Prolog

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Einst, vor vielen Jahren, lebte weit im kalten Norden ein Volk voll des Glaubens an Wunder und Mythen

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Einst, vor vielen Jahren, lebte weit im kalten Norden ein Volk voll des Glaubens an Wunder und Mythen. Im Lande Aubrun, beschenkt mit grünen Auen, sanften Hügeln und dichten Tannenwäldern, kannte jedes Kind die Legenden über Spiegel - eine Geschichte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

Jenseits der glänzenden Oberflächen lagen Welten, ihrer eigenen verborgen und voller Mysterien und Möglichkeiten. Die Menschen sprachen von einer geheimnisvollen Kraft, die jenseits der glänzenden Oberfläche der Spiegel lag oder von endlosen Wegen und Toren, über die man in Reiche gelangen konnte, die man sich kaum in den kühnsten Träumen vorzustellen wagte.

Die Menschen Aubruns besaßen eine tiefe Ehrfurcht vor den Spiegeln und dem Mythos der Welten dahinter, kannten sie doch selbst die Herrscher des Kreislaufs und neigten ihr Haupt in Respekt und Demut vor ihrer Macht.

So trugen sie den Glauben an Legenden stets an ihre Nachkommen weiter. Geflüster und Raunen, welches man den Kindern in Abendstunden zuflüsterte und welches ihre Herzen auch im Erwachsenenalter nicht mehr vollkommen verließ. Zahlreiche Sagen kannte man in Aubrun, von Wyrmen in Höhlen oder Wesen in den Wäldern. Keine jedoch war so bekannt, wie jene der Pforten hinter dem Schimmern.

Viele Generationen erzählten sich von den Pforten hinter den spiegelnden Flächen und den Wundern oder Schrecken, die einen dahinter erwarten könnten. So wusste auch ein jedes Kind, dass das Einzige, was einen davon abhielt, diese Welt zu betreten, das Spiegelbild war, das einem aus dem Glas entgegenblickte.

Doch trotz der Geschichten und Legenden blieb die Wahrheit über die Welt jenseits von Aubrun ein Rätsel, ein Geheimnis, das nicht gelüftet werden konnte. So blickten die Menschen weiterhin in die Spiegel, auf der Suche nach Wissen, Verständnis und der Macht, ihr eigenes Schicksal zu gestalten.

Doch was wäre, wenn jemand kein Spiegelbild besäße?

Dies ist nicht die Geschichte eines edlen Ritters oder eines Helden, der in zahlreichen Legenden Aubruns besungen wurde. Es ist keine Erzählung von einem Prinzen oder die eines edlen Mannes. Dies ist die Geschichte eines Diebes.

Er wurde nicht in einem Schloss geboren und wandelte auch nicht in Hallen aus Marmor. Niemand schmückte ihn mit Geschmeide, er kleidete sich nicht in edle Stoffe und auch das Leben schenkte ihm nichts. Doch diese Welt besaß ihr eigenes Gleichgewicht und wo sie jemandem etwas verwehrte, beschenkte sie ihn an anderer Stelle.

So waren dem Burschen bereits als Kind seine Eltern kein Vorbild. Räuber und Gesindel waren sie, Halsabschneider und Taugenichtse. Doch auch als sie ihren eigenen Gräueltaten geschuldet früh entschliefen, nahm sein Leben keine bessere Richtung.

Unter den Menschen von Aubrun gab es einen, der anders war als alle anderen. Er war ein Schurke, ein Dieb, ein Mann mit Gerissenheit und Geschick. Doch dies war es nicht, was ihn von allen anderen abhob. Denn sah Keir in die Spiegel, auf schimmerndes Silber oder in die Oberflächen zarter Gewässer, so blickte ihm kein Ebenbild seiner selbst entgegen.

Keir war einzigartig - in dieser, und jeder anderen Welt.

Aber nicht immer war einzigartig zu sein ein Geschenk. Denn was die einen vielleicht bewundert hätten, fürchteten die Bewohner Aubruns. Hätte Keirs Leben in warmen Hallen unter den Augen der richtigen Personen begonnen, vielleicht wäre er ein Held geworden ... doch das Schicksal hatte anderes für den Jungen vorgesehen.

Was die Menschen nicht kennen, das fürchten sie gerne. So war auch Keir ohne sein Spiegelbild für viele ein schlechtes Omen, eine Schattengestalt oder ein Lebewesen ohne Seele. Manch einer warf Steine nach ihm, andere wechselten die Straßenseite oder spuckten aus, wenn sie den Jungen erblickten. Ohne den Schutz seiner Eltern und getrieben von Hunger und Verzweiflung, geriet Keir früh auf falsche Pfade. So war er gerade sieben Jahre alt, als er das erste Mal die andere Seite erblickte. Nicht mehr brauchte es, als einen Hauch. Als er die Oberfläche berührte, kräuselte sie sich wie kaltes Wasser und Keir tauchte hinein ... so begann sein neues Leben.

Denn von Stund an vermochte er jeden Spiegel zu betreten und zu verlassen. Spiegel waren seine Tür - und er allein besaß den Schlüssel.

Jahre zogen ins Land und der Junge wurde zum Mann, der kleine Taschendieb berühmt und berüchtigt. Ein Schurke trieb sein Unwesen in Aubrun, über den man nun munkelte und flüsterte. Er vermochte durch Spiegel zu reisen, so raunte man. Flächen so klein wie der Schimmer in einer Vase oder ein kleiner Silberlöffel. Zweifellos wäre er zur Legende geworden, wäre dem Langfinger sein Ruhm nicht irgendwann zu Kopf gestiegen. So beschritt er diese Nacht angetrieben von Hochmut den falschen Spiegel.

Ausgerechnet die Gemächer der Prinzessin waren es, die der Dieb auserkoren hatte, denn sie besaß im Lande das schönste Geschmeide. Doch dieses Mal sollte ihm sein Hochmut zum Verhängnis werden. So entzückt sich die junge Prinzessin von dem charmanten Banditen zeigen mochte - ihre Wachen teilten diese Nachsicht nicht.

So landete der größte Dieb des Landes in den Händen der königlichen Wachen.

Aber dies war nicht das Ende von Keirs Geschichte.

Denn wo der Pfad eines Gauners sein Ende nahm, sollte die Legende des Winterdiebes ihren Anfang nehmen.


Das war der Prolog zum Winterdieb! Ich hoffe, er hat euch gefallen!

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Das war der Prolog zum Winterdieb!
Ich hoffe, er hat euch gefallen!

Wortzahl: 828 Wörter

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Der WinterdiebWhere stories live. Discover now