Die Dame vom See -1-

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Carne stieg ab und untersuchte die Spuren. Der Mann auf Wache war leise gestorben, sein Herz war durchbohrt, er wies nur diese eine Wunde auf. Dann musste der Angreifer mit brachialer Gewalt über die Anderen hergefallen sein. Sie waren gleich den Zelten zerfetzt worden, mit Klauen und Zähnen zerrissen, die Gliedmaßen herausgebrochen. Das keine Klingen verwendet worden waren, davon zeugten die unebenen Wundränder und Bissspuren die nicht von den Aasfressern stammten. Das mordende Wesen vermochte sein Spuren jedenfalls gut zu verwischen, denn Carne fand keinen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort. Nur ein Fetzen schwarzen Pelzes fand er an einem Strauch hängend, dieser sagte ihm vorerst zwar wenig, dennoch steckte er in in eine Tasche. Auch Überlebende schien es diesmal keine zu geben. Wie Carne erzählt wurde, hatten sie von einer riesigen Kreatur berichtet, die aufrecht ging und die Soldaten mit Klauen und Zähnen angriff, wolfsähnlich hatte einer gemeint.

Warum König Ruga überhaupt Soldaten in diesen wilden, ungezähmten Urwald schickte, danach hatte Carne nicht gefragt, es interessierte ihn auch nicht. Er machte seine Arbeit und hielt sich aus den Angelegenheiten der Adeligen heraus. Denn wie ein altes Sprichwort sagte: Misch dich nicht in die Angelegenheiten von Zauberern und Königen ein, denn die sind gefährlich und rätselhaft. Carne hatte tatsächlich schon so manche rätselhafte Anweisung von Königen erlebt, die meisten wurden auch ausgeführt. Ob es nun darum ging einen Nebenbuhler zu ermorden, ohne Grund in das Nachbarreich einzufallen oder einen Drachen als Spielzeug für den Sohn aufzutreiben. Mit den Jahren hatte Carne gelernt die Herrscher einzuschätzten, bei welchem er sich weigern konnte das Unternehmen durchzuführen und davon abzuraten, ohne in den Kerker geworfen oder einen Kopf kürzer gemacht zu werden, und bei welchen er den Auftrag zum Schein annehmen und dann wegreiten musste, da ihn sonst der rachsüchtige, uneinsichtige König dem besagten Schicksal überlassen hätte. Er ließ Munin am Bach trinken, dann folgte er weiter dem Weg, er meinte er könne ebenso gut weiter reiten und warten bis das Ungeheuer ihn fand, da er sowieso keine Spur hatte.

III.

So kam er noch tiefer in den Wald hinein, Stunden vergingen und es wurde Abend. Langsam sah sich Carne nach einem Nachtlager um, als er plötzlich eine kleine Kate zwischen zwei der mächtigen Bäume entdeckte. Carne saß ab und klopfte an die Türe, da er Licht in dem einzigen Fenster gesehen hatte.

Eine tiefe Stimme rief, „Wer da?"

Carne antwortete müde, „Ein verirrter Reisender der einen Platz für die Nacht sucht."

„Dann komm herein Reisender, aber bleibe friedlich!"

Die Tür öffnete sich, im Rahmen, der beinahe nicht breit genug war, stand ein Bär von einem Mann. Ein zotteliger Bart beherrschte das Gesicht mit den freundlichen, dunklen Augen, die Haare hingen ihm wild über die Schultern, sie waren rabenschwarz. Das einfache Hemd hing an seinem mächtigen Brustkorb herunter, die farbige Lederhose saß eng an den gewaltigen Schenkeln. Mit einer Geste bat er Carne hinein. Dieser ließ Munin frei laufen, das Tier würde sich an dem saftigen Gras satt essen und bei der Hütte bleiben. Es war so treu, dass Carne es nicht anbinden musste, und auch bei einem plötzlichen Geräusch oder ähnlichem würde das gut ausgebildete Tier nicht durchgehen.

„Dann sagt mir mal euren Namen Krieger." forderte Carnes Gastgeber ihn auf.

„Mein Name ist Carne aber ein Krieger bin ich nicht, eher ein Spurensucher. Und wie lautet euer Name?"

„Ich bin Gaudir, du hast sicher Hunger, komm setzt dich!" Er deutete einladend auf den gedeckten Tisch, „Aber lege vorher bitte deine Waffen ab, du kannst sie dort in der Ecke abstellen."

In der Ecke lehnte bereits ein prächtiger Langbogen aus Eibenholz samt Köcher und grau gefiederten Pfeilen. Carne legte seinen Schwertgurt dazu und setzte sich an den Tisch aus schwerem Eichenholz. Er war gedeckt mit einem Hirschbraten, einem großen Krug Met, Brot, Honig, Beeren, Käse und Butter. Die Teller und Becher bestanden aus Holz, die Messer aus Eisen. Gaudir hatte schnell noch ein zusätzliches Gedeck bereit gestellt.

Die Flamme in der FinsternisWhere stories live. Discover now