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Nach der Schule ging ich mit Wren zu ihr nach Hause, da meine Mom noch nicht von ihrer Arbeit zurück war.

In ihrem Zimmer stellte ich meinen Rucksack in die Ecke und schmiss mich auf ihr großes weiches Bett. Die Blondhaarige machte es mir nach und tippte in ihrem Handy, woraufhin sie lächeln musste.

»Schreibst du wieder mit diesem Kerl aus der Uni?« , fragte ich sie, die nur leicht dazu nickte.

Wren hatte einen Narren an einen Studenten gefunden. Sie lernten sich auf einer Party kennen und seitdem schrieben sie permanent miteinander.

Sie reichte mir ihr Handy, wo ich ihre Nachrichten las, ehe ich etwas unerwartetes sah und ihr sofort wieder das Smartphone reichte.

»Oh mein Gott, ihr hattet Sexting.« Dabei hatte ich sogar aus Versehen sein Prachtstück gesehen, was er ihr zu geschickt hatte.

»Ist doch nichts bei.« , meinte sie locker und grinste weiter in ihr Handy. Es war zwar nichts schlimmes, doch ich wollte es eigentlich nicht so genau wissen, was die beiden miteinander trieben.

»Das nächste Mal warnst du mich vor, bevor ich wieder sein Ding zu Gesicht bekomme.« , und schüttelte mich dabei, weil ich diesen Kerl nie wieder normal anschauen konnte, ohne an sein Penis zu denken.

»Es ist kein Ding, sondern sein Schwanz.« , lachte Wren. Sie wusste genau, dass ich nicht so locker darüber sprechen konnte. Ich war noch so unerfahren, was das intime anging.

Plötzlich hörten wir von unten laute Stimmen, die unsere Neugier ergriff. Wren schaute mich ebenfalls verwundert an, ehe wir beide aufstanden und die Treppen nach unten ins Wohnzimmer gingen.

Wren's Vater war wieder da und bei ihm eine blondhaarige Frau, die meiner besten Freundin ähnlich sah. Es war Helen, ihre Mutter.

»Wren, mein Schatz. Schön dich wieder zu sehen.« , trällerte Helen's Stimme, die mich zum kotzen brachte. Was dachte sich eigentlich diese Frau?

»Was macht sie hier?« , fragte meine beste Freundin ihren Vater, der sie nur entschuldigend ansah. Ich wusste genau, dass die Zeitbombe in Wren nur tickte und sie jeden Moment explodieren würde. Ich konnte es wirklich gut nachempfinden, wie es ihr dabei ging.

»Hör zu, Kleines. Deine Mutter möchte etwas Zeit mit dir verbringen und die verlorenen Jahre nachholen.« , meinte Floyd und blickte seine Tochter bittend an. Aber sowie ich Wren kannte, blieb sie stur.

»Sie kann sich wieder dahin verpissen, woher sie auch gekommen ist!« , schrie sie und stieß dabei eine Porzellan Vase herunter. Sie war wütend. Aber Floyd verstand es anscheinend nicht, denn er sah sie vollkommen geschockt an.

»Achte auf deinen Ton, Fräulein!« , gab Wren's Vater entsetzt von sich. »Keira, gehst du bitte in Wren's Zimmer und wartest dort auf sie.« , meinte er plötzlich an mich gewandt, weshalb ich nur leicht nickte und die Treppen hinaufging.

Doch ich hatte nicht vorgehabt in ihr Zimmer zu gehen und blieb deshalb im Flur stehen. Es war zwar blöd von mir sie zu belauschen, weil es mich nichts anging, aber ich musste wissen worüber sie sprechen wollten.

»Hör doch bitte einmal zu, was deine Mutter dir zu sagen hat.« , hörte ich Floyd sprechen.

»Ich will es aber nicht wissen!« , schrie Wren außer sich.

»Du wirst es später bereuen, Wren!« , rief er ihr zu.

Ich hörte wie meine beste Freundin die Treppen hinauf stampfte, ehe ich schnellen Schrittes in ihr Zimmer ging und dort auf sie wartete.

Wren kam mit ihren tränenüberströmten Gesicht zu mir und knallte die Tür hinter sich zu. Es verletzte mich, meine beste Freundin so zu sehen.

Ohne ein Wort, nahm ich sie in meine Arme und hielt sie so lange fest, sowie sie es zuließ.
Wren schluchzte an meiner Schulter, während ihr ganzer Körper bebte.

»Ich hasse sie.« , flüsterte sie leise, dennoch verstand ich jedes einzelne Wort, was sie von sich gegeben hatte.

»Schon okay.« , meinte ich einfühlsam und drückte sie näher an mich heran.

Es war in Ordnung, jetzt so viel Hass und Enttäuschung zu verspüren. Aber ich wusste genau, dass sie es im Endeffekt nicht so meinte. Wren vermisste ihr Mutter.

Ich erkannte es an ihren Blicken, so wie sie meine Mutter und mich immer ansah, wenn sie bei mir war. Wren brauchte eine mütterliche Figur in ihrem Leben und dies ersetzte meine Mom an Helen's Stelle.

»Kann ich heute bei dir schlafen?« , krächzte sie mit ihrer verweinten Stimme, ehe ich zustimmend nickte. Sie war jeder Zeit bei uns willkommen und dass wusste sie genau.

Wren packte ihre Klamotten in eine Sporttasche und nahm noch das nötigste mit. Ihren Rucksack schulterte sie und ging zur Tür voraus.

Unten standen Floyd und Helen immer noch im Wohnzimmer und unterhielten sich anscheinend. Dieser Anblick ließ mich wütend werden. Wieso sprach er überhaupt mit dieser Frau, die ihn vor Jahren verlassen hatte und dass für einen anderen Mann!

Als Wren's Vater uns sah, kam er sofort hergelaufen, doch meine beste Freundin ergriff direkt die Flucht, als sie durch die Tür ging, weshalb ich nicht so schnell reagieren konnte.

»Keira.« , hielt mich Floyd auf, ehe ich gezwungenermaßen stehen blieb und mich zu ihm umdrehte. Er gab mir ein schwaches Lächeln von sich, aber ich sah es ihm an, dass sie nicht seine Augen erreichten. Er wirkte ziemlich müde und niedergeschlagen.

Ich fragte mich, was es mit Helen auf sich hatte...

Seine Hand ruhte an meiner Schulter, die sich in meine Haut hinein brannte, als stände sie in Flammen.

Mein Herz überschlug sich mehrmals, aber ich ließ mich äußerlich nichts anmerken...

»Bitte rede mit Wren. Ich weiß, dass sie eher auf dich hört, als auf mich. Ihrer Mom geht es nicht gut und es wäre schön, wenn sich die beiden aussprechen würden.« , flehte er mich an. Ich nickte nur und verschwand ebenfalls schnell aus dem Haus.

Wren wartete auf der anderen Seite der Straße und sah mich erwartungsvoll an. Sie wusste genau, dass ihr Vater mich aufgehalten hatte und jetzt wollte sie neugierig wissen, was er von mir wollte.

»Na sag schon.« , wurde das blondhaarige Mädchen, als ich nicht von selbst sprach.

Also sagte ich ihr genau das, was Floyd mir vor wenigen Minuten mitgegeben hatte, ehe Wren nachdenklich neben mir herlief und sich vermutlich den Kopf zerbrach, was ihr Vater gemeint haben könnte.

»Vielleicht solltest du wirklich mit deiner Mutter reden und herausfinden, was es auf sich hat.« , sprach ich auf sie ein, damit sie endlich mit dem Gewissen weiterleben konnte.

»Ja ein andermal. Aber lass uns heute Abend noch zu den Jungs gesellen. Eine Pfeife rauchen und gute Musik würde mich etwas ablenken.« , dabei sah sie mich mit ihren großen blauen Augen an, bei denen ich nie nein sagen konnte.

Ich tat alles für meine beste Freundin. Nur hätte ich dieses eine mal mich durchsetzen müssen...

Got my Eyes on you TEIL 1 | +18 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt