Many Times Over

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Hey! Hoffe es geht euch gut und ihr habt das WE genossen. Sorry, dass es diesmal etwas länger mit dem Hochladen gedauert hat aber das Kapitel fiel mir sehr schwer. Bin leider auch gar nicht zufrieden damit, da es sich wie eine Art 'Lückenfüller' anfühlt und meines Erachtens allgemein auch nicht sonderlich gut gut geschrieben ist aber das ist auch nur meine eigene Auffassung. Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß damit und nächstes Kapitel wird dann auch mehr 'Inhalt' folgen.



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„...somit wird die zweite Unbekannte ausgerechnet und rückwärts eingesetzt." Mein Kopf tut weh. Wie abgemacht, unterrichtete mich Akashi wie ein exzellenter Lehrer aber so intensiv mein schwaches Hirn gerade ratterte, bereut meine Selbstüberschätzung die Entscheidung. Er war trotzdem geduldig, erklärte mir die Rechenwege manchmal vierfach und ging allgemein sehr gut mit meiner beschämenden Schwäche im Bruchrechnen um. Es ist zwar erst die zweite Woche, in der ersten Stunde schlug mein Herz wie ein Hammer gegen meine Brust, aber meine Nervosität verschwand schnell. Jetzt sitzen wir an einem warmen Freitag erneut in meinem Zimmer und lernten seit zwei Stunden ohne Unterbrechung.
„Möchtest du eine Pause machen?", merkte Akashi meine leichte Zappeligkeit und der Stress, der mir wörtlich im Gesicht lag, nachdem auch diese verzwickte Aufgabe sorgfältig gelöst wurde.
„Ja, fünf Minuten wären gut." Ich seufzte erleichtert auf und legte den Stift aus der Hand. Mathe ist anstrengender als gedacht.
„Sehr gut gemacht, Nana", tätschelte Akashi stolz meinen Kopf und lächelte zufrieden „du lernst schnell." Sowie ein Kind, welches das erste Mal wegen einer tollen Tat gelobt wird, fing auch ich an, das zunächst unauffällige Kompliment in jeder Form anzunehmen und für immer in meinem Kopf aufzuzeichnen.
„Danke." Du lernst schnell. Das sagte auch oft Akio zu mir, als er mir das erste Mal die Technik und Taktik Tabelle des Basketballs lehrte. Sogar die Grundlagen im Sport erfordern eine Menge Ausbildung, sowie seiner Position gerecht zu werden. Dazu zählen auch die einzelnen Aufgaben der jeweiligen Rollen. Akio wirkt zwar manchmal unreif und wird seit Beginn seiner Karriere als zu unerfahren eingestuft und oft unterschätzt, da er im früheren Alter in diese Welt fiel aber ist ein ausgezeichneter Lehrer. Nachdem Nao in der Nationalmannschaft einen festen Bestandteil ergatterte, fing auch Akio an seinen Weg als Trainer zu folgen und lehrte mich früh die Methoden des Basketballs.

Wenn man von meinem Vater redet: Ich werde mich nie an das sanfte Klopfen an meiner Tür gewöhnen. Sonst würde er wie ein wütender Bär eintreten aber jetzt steckte er schon zögerlich den Kopf in den Raum, während wir eine Verschnaufpause einlegten.
„Es gibt Besuch für dich, Maus." Besuch? Ich guckte neugierig über Akashis Schulter, der gegenüber mir am Tisch saß, erwartet vielleicht Kyoko aber nicht ansatzweise die Personen vor mir, die mir freudig zuwinkten. Hat es überhaupt an der Tür geklingelt? Es ist vollkommen an mir vorbei gerauscht.
„Taiga!", verließ es mich munter.
„Hi!" ...und Ryouta!
„Ich mache euch ein paar Snacks fertig, ja?", verschwand Akio und schloß die Tür, als die zwei Jungs in mein Zimmer eintraten.
„Hab' dich wirklich vermisst, Nana-cchi!", rief Ryo quengelnd und ließ sich mit einem Schmollen neben mir auf den Boden fallen, nur um meinen Arm mit einer festen Umklammerung in Mitleidenschaft zu ziehen. „wie lange liegt Fukuoka zurück? Zwei Monate?"
„Einen Monat und elf Tage", verbesserte Akashi und räumte die Bücher auf.
„Oh, schon so lange?", sagte Taiga schockiert und nahm auf das freie Sitzkissen neben Akashi Platz.

„Kuroko-cchi ist leider nicht an sein Handy gegangen. Er ist nach Schulschluss wahrscheinlich direkt eingeschlafen, sonst wäre er gerne mitgekommen", erklärte der Blonde. Der Alltag in der Universität scheint wohl sehr anstrengend zu sein. Hoffentlich geht es Kuroko gut. Selbst im Basketball war seine physische Kondition nicht sonderlich stark, also ist es vorstellbar, dass ihn Aufregung und Belastung mehr zusetzen, als anderen Menschen. Ich sollte ihn vielleicht anschreiben und nach einem Treffen fragen. Schließlich stehen noch einige ausgeliehene Bücher von ihm in meinem Regal.

„In was für einer geheimen Arbeit steckt ihr fest?", fragte Ryo neugierig und guckte interessiert über meine Schulter, nur im gleichen Augenblick angewidert das Gesicht zu verziehen, als er die wirren Formeln auf den Zetteln sah.
„Ich gebe Nana Nachhilfe in Mathe", erklärte Akashi ruhevoll. Erstaunt starrte Ryo ihn an, als würde gerade die Welt untergehen. Müsste er als sein langjähriger Freund nicht wissen, dass er in jedem Fach ausgezeichnet war oder ist der Blondschopf erschüttert über den eigentlich Fakt, dass Akashi mich unterrichtete?
„Hast du in Teiko nicht jede Anfrage abgelehnt?" Anfrage?
„Ryouta. Teiko liegt einige Jahre zurück."
„Du wolltest nicht mal Aomine-cchi in Englisch unterstützen."
„Daiki ist auch faul und unzuverlässig gewesen." Ich und Taiga verstanden nur Bahnhof, teilten einen verwirrten Blick über den überraschenden Austausch aus der Teiko-Zeit. Sonst schien die rätselhafte Vergangenheit auf der Schule eine Art Tabu Thema aber mittlerweile fühlten sie sich wohl genug, um offen darüber zu reden.

„Naja, Schule zur Seite. Lasst uns etwas in die Stadt gehen!" Mit einem elanvollen Hüpfer stand Ryo wild auf.
„War dir die Tour eben nicht genug?", entgegnete Taiga genervt.
„Es ist Freitag, seid nicht so langweilig!", gab er gleichermaßen genervt zurück. Daraufhin sammelten wir Ideen, um den restlichen Tag so weit weg vom Lernen zu ziehen wie möglich.



*


Somit gab Ryouta sich mit einem einfachen Zockertag zufrieden und endlich schaffte es auch meine alte Konsole aus der verstaubten Ecke meines Schrankes. Akio schenkte mir zu meinem vierzehnten Geburtstag ein ganzes Set, mit der NBA CD, sowie signierte Socken von Hanamura. Es war eine Limited Edition und umso riesiger die Freude, als er mit einer farbenfrohen Tüte um Mitternacht in mein Zimmer stürmte, um mir sofort das Geschenk zu überreichen. Ich schloss das Gerät seit meinem Einzug im Haus nicht mehr an, da meine Hände nach dem Krankenhaus zittrig und nicht in der Lage waren, einen Controller zu steuern.
„Das war echt irre, Nana", sagte Taiga anerkennenswert und nahm seine glatte Niederlage an, in dem er geschlagen den weißen Controller zur Seite legte und das Match gegen mich zu Ende ging.

„Wir gingen oft in Arcade Stores, zusammen mit Kasamatsu-senpai", erklärte Ryo nostalgisch. Die Nächte an den Automaten waren lang aber spaßig. Wir staubten so viele Preise ab, dass uns der Besitzer nach einer gewissen Zeit nicht mehr rein ließ. Eher Kasamatsu-san, der ein geborenes Naturtalent in Greifautomaten war und den Kindern die Plüschtiere regelrecht vor der Nase abgriff. Wir lachten unendlich viel, schlugen uns die Bäuche mit den Instant Ramen aus den Konbinis voll und nachdem Akio mich mehrere Male auf dem Handy anrief und meckerte, suchten wir uns für mich eine gute Ausrede aus, um nicht die nächsten Wochen mit Hausarrest im Zimmer zu versauern. Diese Momente und die Zeit mit Kyoko waren die Besten in Tokio. Mit der Stadt, die in meinem Inneren nicht die schönsten Erinnerungen zurück ließ.

„Du wärst ein guter Gegner gegen Aomine-cchi! Der Typ ist ein Monster in NBA 2K20."
„Er und Shintarou saßen manchmal stundenlang vor dem Fernseher." Ryouta lachte nach Akashis Satz laut auf.
„Ich erinnere mich! Die Zwei wetteten immer um ihre Snacks, worauf Murasakibara-cchi auch mitmachen wollte." Es machte mich irgendwie glücklich, dass Akashi und Ryo auch eine gute Zeit auf Teiko verbrachten. Ich wusste nicht viel über ihre Mittelschulzeit aber dass es ebenso schattenlose Tage gab, war gut zu wissen. Sonst erschien mir Akashi nach dem ersten Ausrutscher eher abgeneigt gegenüber seiner Schulzeit.

„Da wir von NBA reden...Es gibt Neuigkeiten", redete Taiga etwas zögerlich in ihre Unterhaltung und ließ uns mit seiner ungewohnten Nervosität verstummen. Er verblieb für einige Sekunden ruhig, alle Augen auf ihn gerichtet, ehe er mit seinem nächsten Satz eine regelrechte Bombe los feuerte.
„Ich werde wieder zurück nach Amerika gehen." Mir fiel vor Schreck nahezu das Glas Wasser aus den Händen aber Akashis Reflexe nahmen mir das fast leere Getränk aus der Hand, um es sicher auf den tiefliegenden Tisch zu stellen.
„Keine Sorge! Ich werde versuchen meine Ferien zu nutzen, um euch zu sehen und mein Antritt ist erst im nächsten Jahr, also...", verfing er sich in wirren Wörtern und fuchtelte stark mit den Händen. Amerika. Die NBA? Das ist...
„...ein gewagter Schritt, oder?", las er meine Gedanken. In der Tat ein gewagter Schritt. Die japanische Nationalmannschaft wäre für Taiga ein realisierbares Ziel gewesen, sowie ein gutes Team in Tokio aber er macht nicht nur einen gewagten Schritt nach vorne, sondern gleich zehn Hüpfer nach oben. Unglaublich. Der Tiger ist verrückt aber...beeindruckend. Das ist die eine gewisse Sache an Taiga, die mich immer aus der Bahn warf. Ich sehe ihn an und es ist Naos ganze motivierte Selbst, was vor mir aufleuchtet. Taiga strahlt manchmal wie die Sonne, sein Lächeln ist ansteckend, die fröhliche Präsenz überwältigend und manchmal so intensiv, dass mir die Augen wehtun. Taiga gibt mir das Gefühl von einer Person, die gefühlt seit einer Ewigkeit an meiner Seite ist und der erste Mensch, der mich nicht für mein Geschlecht in dem gnadenlosen Ballsport mit merkwürdigen Augen anguckte, als erfolgreicher Newcomer selbst. Ganz im Gegenteil. Sowie Nao mein Vorbild war, mein Antrieb, meine Motivation, waren Taigas reinen Ansichten zum Basketball der Schalter, der meine eigenen Sichtweisen änderten. Seine Liebe zum Sport, egal wie rücksichtslos die Welt ist, sein endloser Ehrgeiz, seine Ehrlichkeit gegenüber mir. Wäre der zufällige Vorfall in Halle 2 nie geschehen, wäre meine Beziehung zu den Jungs nicht da, wo sie gerade ist. Ich wäre nicht da. Er ist die erste und einzige Person, der den Summer Cup nicht zu einem grausamen Bild zeichnete und mich den Jungs vorstellte, so wie Kuroko, der dafür verantwortlich war, mich an Freitagen einzubeziehen. Die Zwei sind wie das Licht für mich gewesen. Das Licht, das mir diesen schrecklichen Tag nicht nur mit Dunkelheit füllte, sondern mit ein Fünkchen Positivität, ein Fünkchen Freude. Vielleicht ist es den Jungs nicht bewusst aber jeder von ihnen setzte absurderweise das unvollständige Puzzle, die sich Nana nannte, zu einem ganzen Bild. Jeder mit einem anderen fehlenden Stück in der Hand. Nicht nur in der Zeit im Krankenhaus, sondern lange davor. Beginnend mit Ryo, der mich nie alleine ließ, der mich nie aufgab und immer unterstützte.

„Es ist nur ein extremer Versuch aber..."
„Nein, es ist wie für dich gemacht. Ich freue mich, dass du es in Angriff nimmst", verließ es mich ohne nachzudenken nach dieser Erkenntnis in meinem Schädel. Etwas Passenderes als die NBA gibt es für jemanden wie Kagami Taiga nicht.
„Wow, Kagami-cchi, das war von Anfang an vorherzusehen aber...jetzt schon?"
„Alex steht mit einigen Scouts in Verbindung und da in Japan die Uni für mich nicht in Frage steht, stand die Entscheidung schnell fest", erklärte er. Alex? Ein fremder Name. Ein Freund aus Amerika?
„Verstehe, also setzt dich Garcia-san vorübergehend in ein gutes Team?", fragte Akashi neugierig. Garcia. Alex. Ein Licht ging an. Er meint nicht...

Die weitere Unterhaltung setzte in meinem Kopf aus, als meine Gehirnzellen von alleine arbeiteten.
„Taiga. Du und Alexandra Garcia seid miteinander vertraut?" Ich musste zunächst mit dieser unglaubhaften Information fertig werden, die auch nach Sekunden Stille von mir schwer zu verdauen war.
„Ja. Sie trainierte mich als Kind in Amerika und lehrte mich die erste Schritte im Basketball." Ich glaube, Nana Sakuragi, die ihren Traum immer in der unantastbaren WNBA sah, stand noch nie so nah an der Profiliga und mehr wissen zu wollen und der Drang Taiga mit Fragen zu löchern, war riesengroß. Himuro führte mir einige Kindheitserinnerungen vor, auch dass die Zwei oft viel Zeit auf dem Streetballplatz verbrachten aber der Name von Garcia fiel nie.
„Ich gehe gerne genauer auf Alex ein, wenn du möchtest?", fragte Taiga lieb.



*


Ich saß den Rest des Tages an Taiga fest, wie nerviger Kaugummi und fast schon ungewohnt redelustig und er erzählte mir viel über seine Kindheit in Amerika, nachdem wir in das Wohnzimmer einzogen. Ich sah nur Himuros Sichtweise, nie die von Taiga und wusste auch nach seinen abenteuerreichen Geschichten, dass die Liebe zum Basketball seit seiner ersten Verbindung gleich geblieben ist. Zwar waren es die exakten Beschreibungen wie die von Himuro aber dennoch vollkommen anders voneinander. Der größte Unterschied lag an ihren vielfältigen Auffassungen.
„Nana, lass den Jungen atmen. Du erstickst ihn mit Fragen", erreichte mich Akios Stimme und er zog mich an den Schultern von Taiga weg. Ich merkte erst jetzt, wie eingeengt er am anderen Ende des Sofas saß, mit mir dicht neben ihm, die ihm regelrecht auf die Pelle rückte wie eine Stalkerin. Erst nach der Realisation war es mir unglaublich unangenehm aber es schien den Rotkopf nicht zu stören.
„Tut mir leid. Ich war etwas neugierig wegen Garcia...", verließ es mich etwas reumütig. Hingegen flüchteten Akashi und Ryouta in den offenen Garten, warfen einige Körbe an dem Outdoor Basketballständer, den Akio gelegentlich nutzte, wenn er Theorie in Praxis umwandeln musste, als ihnen das Zuhören zu langwierig wurde. Verständlich. Taiga redete nur über Basketball. Ich glaube, ihr Bedarf ist gedeckt.
„Keine Ursache! Es ergab sich nie die Gelegenheit, dich über Alex zu informieren, obwohl wir wussten, dass du sehr an der WNBA interessiert bist", gab mir die Taiga die Sicherheit, dass alles okay sei. Natürlich. Jedes Mädchen im Basketballclub weiß, wer Alexandra Garcia ist.

Ich und Taiga redeten noch eine Weile über Garcia, als die zwei Jungs von ihrem Match zurück schlenderten und die Sonne langsam unter ging.

„Übrigens, Kise, Kagami. Ihr solltet auch zum Essen bleiben", rief Akio freudig aus der offenen Küche. Der intensive Duft von frischem Reis und Gewürzen lag in der Luft. Dafür, dass mein Vater nicht der talentierteste Koch war, roch es ziemlich ansprechend, sogar ohne Akashis Hilfe.
„...auch?", fragte Ryo irritiert.
„Akashi isst jeden Freitag mit, als eine Art Wiedergutmachung für die Nachhilfe."
„Nana-cchi, Akashi-cchi, ihr seid merkwürdig", stellte der Blonde zweifelhaft fest. Merkwürdig?
„Naja, Nana-cchi, du bist introvertiert und du, Akashi-cchi, bist ein stiller Mensch. Dass ihr Zwei euch überhaupt versteht, ist mir ein Rätsel", verriet er. Akashi? Still? Er ist zwar zurückhaltender und eher observativ wie Shin-chan aber still? Akashi redet gerne und auch viel, wenn es ein Thema ist, welches ihn interessierte.
„Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, wieso Leute in deiner Gegenwart still sind?", fragte Akio stumpf und verschränkte seufzend die Arme.
„Nö", entgegnete Ryo ahnungslos, als wäre es ihm nicht erkennbar, dass er eine Plaudertasche ist.
„Du redest wie ein Wasserfall, mein Junge." Ryo erstarrte und richtete sich unverzüglich zu mir.
„Das ist eine Lüge. Nana-cchi, das stimmt nicht, oder?", guckte er mich mit den größten Hundeaugen an und schmollte wie ein Kind. Ich zögerte, mit der Sorge, seine Gefühle zu verletzen und versuchte daher in meinem Kopf einen Satz auszusprechen, der ihn nicht direkt vor die Füße warf, dass er in der Tat wie ein Wasserfall redete. Doch das ist eine Eigenschaft von Ryouta, die mich nicht im Geringsten störte, eher das Gegenteil in mir auslöste.
„Zieh meine Maus da nicht mit rein. Du weißt ganz genau, dass sie nie etwas gegen dich sagen würde", meckerte Akio zornig und es fand eine neckische Diskussion statt, die Taiga zu schlichten versuchte. Nur Akashi schmunzelte leise, schien das Gefecht in allen Zügen zu genießen.


*


Wir aßen zusammen, fast schon wie eine fünfköpfige Familie, mit Akio als alleinerziehender Vater und seinen vier wilden Kindern. Ich wusste nicht, wieso mich der Anblick so sentimental machte. Sentimental und ein Bisschen nostalgisch. Gemeinsam am Tisch zu sitzen, eine warme Mahlzeit zu genießen und einfach über beliebige Themen zu reden, fehlte mir seit Naos Tod sehr. Nein, das ist es nicht. Mein Blick fiel auf Ryo, der wie ein Kind nach jedem Löffel kleckerte, worauf ihn Akio Tischmanieren beibringen musste, Taiga schaffte es ganze sechs Schüsseln Reis zu essen und Akashi guckte ihn erschüttert zu. Das fehlte mir. Laute Stimmen, etwas Chaos im Haus, mehr Leben in diesen vier Wänden. Natürlich ist mein Alltag mit Akio als Vater nie langweilig aber ein klein wenig Kontakt mit anderen Menschen fehlten mir und ihm. Es fühlt sich gut an, nicht ständig in einer verschlossenen Schale zu sein und auch mal den Kopf aus dem Schneckenhaus zu strecken, um die Sonne auszukosten. Ich ging seit meiner Kindheit Menschen starr aus dem Weg aber jetzt wollte mein Herz unbedingt jede Sekunde mit ihnen verbringen. Ist das egoistisch von mir?

Nach dem Essen räumten die Jungs noch das Schlachtfeld auf, ehe jeder wieder nach Hause musste. Ich observierte Akio, der gerade einen Tee aufsetzte und währenddessen zufrieden summte. Er ist glücklich. Er ist glücklich und es machte mir irgendwie Angst. Angst, dass der strenge Duft von Tabak und Holz die Oberhand gewinnt und nie wieder aus meiner Nase verschwindet, mir der unscheinbare Schmerz meiner Beine zu viel wird oder die unerwarteten Albträume mir den Verstand rauben. Ich wünschte, es gäbe einen Schalter, der mich all diese plagenden Erinnerungen vergessen lässt. Manchmal stieg Wut gegenüber mir selber auf. Du warst so doof, Mädchen, es ist deine eigene Schuld, sagte mein Kopf.

„Maus. Können wir einen Moment reden?", ertönte Akios sanfte Stimme neben mir, der sich zu mir auf das Sofa setzte und augenblicklich den Fernseher ausschaltete und nur noch die Stille im Raum lag.
„Klar." Ich sah ihn an aber er wirkte nicht im Geringsten nervös, denn wenn Akio etwas sagen muss, dann wird es meist unbequem und ernst.
„Bevor es einer der Mädchen ausplappert, gibt es noch eine Sache, die ich dir sagen muss. Eigentlich war es viel später geplant aber...du weißt, wie stressig die letzten Wochen waren", fing er ruhig an, bevor er erneut ansetzte. Ich lauschte tonlos zu.
„Die...Samezu Basketballmannschaft wird es nach den Sommerferien nicht mehr geben. Es gab nach dem neuen Jahr nicht genug Mitglieder, die interessiert waren. Ritsu und Miu versuchten das Fünferteam neu aufzustellen aber weder Hiromi, noch Teru möchten an der Front stehen. Nami und Kira sind schon lange in anderen Clubs." Ich verblieb stumm, etwas geschockt von der Hiobsbotschaft. Samezu wird aufgelöst? Nicht die eigentliche Trennung schockierte mich, eher...
„Was wirst du dann machen, Akio? Gibt es schon ein neues Team für dich?" Er guckte mich verwirrt an, als wäre meine Frage absonderlich gewesen.
„Ich? Keine Sorge! Es gibt viele Anfragen für mich. Ich muss mich nur noch entscheiden."
„Tut mir leid. Ich dachte, mit Samezu wäre alles okay. Ich wusste nicht...", flüsterte ich gebrochen.
„Wieso entschuldigst du dich? Es war vorherzusehen und ob es jetzt oder letztes Jahr geschehen wäre, das Ergebnis bleibt gleich." Richtig. Samezu wäre nach dem letzten Jahr ohnehin nicht mehr mein Team gewesen aber zu erfahren, dass die Auflösung Akios stabilen Job wegnimmt und auch die jahrelange Beziehung zu den Mädchen, tut ein wenig weh. Immerhin wäre er seiner Stelle als Coach von Samezu weiterhin treu geblieben. Mit oder ohne mich in der Mannschaft. Ist es wegen mir? War es wirklich vorherzusehen? Dass Ayu für die Musik die Mannschaft verlässt ja, sowie das Austreten der einheitlichen Fünf aber der gesamte Kollaps des Teams? Schließlich gibt es Samezu noch nicht so lange und wir gewannen schnell an Aufmerksamkeit. Doch jeder wusste insgeheim, dass die Aufmerksamkeit nach dem letzten Jahr abflachen würde und nur Dank Akio überhaupt entstand. Trotzdem erschreckte es mich, dass es in dieser schnellen Form zu Ende ging.

„Meinst du, es ist immer noch okay, die Mädchen einzuladen?" Ein absurder Gedanke, da Sachi, Minako, Mayuri und Ayu mittlerweile nicht mehr in Samezu zur Schule gehen.
„Natürlich! Die Mädchen freuen sich auf nächsten Samstag." Akio strich mir liebevoll über den Rücken.
„Lass uns morgen schön eine Tour machen und alles für die Feier einkaufen, ja?" Ich atmete tief aus und nickte:"Okay." Ich möchte meinen Geburtstag genießen aber wusste auch, dass der anstehende Tag nicht so aussehen wird, wie zuerst gedacht.

Tomorrow Is Another DayWhere stories live. Discover now