ihn. „Also. Ich bin der Skipper dieses Schiffs. Das heißt so viel wie: wenn wir in einer gefährlichen Situation sind, hört ihr ausnahmslos auf mich." Nex nickte um Ben signalisieren, dass er ihm aufmerksam zu hörte. „Zudem muss jeder an Bord mit anpacken. Wenn zum Beispiel die Segel gehisst werden müssen, oder so." Ben deutete auf die beiden Segel der Crucis. Nex folgte seinem Blick. „Außerdem hat jedes Bandenmitglied eine bestimmte Aufgabe. Beispielsweise kochen tun meistens ich und Tess, Alea backt Kekse und Sammy ist für den Abwasch verantwortlich." Nex staunte nicht schlecht. „Natürlich wechselt das auch von Zeit zu Zeit." Beeilte Ben sich noch zu sagen. „Außerdem sollte immer jemand hinterm Steuer stehen. Auch in der Nacht. Die meisten Nachtschichten übernehme ich da ich es liebe unter den Sternen zu segeln." „Wie man nach Sternen navigiert habe ich bis heute nicht verstanden." Murmelte Alea und Nex musste sich ein Kichern unterdrücken. „Doch auch ich muss ab und zu mal abgelöst werden. Heißt: Auch du, Nex, wist mal die ein oder andere Nachtschicht übernehmen müssen." Er nickte. Ben führte ihn noch etwas herum und zeigte ihm wo, alles war. Mittlerweile hatten sich die anderen wieder zurückgezogen. Nex bedankte sich bei Ben für die Rundführung und beschloss sich umzuziehen. Er ging unter Deck. Im Salon saß Tess welche meditierte. Er schlich sich langsam und möglichst leise an ihr vorbei hin zur Jungskajüte. Nex schloss die Tür warf einen Blick durch das Bullauge. Dort draußen war nichts als Meer zu sehen. Es schein schon fast nach Anton zu rufen. Als würde es sagen: ‚Komm! Komm! Tauch in mich hinein und erlebe eine ganz neue Welt!' Doch das würde nicht möglich sein. Wenn er doch nur nicht solch eine Panische Angst hätte. Nex beschloss nicht in Selbstmitleid zu versinken und zog sich um. Er warf sich ein neues, dunkelblaues, T-Shirt über. Dazu eine pinke, knielange, Hose. Seine Haare waren seit Februar schon schulterlang geworden, sodass er sich zu einem lässigen Dutt zusammenbinden konnte. Er ging zurück in den Salon und Tess meditierte noch immer. Er beschloss sich vor das Sofa zu setzt auf dem Tess saß und meditierte ebenfalls. Es half ihm den Geist frei zubekommen.
Nex wusste nicht, wie lange er schon dort saß, aber als er die Augen öffnete stand Tess in der Küche. „Du meditierst?" Fragte Tess. Nex stand auf und stellte sich neben sie. Er nahm die Paprika, die Tess ihm in die Hand drückte, und fing an zu schnippeln. „Ja, zwar noch nicht lange aber ja. Ich meditiere." Er lachte. Tess fiel leicht in sein Lachen mit ein. Gemeinsam machten sie Mittagessen, unterhielten sich über Gott und die Welt. Tess wirkte dabei so cool und lässig, als ob man sich fragte, ob sie sich für die Gesprächsthemen interessiert. Sie waren fast fertig als Tess sagte: „Die anderen sind netter als ich." „Was? Nein ich-" Nex riss überrascht die Augen auf. Sah man ihm seine Gedankengänge so offensichtlich an? „Doch doch. Ich bin kein Knuddeltyp wie Draco oder Alea." „Ach so." Anton lächelte sie an. Mit den heißen Töpfen in der Hand kamen die beiden an Deck und alle setzten sich an die Sitzecke am Heck der Crucis. Es war etwas eng zu sechst, aber aushaltbar. „Das schmeckt wirklich sehr gut." Lobte Ben das Essen. Nex bedankte sich und Tess sagte nur: „Merci." „Ich glaube-" Sammy stockte, um seinen Bissen herunterzuschlucken, „Ich glaube wir haben deine Aufgabe an Bord gefunden, Gemini." Meinte er. „Natürlich werden wir dich auch ablösen, wenn du gerade nicht kannst." Meinte Ben. „Ach was. Das macht mir nichts aus." Sie aßen weiter und als sie fertig waren, erklärten sich Alea und Lennox bereit den Abwasch für heute zu machen. Nex beschloss seine Geige und ein Notenblock aus der Jungskajüte zu holen und an Deck Musik zu machen. Er setzte sich. Mit dem Rücken gegen eine Holzkiste gelehnt, mitten auf dem Boden der Crucis und begann verschiedene Songs zu spielen. Nex schloss die Augen und ließ seine Finger nur so über das Griffbrett der Geige gleiten. Er spielte drei ruhige Lieder und zwei Schnelle. Erst bei dem dritten Song öffnete er seine Augen und sah den Cru-Mitgliedern erschrocken in die Augen. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie sie sich zu ihm gesellt hatten. Sammy lag auf dem Rücken und schien seiner Musik freudig zu lauschen. Als Nex jedoch aufgehört hatte zu spielen setzte er sich wieder auf.
Auch die anderen schienen wie verzaubert zu sein. „Wie wunderschön." Begann Sammy zu schwärmen und Nex wurde etwas rot. Er wusste, dass er gut war. Jedoch hat nie jemand ausgesprochen. „Da kann ich dir nur zustimmen, kleiner Bruder." Stimmte Ben ihm zu. Geschmeichelt von ihrem Kompliment lächelte Nex den beiden zu. „Du musst in unserer Band mitspielen! Unbedingt!" Rief Sammy begeistert. „Deine Geige zu Tess' Akkordeon und Aleas Gläsern würde wunderbar harmonieren." Hatte Sammy gerade wirklich gesagt, dass Alea auf Gläsern spielt? Verdatterte sah er Alea an. Sie verstand seinen Blick anscheinend sofort und erzählte, dass sie einundzwanzig Weingläser mit Wasser befüllte und darauf spielte. Das Ganze nannte man eine ‚Wasserharfe'. Erstaunt hatte Nex ihr zugehört. Sowas hatte er noch nie gehört, geschweige denn es mal gesehen. Zu gerne würde er sie mal Spielen hören.

Der Nachmittag verging wie im Flug und wirklich was passiert war auch nichts. Es war schon Nacht, doch Nex lag hellwach in Bens Koje. Über ihm hörte er Sammy gleichmäßig ein- und ausatmen. Das Schiff schaukelte ein wenig und es fiel ihm schwer sich daran zu gewöhnen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es gerade mal 01:34 Uhr war. Nach schlaf ringend wälzte er sich in der Koje hin und her, doch es half alles nicht. Nex setzte sich auf. Da er Sammy nicht wecken wollte, nahm er sich eine skinny Jeans und ein T-Shirt und ging ins Bad, um sich dort umzuziehen. Er ging wieder zurück in die Jungskajüte und kramte leise eine orangene Beaniemütze aus seinem Koffer. Zusammen mit den Sachen ging er an Deck und schlich sich zur Sitzecke am Heck und setzte sich hin. Es wehte ein leichter Wind, welcher Nex ein paar Strähnen ins Gesicht blies. Mit der Hand strich er diese wieder hinters Ohr, wo er auf die Knubbel stieß. Erst jetzt realisierte Nex, dass er endlich wusste, was diese Dinger zu bedeuten hatten. Es waren Kiemen im trockzustand! Und sie würden erstmal im Trockenzustand bleiben. Er traute sich nicht mehr ins Meer. Seitdem er sieben war. Genau weiß er auch nicht warum. Gab es jemanden der ihm mehr darüber erzählen konnte?
Das Meer. Es ging Nex nicht mehr aus dem Kopf. Das Feuermeer von vor ein paar Tagen besonders nicht. Es sah so furchtbar aus, dennoch so wunderschön. All das Öl, dass auf dem Meer geschwommen hat, war nun einigermaßen weg. Aber dennoch würde es Jahrzehnte dauern, bis sich das Meer wieder erholt hatte.

Eine Stunde musste vergangen sein, und Nex saß immer noch am Heck. Plötzlich kam ihm eine Idee. Ben hatte doch Nachtschicht. Vielleicht könnte er sich zu dem Skipper gesellen. Gesagt getan. Er klopfte an der offenen Deckshäuschentür und lächelte Ben entschuldigend an. Der Skipper sah auf sein Handy und schien wie benebelt zu sein. „Stör ich?" „Nein, um Himmels willen nein." Ben legte sein Handy zu Seite und bat Nex sich zu setzten. Er setzte sich und Ben erkundigte sich mit einem leichten lächeln: „Du kannst nicht schlafen, was?" Wie ertappt nickte Nex. Die Minuten vergingen und niemand sagte ein Wort. Nex sah hinauf aufs vom Mond beschienenen Meer. „Ist irgendwas los?" Fragte Ben, einfühlsam. „Ich weiß es nicht." Gestand Nex. Irgendwas in ihm sagte, dass ihm was auf der Seele liegt, was er unbedingt loswerden sollte. „Möchtest du dir einfach mal alles von der Seele sprechen? Ich weiß wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber ich würde dir gerne helfen." Bot Ben an. Nex nickte. „Ich weiß nicht was mit mir los ist. Ich hab da so eine Gedächtnislücke und ich würde so gerne wissen was dort passiert ist. Dazu kommt noch, dass ich Anna sehr wahrscheinlich nie wieder sehen werde." Er sah zu Boden. „Ich weiß ich habe mich so entschieden, aber es tut trotzdem weh." Nex atmete laut aus. „Und außerdem habe ich mich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnt, dass Oliver mich nur rausgeschmissen hat aufgrund meiner Sexualität." Nex stockte. „Was wenn ich zu anspruchsvoll geworden bin? Was wenn ich eine größere Last für ihn war, als er zugeben will? Was wenn-" Nex Stimme begann zu zittern und er brach zusammen. Ben nahm ihn in den Arm. Nex begann zu weinen. Richtig laut. „Bin ich schuld daran, dass er mich rausgeworfen hat?" Fragte Nex eher sich selbst, doch Ben musste diese Frage gehört haben. Denn er antwortete: „Nein! Auf garkeinen Fall." Auch Bens Stimme klang zitterig. Aber immer noch ruhig und gelassen. „Nur Oliver trägt die Schuld mit sich. Niemand anderes." Bens Worte beruhigten ihn. Langsam lösten die beiden sich wieder. Nex schluchzte auf und strich sich die Tränen von den Wangen. „Wow. Das tat gut." Stellte Nex fest. Noch nie hatte er einer noch relativ fremden Person sehe wahren Gefühle zugetraut.

„Du kannst dir sicher sein." Begann er. „Du kannst immer zu mir kommen, wenn irgendetwas sein sollte. Und ich bin mir sicher, dass das die anderen auch so sehen." Bens Worte gaben dem siebzehnjährigen Halt und ließ ihn geborgen fühlen. Sie redeten die gesamte Nacht lang bis Alea plötzlich in der Tür stand, um Ben abzulösen. Ein Blick auf die Uhr verriet Nex, dass es 06:30 Uhr morgens war! Wie schnell die Zeit doch vergangen war. Gemeinsam gingen er und Ben runter in die Jungskajüte und holten erst einmal die Nacht nach.

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1714  Wörter

Hi naaa xd

ich weiß, ich weiß heute kamen sehr viele Uplodes haha (gewöhnt euch net dran xd)

aber hier ist das ehemalige Crucis kapitel welches ich ein nach hinten verschieben musste, weill dann das 4. kapitel zu lang geworden wäre im vergleich zu den bisherigen ^^

Wünsche und Kritik ist gerne gesehen ^^

Möge euch stets guter Wellenschlag begleiten :)

~Greenkid

~Into the unknown~Where stories live. Discover now