Tag 6: Das Leben als Haferbrei

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Pov.: Rafaella

Als ich aufwache spüre ich nichts. Mein Körper ist komplett taub. Ich drehe meinen Kopf leicht zur Seite um einen Blick auf mich selbst werfen zu können, dann sehe ich auch warum ich nichts fühle.

Jeder einzelne Muskel ist mindestens teilweise zersetzt und jede Zelle meines Körpers scheint vom Lavendel absolut beschädigt zu sein.

Das hat zur Folge, dass ich mich in einer wirklich äußerst unappetitlich aussehenden Masse aus zerätztem Fleisch und schwarzem Blut befinde. Sieht aus wie längst verschimmelter Haferbrei falls ihr einen Vergleich wolltet.

Das faszinierendste an dem Ganzen ist, dass mein Körper es wohl als am wichtigsten erachtet hat meinen Kopf zu regenerieren, weshalb ich jetzt hier mit meinem verdrecktem aber trotzdem wunderschönem menschlichen Engelsgesicht und einem Brei-Körper herumliege.

Für Aussenstehende sicher ein sehr interessanter Anblick aber für mich einfach ätzend. Wortwörtlich. Vor allem weil ich mich ja schließlich nicht selber vom Boden kratzen kann.

Mürrisch schaue ich halb in Richtung Himmel um festzustellen wie lange ich mich schon hier befinde.
Wohl ungefähr einen Tag, da ich in der Ferne die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne erblicken kann.
Morgengrauen. Schon wieder.

Die Frage ist wie viel länger ich noch so überleben kann. Irgendwann müssen die letzten Ressourcen in meinem Inneren aufgebraucht sein und da ich an kein Blut komme, wird das dann wohl wirklich mein Ende sein.
Davon gehe ich zumindest ganz stark aus.
So etwas wie tatsächlich unsterblich kann es gar nicht geben.

Das würde jedes Naturgesetzt brechen, obwohl die Existenz von Vampiren das wahrscheinlich bereits tut.
Jetzt da ich eh nichts anderes zu tun habe, als hier rumzuliegen kann ich auch gleich über meine Art philosophieren.
Wo war ich?

Ahja ich sterbe.
Ansonsten?
Mhm stimmt: Naturgesetze.

Ich habe die ganz starke Vermutung, dass die ersten 12 Vampire einfach Unfälle der Natur waren und nicht mehr ausgeglichen werden konnten. Was natürlich dumm für mich ist, da ich dadurch jetzt gezwungen bin eine elende Existenz als langsam vor mich hin sterbender zu fristen.
Wie absolut reizend.

Verdammt scheiße.

Ich merke wie ich langsam wieder das Bewusstsein verliere. Erschöpft lege ich meinen Kopf halbwegs bequem hin, damit ich das nächste mal nicht auch noch mit einer Nackenstarre aufwache.

Wenn man schon genug große Probleme hat, sollte man darauf achten nicht auch noch kleine sinnlose hinzuzufügen.
Nur so ein netter Überlebenstipp nebenbei.

Bevor meine Gedanken noch weiter Scheiße produzieren können, bin ich wieder weg und alles wird erneut schwarz.

Mein Gehirn verabschiedet sich schon wieder, nur dass ich diesmal merkwürdige Träume habe, wie ein Schlafender.

Irgendwas mit Blut. Köstlichem Blut. Und einem Mann welcher aus dem nichts auftaucht.
Er sieht aus wie ein Engel.
Wie ich.

Er kniet sich neben mich und begutachtet meinen Körper.

"Interessant." murmelt er mit einer unglaublich wunderschönen Stimme die mich an blühende Kirschbäume erinnert.

"Es ist Zeit zu Bewusstsein zu kommen, Kleine. Mein Herr will dich kennenlernen, falls du noch nicht tot bist."

Seine Stimme ist wie eine Hand, welche mich packt und aus den Tiefen meines halbschlafenden Verstandes zieht.

Und als ich das nächste Mal bewusst die Augen aufmache bin ich nicht mehr alleine.

INFINITUS- Der Tod holt mich niemals ein [a vampire love story 18+]Where stories live. Discover now