Teil 7/cry baby

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Leise schlich ich ins Haus.

Mein Vater lag nicht auf der Couch, also war er auch nicht Zuhause.

Ich atmete aus.

Keine Ahnung...es beruhigte mich einfach.

Höchstwahrscheinlich lungerte er wieder in irgendeiner Bar und ließ sich erneut voll laufen.

So wie es immer war.

Ich presste meine Lippen aufeinander.

Damit mein ängstlicher Atem nicht durchdring.

Damit mich niemand hörte.

Denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass hier noch jemand war.

Ich hatte Angst.

Wer hätte es in meiner Situation denn auch nicht?

Sobald ich ein Geräusch hörte, auch wenn es noch so leise war und dann vermutlich auch von mir selber ausgelöst, drehte ich mich schreckhaft um.

Unten war nichts wahrzunehmen.

Unten war alles ruhig und leer.

Niemand war da.

Also schaute ich oben weiter.

Ich ging vorsichtig die Treppe rauf, doch natürlich knarrte sie wieder.

Ich schloss für einen Moment meine Augen und ging weiter, doch oben war genau so wenig, ich hörte kein Atem, außer mein eigenen.

Es waren so auch keine komischen Geräusche zu hören.

Nichts.

Vermutlich war Justin irgendwo anders hin gegangen, was bildete ich mir eigentlich ein?!

Ich lachte über mich selbest, als würde Justin zu mir kommen, in mein Haus.

Das konnte nicht sein.

In meinem Zimmer legte ich mein Handy und Schlüssel auf meinen Schreibtisch.

Grade, als ich nicht mehr daran dachte und der Realität zurückgekehrt war, legte jemand von hinten seine Hand auf meinen Mund und hielt mich fest.

Ängstlich riss ich meine Augen weit auf und versuchte mit loszureisen, doch ich wurde zu Boden gedrückt.

In erster Sekunde dachte ich an mein Vater, doch es roch hier keines weges nach Alkohl.

Also konnte ich ihn ausschließen.

Ich versuchte zu schreien, doch es würde nichts bringen.

Das einzige was mir bekannt vorkam, war der Duft dieser Person.

Ein Aftershave, welches mir ziemlich bekannt vor kam.

Das Gewicht auf meinem Körper machte mir schwer zu schaffen und ließ mich nur schwer atmen.

Die Hand wurde mir noch immer auf mein Mund gedrückt.

Ich könnte mich ein Stück los reißen.

Für eine winzige Sekunde konnte ich der Person in die Augen schauen.

Meine Vermutung bestätigte sich.

Er zog mich hoch und drückte mich gegen die Wand.

Mit meinem Rücken knallte ich hart dagegen, ich seuftze und schaute runter.

Dennoch musste ich einfach auf schauen, ihm wieder ins Gesicht.

Ich verstand es nicht.

Dieses ganze Theater.

,,Warum tust du das? Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?" zischte ich und kniff meine Augen zusammen.

Er schaute mich mit leeren Augen an, sagte aber nichts.

Der Blick war kaum anders, als heute morgen, wo er mit den Jungs mitgezogen wurde.

Er war nervös und schien nicht zu wissen, was er tun sollte.

Justin leckte sich über seine Lippen und ließ etwas von mir ab.

,,Hör mir zu, du musst.." er brach ab und schaute mir wieder nur in die Augen.

Er versuchte mir etwas zu sagen.

Er versuchte mich anscheinend zu warnen.

Vor irgendwas.

Ich konnte mir nicht vorstellen was.

,,Was Justin? Was willst du mir sagen?" fragte ich und hoffte auf eine Antwort.

Doch es kam nichts.

Er blieb still und sagte nichts mehr.

Er ließ auch den Blick von mir.

Er war wie gesteuert.

Er wich einfach von mir zurück und lief aus dem Zimmer.

Ich schaute ihm verwirrt und mit offnem Mund hinterher.

Schließlich kam ich zu dem Gedanke ihm nach zu gehen und tat es auch.

Als ich aber an der Treppe oben stand, konnte ich nur noch die Tür zufallen sehen.

Es war mir grade mehr als nur verwirrend gewesen.

Was war das?

Ich wollte grade zurück in mein Zimmer.

Als die Tür wieder aufgerissen wurde, mein Vater kam rein gelaufen und sah mich böse an.

Das hieß nichts gutes.

,,Was wollte er hier?" knurrte mein Vater und es schien zum ersten mal, als wäre er nicht betrunken.

Eine plötzliche Wut hatte sich aufgebaut.

Ich wusste, dass er Justin nicht mochte.

Aber diesen unglaublichen Hass?

Diesen hatte ich noch nie an meinem Vater gesehen.

Er hatte wieder etwas bedrohliches in der Stimme.

Was mich schaudern ließ.

Doch ich zuckte bloß mit meiner Schulter.

Es entsprach ja der Wahrheit, ich wusste nicht was er hier wollte.

Doch ich bereute es sofort.

Es kam, wie es kommen musste.

Mein Vater kam mit einem wütenden Blick auf mich zu.

Während ich immer weiter nach hinten lief, kam mein Vater die Treppe hoch gestampft.

Er riss mich von der Wand weg und schubste mich einfach die Treppe runter.

Mit meinem Kopf knallte hart gegen die letzte Stufe, was mir die Sicht nahm.

Ihm war es scheiß egal, was mit mir war.

Ich konnte nicht mehr klar denken und Blut schmeckte ich auch.

Unzählige Tränen rollten über meine Wange, ,,Ich weiß es doch nicht" weinte ich vor Schmerzen.

,,Du miese Schlampe antwortest mir nächste mal gefälligst" brüllte er mich an.

Ich schnaufte und hielt mir mein Kopf.

Mein Vater lief einfach so an mir vorbei ohne mir zu helfen und ging in sein Zimmer.

Er ging in sein Zimmer und warf seine Tür mit einem Knall zu.

Mit geschlossenen Augen saß ich eine ganze Zeit einfach da.

Ich konnte mich kaum bewegen.

Irgendwann konnte ich mich am Treppengeländer hoch ziehen und mich vorsichtig auf das Bett legen.

Ich weinte mich ein weiteres mal in den Schlaf.

Ich will nur dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt