Tag 8 Teil 1: Strahlender Narzissmus und Götter

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Rafaella:

Ich weiß nicht wie genau ich mir vorgestellt habe, dass wir wo auch immer zu den anderen Vampiren reisen, aber so ganz bestimmt nicht.

Ich sitze in einem öffentlichen Bus, der keine Ahnung wohin fährt, und fühle mich äußerst unwohl aus dem simplen Grund das nahezu jeder Mensch der hier sitzt uns anstarrt.

Das schwere Los der Schönen schätze ich. Ich mein vor meiner Verwandlung war ich auch nicht gerade hässlich aber jetzt... jetzt sehe ich zugegebenermaßen aus wie eine Göttin.
Und neben mir sitzt ein weiterer Gott in einem unglaublich auffälligen Outfit, also natürlich stehen wir im absoluten Mittelpunkt.
Wie reizend.

Normalerweise würde mich das nicht stören, wäre da nicht der Fakt, dass alle anwesenden, hier in diesem restlos vollgepackten Bus, unglaublich gut nach Blut riechen und ich mich wirklich zusammenreißen muss kein Massenmasaker zu veranstalten.

Fest beiße ich meine Zähne zusammen, so dass ich mein Kiefer knacken hören kann.
Ludwig hört es wohl auch denn er dreht sich in meine Richtung.
Er wirft mir einen Blick zu der am ehesten als sehr dringende Warnung einzuschätzen ist.
Ich soll hier ja nichts anstellen und wenn doch... gibt es wohl Probleme mit diesem mysteriösem Herren von dem Ludwig die ganze Zeit labert.

Ich frage mich was der eigentlich von mir will...und wohin wir eigentlich fahren.
Ich hab eher weniger damit gerechnet, dass unser angeblich höchst geheimes Ziel mit einem öffentlichen Bus zu erreichen ist.

Plus wer schleppt einen Neu-Vampir zu einem Ort voller Menschen, die aussehen wie lauter kleine Snacks.

Das alles macht absolut keinen Sinn, also kann Ludwigs Herrchen gar nicht so krass sein.

Eine halbe Stunde, aus dem Bus in eine Limousine umsteigen und an den Arsch der Welt fahren später, bin ich bereit alles eben gesagt sofort wieder zurückzunehmen. (Warum wir überhaupt mit dem Gott verdammten Bus gefahren sind, ist mir ein Rätsel.)
Ich stehe auf einem absolut riesigen Gelände irgendwo am Rande eines Waldes, welches ziemlich sicher ein Privatflughafen ist.
Jemand der über 30 Privatjets hat, als würde er sie zum Spaß sammeln, muss zumindest teilweise krass sein. Keine normale Person wäre auch nur ansatzweise zu sowas in der Lage... aber natürlich ist er nicht normal... nichts ist mehr normal seit dem Tag an dem ich zum Vampir wurde.

Und so wie das Ganze heir aussieht ist dieser Herr Teil einer Elite oder sowas.
Warum? Einer seiner Jets ist verdammt noch mal Gold. Ein goldener Privatjet das muss man sich mal vorstellen. Ich glaub angeberischer geht es wirklich nicht mehr.

"Dieses Flugzeug ist ein Unikat, extra angefertigt für meinen Herren." sagt Ludwig plötzlich hinter mir und sieht dabei ekelhaft stolz aus. Er muss wohl gesehen haben, wie ich es sehr unverholen angestarrt habe.

"Ja, das dachte ich mir schon fast. Niemand der nicht narzisstisch ist, würde sich sowas besorgen ohne es ironisch zu meinen." schnaube ich.

Ludwig wirft mir einen Blick zu der mir sagt, dass er mir am liebsten den Kopf abreißen würde, aber das kann er gerne machen denn sterben würde ich daran nicht.
Ich grinse etwas in mich hinein. Gott es ist so schön ein Vampir zu sein.

"Du hast meinen letzten Test übrigens bestanden." kommt es plötzlich von Ludwig. Verwirrt drehe ich mich zu ihm.

"Was für ein Test, bitte?"

"Der Bus voller Menschen. Wir hätten natürlich mit einer Limousine fahren können, wie den restlichen Weg hier her, doch ich wollte sehen ob du sie tötest. Hättest du, hätte es natürlich niemand in der Menschenwelt erfahren, aber du bist davon ausgegangen, dass es Regeln gibt. Und die gibt es. Es war ein Test ob du eine hirnlose Killerin bist, oder jemand der fähig ist in einer Gesellschaft zu leben." erklärt er mir und kommt dabei besonders tiefsinnig rüber.

Mir wäre fast ein Lachen rausgerutscht, aber ich belasse es bei einem "Okay, interessant. Und was hätte sich geändert wäre ich eine Mörderin gewesen?"
Ehrlich gesagt jetzt wo ich weiß, dass ich die Menschen theoretisch hätte töten können, hab ich gut Lust dazu, aber die Vergangenheit soll man ja ruhen lassen und aus Fehlern lernt man. Das nächste mal dann. Und was mir gerade auffällt... Es war Ludwigs Idee mich in diesen Bus zu schleppen, nicht die seines Herren, was wohl oder übel heißt, das kann ich ihm nicht anlasten. Der Narzissmus der von dem goldenen Jet ausgestrahlt wird, ist jedoch absolut nicht ignorierbar.

"Sagen wir es so...Ausrutscher passieren in unserer Welt nunmal. Doch es gibt eine Abmachung. Neu-Vampire werden ein einziges Mal entschuldigt wenn sie töten, dann nie wieder, abgesehen von dem Töten, welches für die allgemeine Verwandlung nötig ist. Das wäre dein zweites Mal gewesen, Kleiner, also hätte eine Strafe gefolgt. Wahrscheinlich Köpfung und 10 Jahre dazu verdammt sein vor sich hinzurotten, bis man wieder mit seinem Körper vereint wird. Eine sehr leichte Strafe, aber sie zeigt ihre Wirkung."

Leichte Strafe??? In was bin ich hier nur reingeraten. Vielleicht hätte ich fliehen sollen, als ich die Chance dazu hatte, denn jetzt ist es zu spät. Ich denke egal wohin ich nun gehen würde, irgendwie würde mich Ludwig finden, dessen bin ich mir sicher.
Meine momentane Theorie ist nämlich, dass Ludwig sowas wie ein treuer Hund seines Herren ist... und damit auch Spür- wie Jagdhund.
Diese Fähigkeit hat er schon bewiesen, indem er mich gefunden hat. Schließlich ist ein Haus irgendwo in der Pampa in einem Weizenfeld nicht so leicht aufzuspüren. Darauf haben meine Eltern ja auch akribisch geachtet.

Aber hinter dieser ganzen Sache muss mehr stecken. Viel mehr.
Warum wurde ausgerechnet ich als Experiment dieses Herren ausgewählt?
Weil meine Eltern Vampirjäger waren? Aber davon gibt es bestimmt mehr.

Und wenn ich Recht habe und er zur Elite gehört...was wenn er einer der 12 wäre? Die sollen Götter sein.
Und was würde denn ein Gott von jemandem wie mir (Ich mein ich bin schon außergewöhnlich toll, aber zugegebenermaßen in der Vampir-Welt ein Niemand) wollen?

"Rafaella, der Jet ist bereit. Steig ein." unterbricht die Stimme von Ludwig meinen Gedankenstrom.

Ich schätze was Herr Gott von mir möchte, werde ich noch früh genug erfahren.

INFINITUS- Der Tod holt mich niemals ein [a vampire love story 18+]Where stories live. Discover now