#21 Trevastans Pläne

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Jetzt begriff Isador endlich was Simur meinte und auch wenn dieser gewettet hätte, dass das nicht mehr möglich wäre, weiteten sich dessen Augen vor Überraschung nochmals mehr.
"Du meinst... Trevastan... ich... will mich... für immer?" stammelte er fassungslos.
"Sicher nicht gleich heute Abend" erwiderte Simur mit leisem Spott, "aber wenn sich das entwickelt, dann ja.."
"Oh......" kam es von dem Blonden.
"Wenn du das partout nicht willst, dann wäre heute Abend der Zeitpunkt es ihm zu sagen. Wenn es für dich vorstellbar ist, dann musst du nichts sagen" riet ihm Simur nun.
"Verstehe..." murmelte er nur.

"Wie sieht es mit deiner Zeit heute aus" wollte Simur nun wissen, "können wir in die Stadt um dich einzukleiden?"
"Nichts vor, Fahrstunden erst morgen wieder" antwortete der knapp.
"Dann mal los, ab in die Stadt" wurde Simur nun unternehmungslustig.
"Okay, du weißt wo wir hin müssen mit der Subte⁶?" erkundigte sich Isador sofort, denn bisher war er nur mit Stellariur unterwegs und war sich ziemlich sicher, dass er alleine im Netz des Nahverkehrs einer Stadt mit 20 Millionen Einwohnern, wie Sore es war, absolut verloren wäre.
Nicht, dass es in Keizerstad so etwas nicht gab, dort hatte man die Tunnelbanen⁶ und die Snellbanen⁷ auf die man auch sehr stolz war, nur war Keizerstad mit etwa viereinhalb Millionen Einwohner im Vergleich zu Sore sehr überschaubar.

"Ja, weiß ich" versicherte ihm Simur aber auch gleich, "wir müssen eh mit der Subte Veloce⁸ auf die andere Seite...."
"Andere Seite" fragte Isador, "von was?"
"Vom Marilungo, also in den östlichen Teil von Sore" erklärte ihm Simur sofort.
"Unter dem Meer durch?" kam es skeptisch von dem Blonden.
"Du weißt schon, dass das Meer hier gerade mal eine halbe eurer Meilen⁹ breit ist?" spöttelte der Sorener da dann auch sofort.
Prompt fühlte Isador sich als Angsthase ertappt und grummelte: "Ja, natürlich weiß ich das!"

Als Isador am späten Nachmittag endlich so aussah wie Simur für richtig hielt, war der von seinem Anblick alles andere als überzeugt.
Das schwarze samtige Halsband an dem ein blitzender Edelstein hing war ja noch Okay. Aber dass Simur ihm vier Ohrlöcher gestochen hatte in und mit Ohrschmuck versehen hatte, als auch die Tatsache, dass er Ringe an den Rand seiner Ohrmuschel geklemmt hatte, fand Isador schon gewöhnungsbedürftig.
Also, es sah schon gut aus. Aber in seiner Heimat hätten so etwas nicht einmal Frauen anzulegen gewagt.
Dazu hatte er ein schwarzes Oberteil an, was ihn sehr an ein Unterhemd erinnerte. Darüber trug er einen dunkelblau-schimmernden Umhang mit weitem Kragen und Ärmeln, die seine Arme aber erst ab oberhalb der Ellenbogen abwärts bedeckten.
Das ganze kombiniert mit einer sehr eng anliegenden schwarzen Hose die knapp unterhalb seiner Knie endete.
Seine Füße steckten in einer Art Sandalen. Und dann hatte Simur bestimmt eine Stunde Arbeit in seine Haare gesteckt.
Noch nie hatte Isador soviel Zeit, Mühe und Geld in sein Aussehen verwendet.

Doch als Trevastan am Abend die Treppe herunter kam und den bereits im Foyer auf ihn wartenden Isador erblickte, war es das überraschte und gleichzeitig erfreute Aufleuchten in seinen Augen, dass diesem sofort das Gefühl gab, dass sich die ganze Mühe auch gelohnt hatte.

Wobei Isador nicht leugnen konnte, dass ihm der Anblick von Trevastan ebenso zusagte.
Der trug eine ähnliche Hose und Oberteil wie er, allerdings in weiß.
Darüber aber trug er, auch als Zeichen seines Standes, den ultramarinen Clamido¹⁰ über die linke Schulter drapiert und auf der rechten Schulter mit einer aufwendig verzierten, goldenen Schulter gehalten.
Ein wenig erinnerte er Isador an die Bilder der Prinzen in seinen Märchenbüchern.

Und ein wenig fühlte er sich wie eine Prinzessin aus selbigen Märchen.
Denn Trevastan geleitete ihn an seinem Arm zu dem Wagen den er hatte vorfahren lassen.
Er öffnete ihm dessen Tür und half ihm beim Einsteigen.

Isador war aufgeregt, so aufgeregt, dass es niemand, schon garnicht Trevastan hätte übersehen können.
Beruhigend legte der seine Hand auf Isadors Knie und fragte liebevoll: "So aufregend?"
Der Blonde bekam - und das nicht zum ersten Mal an diesem Tag - rote Wangen und erwiderte schüchtern: "Noch nie war ich so mit jemandem aus. Also so...so.. so wie wir jetzt..."
"Das ehrt mich wirklich" schmunzelte Trevastan, bei dem es selbstverständlich nicht das erste romantische Date seines Lebens war, der aber trotzdem nicht vergessen hatte wie er sich bei seinem Ersten gefühlt hatte. Auch wenn man es als Divinoble natürlich einfacher hatte so ein Rendezvous einzufädeln. Denn wer wollte so etwas nicht mit einem Divinoble?

Auf jeden Fall hätte er alles dafür getan, dass Isador diesen Abend nicht nur nicht vergessen, sondern auch in guter Erinnerung behalten würde.
Denn eines war klar, Trevastan hatte sich längst eingestanden, dass er mehr für den blonden Jungen empfand.
Mehr als er sich selber anfänglich zugestehen wollte.

Bild zeigt wie ich mir Isador vorstelle.

¹joggen
²Circulo bedeutet soviel wie Club, Marilungo ist die Meerenge die Stadt Sore teilt.
³Date
⁴auch in Sore mag man Abkürzungen
⁵angesagt, in Mode, en vogue
⁶U-Bahn
⁷S-Bahn
⁸Express U-Bahn
⁹halbe nordensche Meile = knapp 4km
¹⁰eine Mischung aus Umhang, Mantel und Toga

Das Land jenseits der Berge.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt