Kapitel 23

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[Atlantis - seafret]

Denn plötzlich wurde er anders. Plötzlich wurde Fabio so abweisend. Nicht, dass er sich nie meldete, das tat er schon, aber wenn, dann waren seine Nachrichten immer nur sehr kurz. Man könnte sagen, dass er vielleicht einfach einen schlechten Tag hatte, aber das ganze ging jetzt schon seit zwei Wochen so.
Als hätte jemand einen Schalter umgedreht, war er plötzlich komplett anders. Seitdem ich in Monaco angekommen war, entstand da so eine unangenehme Spannung in unseren Chats, welche von ihm aus kam. Auch die Telefonate fielen sehr oft aus. Klar, wir redeten noch miteinander, jedoch nicht mehr so oft wie noch vor zwei Wochen.

Gerade saß ich in meinem drivers room und musste bald raus, da das Rennen nicht mehr lange auf sich warten ließ. Heute freute ich mich ganz besonders auf das Rennen. Denn endlich wird heute der Große Preis von Österreich gefahren.
Wir waren wieder in meinem Heimatland angelangt und ich werde alles dafür geben, um heute hier zu gewinnen. Vor Heimpublikum. Dies ist mein viertes Jahr in der Formel 1, jedoch schaffte ich bisher noch nie diesen Grand Prix zu gewinnen, geschweige denn auf dem Treppchen zu stehen. Und das sollte sich dieses Jahr ändern. Die Pole Position hatte ich zumindest schonmal.

Gerade schrieb ich mit Fabio, wobei das Gespräch größtenteils von mir geleitet wurde. Wie schon erwähnt, er war ziemlich abweisend.

Wirst du den Grand Prix anschauen?

Direkt nachdem ich auf absenden drückte, überkam mich ein schlechtes Gefühl. Irgendwie spürte ich plötzlich eine unerklärliche Angst in mir.
Ich starrte auf den Bildschirm. Er schrieb.

Wahrscheinlich

Das war das einzige Wort was zurück kam. Es war zwar kein eindeutiges Ja, jedoch versuchte ich es positiv zu sehen.
Ich verabschiedete mich noch schnell und machte mich anschließend auf den Weg in die Box, wo ich Christian begegnete.
"Und? Bereit für das Rennen?", fragte er mich nach einer Begrüßung.
"Könnte nicht bereiter sein, endlich auf heimischen Boden zu gewinnen."

Und diesen Satz sagte ich nicht einfach nur so. Ich tat es wirklich. Ich gewann den Großen Preis von Österreich. Endlich schaffte ich es ganz oben am Podium meines Heimrennens zu stehen. Und eine Sache war mir dabei bewusst.
Nichts auf der Welt konnte das Gefühl toppen, dort oben zu stehen, wenn du ganz genau weißt, dass vorallem heute ein ganzes Land hinter dir stand und auch hier war. Vielleicht toppte dieses Gefühl auch meinen ersten Weltmeistertitel. Obwohl... Der blieb die wirkliche Nummer eins.

Nachdem ich viele Gratulationen von meinem Team und von allen Fahrern bekam, betrat ich endlich meinen drivers room und ich konnte die Musik und die Stimmen nur mehr gedämpft hören.
Ich setzte mich auf die Bank und atmete einmal tief durch, um dieses Gefühl nochmal in meinem ganzen Körper zu spüren.
Dann nahm ich mein Handy in die Hand, denn irgendwas in mir sagte, ich sollte Fabio schreiben.
So schickte ich ihm ein Foto mit mir und dem Pokal mit der Bildunterschrift "Ich habs endlich geschafft".
Wenigstens musste ich nicht lange auf eine Antwort warten, denn er kam gleich online. Wie schon so oft in den letzten Wochen kam nur ein Wort zurück.

Cool

Ernsthaft?
Cool?
Das könnte sich jetzt sehr egoistisch anhören, aber er wusste, dass dies eines der größten Ziele in meiner Karriere war und dann antwortete er einfach mit cool.
Direkt bekam ich Gänsehaut, wenn ich an dieses Wort dachte, in diesem Zusammenhang. Das war doch viel mehr als einfach nur cool. Gerade er als Rennfahrer müsste doch das Gefühl auch verstehen.

Ich starrte noch kurz auf den Bildschirm als plötzlich eine zweite Nachricht kam.
Ein lachender Smiley.
Vielleicht kapierte er ja auch, dass seine Antwort ziemlich enttäuschend war.
Ich wollte mir jedoch die guten Gefühle des Sieges, wegen einer Nachricht, nicht verdrängen lassen und legte das Handy weg, als ein Klopfen ertönte. Ich öffnete die Tür und vor mir standen Daniel und Mick.
"Wie kommt ihr hier rein?", fragte ich erstaunt, denn eigentlich durften Fahrer von anderen Teams gar nicht fremde Boxen betreten.
"Wir haben Christian gefragt, ob wir zu dir können. Ich glaube der ist so in Siegesstimmung, dass er gar nicht gemerkt hat, dass er mit Ja geantwortet hat, aber wir haben es trotzdem zählen lassen", antwortete mir Daniel.
Mick sprach weiter: "Ja und gleich geht's ab zur Party. Du bist doch dabei oder?"
Sofort nickte ich.
"Aber natürlich."

racing hearts | a Fabio Quartararo fanfiction [🇩🇪] Where stories live. Discover now