Kapitel 7.

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VOLLEYBALL IST ALLES

Mit den Worten meiner Mutter im Hinterkopf betrat ich den Raum

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Mit den Worten meiner Mutter im Hinterkopf betrat ich den Raum. Ich war sogar relativ pünktlich, denn viele Schüler befanden sich noch nicht hier. Vielleicht war dies aber auch dem Finale zuzuschreiben. Ich verstand nicht wie einen das so sehr mitnehmen konnte. Besonders wenn man nichtmal selbst gespielt und nur zugeschaut hat. Ich würde es vielleicht ein ganz kleines bisschen verstehen wenn die Spieler nicht zur Schule kommen würden, aber alle anderen?

Mein Blick wanderte durch den Raum und blieb hinten am Fenster hängen. Ich sah wieder meine Mutter vor mir die drohend aber mit einem Lachen im Gesicht den Finger hob. „Okay. Okay. Du kannst das." ich versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Langsam steuerte ich auf den Punkt zu den ich ohnehin schon fokussiert hatte. Ushijima saß am Fenster und starrte angestrengt auf das Blatt vor ihm. Ich atmete tief ein und wollte ihn gerade ansprechen als ich bemerkte was für einen Zettel er die ganze Zeit so böse angeschaut hatte und was darauf stand. Oder besser, was eben nicht darauf stand. Sein Blatt war leer. Komplett leer. Ich blinzelte in fragend an.

Alles gut bei dir?" fragte ich vorsichtig. Mein Gegenüber richtete sich auf und drehte seinen Kopf langsam zu mir. „Ich verstehe es nicht." ich legte den Kopf schief. „Was denn?" ich blickte auf seinen Tisch. Eine Aufgabenstellung konnte er schlecht meinen, immerhin war ja keine vorhanden. Er hatte bloß ein kariertes Blatt und einen Bleistift vor sich, dessen Radiergummi am hinteren Ende schon sehr abgenutzt aussah.

Wie wir verlieren konnten." ich zog eine Augenbraue hoch. Meinte er das Finale? Gott, warum traf das den alle so dolle? Ich seufzte und rückte einen Stuhl zurecht um mich neben ihn zu setzten. Mit großen Augen sah ich ihn an und überlegte was ich dazu sagen sollte. Er wendete seinen Blick nach vorne. Ich musterte sein Seitenprofil. Stundenlang hätte ich dies tun können doch er begann wieder zu sprechen und ich senkte meinen Kopf. Er hatte mich schon mal dabei erwischt wie ich ihn angestarrt hatte. Ein weiteres Mal wäre noch peinlicher.

Mein Team ist gut. Sehr gut." ich nickte zustimmend. „Wir haben Tag und Nacht trainiert." er verstummte einen Moment. „Alles um von ein paar Erstklässlern geschlagen zu werden." seine Miene verfinsterte sich. „Naja, die hatten eben Glück." sagte und und zuckte leicht mit den Schultern. „Glück?!" er zog die Augenbrauen weiter zusammen. „Nein. Sowas hat nichts mit Glück zutun." Die Entschlossenheit in seiner Stimme war wirklich einschüchternd. Ich zog den Kopf weiter ein. Seine Aura schien zu brennen.

In meinem Kopf sprach meine Mutter zu mir. „Rede mit ihm!" „Sag etwas." rief sie mir zu. „Da zählt nur wer besser ist." er drehte sich wieder zu mir. Unsere Augen trafen sich. So nah war ich ihm noch nie. Ich konnte jeden kleinen braunen Akzent in seinen grünen Augen sehen. Ich hätte schwören können, dass mein Herz für einen Moment ausgesetzt hatte. Hitze stieg in meinen Kopf und ich wendete meine Blick ab. „Naja." ich versuchte Wörter in meinem Kopf zu sammeln doch es gelangt mir nicht. Er hatte seinen Augen noch nicht von mir abgewandt. Es war als watetet er auf eine Antwort.

Aber ihr wart doch auch gut." Ich drehte mich wieder zu ihm und versuchte ihm ein aufheiterndes Lächeln zu schenken. „Nicht gut genug." „Aber ihr habt doch euer bestes gegeben." meine Versuche ihn aufzubauen und das Spiel etwas gut zu reden fragen nicht zu ihm durch. „Unser bestes." wiederholten er. „Hmh." er verzog erneut das Gesicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich alles schlimmer machte. Ich beschloss einfach zu gehen und ihn in Ruhe zu lassen. Das war wahrscheinlich das was er gerade brauchte. Ruhe.

Ich wollte gerade gehen als er wieder zu sprechen begann. „Was macht die besser als mich." ich war etwas irritiert, das er ,ich' anstatt ‚uns' sagte. „Gib dir nicht die Schuld dafür." „Aber ich hätte besser spielen müssen. Ich hätte mehr Punkte machen müssen. Ich-„ es kostete mich viel Mut ihn zu unterbrechen aber es störte mich, dass er sich allein für die Niederlage verantwortlich machte. „Du stehst aber nicht alleine auf dem Feld. Ich bin mir sicher, dass du alles gegeben hast aber auch Niederlagen gehören dazu. Du musst das akzeptieren. Und dann kannst du sogar daraus lernen und es beim nächsten mal besser machen. Es macht dich nur noch stärker."

Ich atmete tief ein. So viel an einem Stück zu sagen war wirklich anstrengend und dann auch noch zu ihm. „Verlier niemals deinen Ehrgeiz. Denn du bist wirklich gut." etwas in seinem Gesicht veränderte sich. „Ich weiß." sagte er und sah mich wieder mit diesem durchbohrenden aber gleichzeitig unglaublichen faszinierenden Blick an. „Dann ist ja gut." ich nickte, stand auf und wollte wieder nach vorne gehen, doch ich drehte mich noch einmal um. Was wollte er bloß mit diesem leeren Blatt. Unschlüssig darüber starrte ich auf seinen Tisch bis er zu mir hoch sah.

Ich lachte leicht. Doch bei ihm zeigte sich keine Reaktion. Irgendwie fand ich es süß, dass er so ratlos war. Doch bevor ich noch irgendetwas tun konnte drängte sich an mir schon der Junge mit der Brille vorbei und begann auf Ushijima einzureden. Verdammt. Ich konnte mir seinen Namen einfach nicht merken.

Ich atmete tief aus. Meine Augen wanderten über den Schulhof. Ich saß mittlerweile seit einer Stunde einfach nur da und krizelte auf meinem Block herum. Das Mädchen vor mir, welchem ich eigentlich helfen sollte, schien ganz gut alleine klarzukommen, doch aufstehen und rumlaufen wollte ich auch nicht. Nicht mehr lange und ich konnte endlich gehen. Mein Blick landete auf Ushijima welcher wieder sehr angestrengt sein Blatt anstarrte. Nur jetzt stand dort auch etwas geschrieben, weshalb ich annahm, dass er sich gerade wirklich auf die Aufgabe konzentrierte. Er sah wirklich süß dabei aus.

Eigentlich wollte ich Humiya direkt von meinem Gespräch erzählen als ich ins Wohnheim zurück kam, doch diese war garnicht da. Ich ließ die Tasche neben meinen Schreibtisch fallen und schmiss mich auf mein Bett. Wie blöd grinste ich die Decke an und ging unser Gespräch nochmal durch. Die Art wie er mich angesehen hatte war wirklich Angst einflößend aber gleichzeitig auch so schön. Ich rollte mich auf die andere Seite. Vielleicht war diese Nachhilfe doch garnicht so schlimm. Vielleicht war die Schule garnicht so schlimm.

Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte rief ich meine Mutter an und erzählte ich von dem Gespräch. Sie sagte, dass sie stolz auf mich sei und fragte wann ich das nächste mal vorbei kommen wollte. „Kenzou wird dann auch von seiner Geschäftsreise zurück sein." „Okay. Klingt gut. Bis dann." Ich verabschiedete mich und legte auf. Dieser Tag hätte garnicht besser werden können.

OMG! Erzähl mir alles!" aufgeregt setzte Humyia sich zu mir aufs Bett und sah mich erwartungsvoll an. Ich schilderte ihr die Situation und unser Gespräch. „Das ist ein guter Anfang!" sie grinste breit und stand auf. „Das wird doch noch was." rief sie während sie zum Bad ging. „Doch noch?! Was soll das den heißen?" fragte ich empört. Humiya streckte ihren Kopf durch die Tür und grinste. „Nicht dass ich die Hoffnung schon aufgegeben habe..." „Hey!" ich warf ihr einen bösen Blick zu worauf sie wieder zu lachen begann. „Nein ich habe von Anfang an daran geglaubt, dass du es nochmal schaffen wirst mit ihm zu sprechen." „Danke." entgegnete ich ironisch und verdrehte die Augen.

𝐈𝐍𝐓𝐎 𝐘𝐎𝐔 ᴜsʜɪᴊɪᴍᴀWhere stories live. Discover now