Kapitel 16

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[don't let it break your heart - Louis Tomlinson]

Durch die Rennen, welche fast jedes Wochenende waren, verflog die Zeit noch schneller als sonst und kaum, dass man sich versah, war es schon Ende Juni und Zeit für den Großen Preis von Silverstone.
Mittlerweile war ich wieder auf Platz zwei der Fahrerwertung angelangt, wobei ich zwischen durch einmal kurz auf Platz drei runtergerutscht bin. Jedoch hatte ich diesen zweiten Platz nur mit knappen Vorsprung auf Leclerc, welcher nur fünf Punkte hinter mir lag. Max zog mir mit 56 Punkten Vorsprung davon, jedoch werde ich alles geben, um das zu ändern.

Max und ich waren zwar abseits der Strecke Freunde und Teamkollegen, die sich sehr gut verstanden. Auf der Strecke waren wir aber trotzdem Gegner und da schenkt niemand irgendjemand etwas.
Wir können jedoch beides gut trennen.
Sobald das Rennen aus ist, lassen wir die Rennsituationen hinter uns und verstehen uns so gut wie vor dem Rennen. Bei uns vermischte sich das nicht.
Als ich letztes Jahr zu Redbull Racing wechselte und einen besseren Start als Max hatte, warfen sich die Medien  nur so drauf.

"Wird Verstappen jetzt zur Nummer zwei bei Redbull Racing?"
"Teamatmosphäre am Boden bei Redbull"
"Die neue Nummer 1: Annika Hinz"

Und so weiter ging es, nach meinem ersten Rennen bei Redbull.
Max und ich wussten jedoch, dass alles was geschrieben wurde totaler Unsinn war und nichts davon stimmte. Es gab keinen ersten oder zweiten Fahrer.
Wir kämpfen natürlich gegeneinander, jedoch waren wir beide fair.
Auch dem Team haben wir von Anfang an gesagt, dass wir beide keine Stallorder haben wollten und sie auch nicht annehmen werden. Wir werden einfach fahren und wer vorne war, war eben vorne.
So ist es jetzt noch immer und deshalb wurde die Freundschaft von Max und mir nicht durch irgendwelche Rennen zerstört.

Im Moment saß ich in meinem drivers room und telefonierte gerade mit Fabio, welcher heute ebenso ein Rennen hatte.
Bis zum Start seines Rennens war jedoch noch etwas Zeit, weshalb wir gerade Zeit zum Telefonieren hatten.
Fabio erzählte mir, dass er heute unbedingt Punkte holen wollte, da er sie anscheinend brauchte, obwohl er die Weltmeisterschaft mit hohen Abstand anführte.
Aber ich verstand ihn. Im Rennsport musst du immer Punkte holen, auch wenn du vielleicht sogar schon die Weltmeisterschaft gesichert hast. Dies war einfach ein Rennfahrer Instinkt. Man durfte nicht nachlassen, auch wenn man schon längst vorne war. Die Leistungen mussten immer bestehend bleiben.
Denn im Motorsport sind die Höhen zwar sehr hoch, jedoch die Tiefen auch sehr tief.
Und in diese Tiefen wollte kein Rennfahrer rein, weshalb das wöchentliche Punkte-holen sehr wichtig war.

Er erklärte mir, dass seine Podien seit den letzten Rennen ziemlich nachgelassen haben und er das Team nicht enttäuschen wollte, da der Start ja eigentlich so gut war.
Nickend hörte ich zu und gab ihm kurz darauf eine Antwort: "Hey, es ist ganz normal, dass es während der Saison mal eine Phase gibt, die einen ein wenig runterzieht und wo nicht alles glatt läuft. Aber lass dich von dieser Phase nicht besiegen. Ich weiß, was du alles kannst und dein Team weiß das auch. Die werden die letzten sein die enttäuscht sind, nur weil deine Ergebnisse dich seit ein paar Rennen nicht aufs Podium bringen. Naja obwohl, die letzte bin ich."
Ich hörte Fabio kurz auflachen, worauf mir warm wurde.
" Aufjeden Fall, was ich sagen will, ist, dass ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man meint, dass man das Team enttäuscht. Mir ging es am Anfang auch so, aber wir haben darüber geredet und jetzt läuft wieder alles. Dein Team steht hinter dir Fabio. Und ich tu das auch. Egal welches Ergebnis."
"Du schaffst es aber auch immer", sprach er.
"Was meinst Du?"
"Mich wieder auf den Boden zurückzuholen und mich aufzubauen", sagte er nun mit einem Grinsen. Ich sah ihn natürlich nicht, da wir nicht facetimten, aber ich hörte es aus seiner Stimme heraus und sah es förmlich vor mir.
"Naja, das kann ich nur zurückgeben", antwortete ich und bekam auch ein Grinsen.
"Hey, übrigens...", wollte Fabio seinen Satz beginnen, jedoch wurde meine Aufmerksamkeit unterbrochen, als ich ein Klopfen wahrnahm.
Ich entschuldigte mich kurz bei ihm und sah wie die Tür sich öffnete, nachdem ich herein bat.
Max erschien in der Tür.
"Alter, wo bleibst du denn?", fragte er einfach so heraus, was mich verwirrte.
Er fing meinen Blick auf und fügte hinzu: "Es ist kurz nach halb drei. Du hättest schon vor fünfzehn Minuten da sein müssen."
Ich sah auf die Uhr und erstarrte. Oh scheise.
"Fuck", flüsterte ich für mich und griff schnell nach meinem Rennanzug, welchen ich noch nicht anhatte.
"Ich warte draußen, aber beeil dich. Sonst wirst du gleich eine Ansage von Christian hören. Der hats glaub ich noch nicht gemerkt, also bin ich jetzt dein Retter in Not und hol dich, bevor er was bemerkt", redete Max grinsend, als er sah wie ich schnell versuchte in den Rennanzug zu kommen, was mit Stress nicht so gut funktionierte.
Hektisch rief ich ihm noch ein Danke zu und er verließ den Raum wieder.
"Ich bin so dumm", redete ich zu mir selber, als ich plötzlich ein leises Lachen hörte. Da fiel mir ein, dass ich ja noch Fabio am Telefon hatte. Ich nahm das Handy in die Hand und versuchte es irgendwie zwischen Kopf und Schulter einzuklemmen, damit ich beide Hände frei hatte, um meine Sachen anzuziehen.
"Jaja, lach ruhig. Deine verpeilte Freundin", antwortete ich auf sein Lachen.
"Gefällt mir, wenn du das sagst", antwortete er, worauf ich rot wurde.
Gott, warum schaffte er das immer?

Ohne noch etwas auf seine Anmerkung zu sagen, sprach ich schnell: "Ich muss jetzt los. Wir können nach unseren Rennen wieder telefonieren. Merk dir einfach was du vorhin sagen wolltest."
Endlich schaffte ich es den Reißverschluss des Rennanzuges zuzumachen und griff schnell nach meinem Helm.
"Klar, sonst schreib ich dir. Ich bezweifle, dass ich nach meinem Rennen nicht direkt ins Bett falle", antwortete Fabio, "Viel Glück und pass auf dich auf."
"Dir auch Viel Glück. Und lass Dich nicht zu sehr unter Druck setzen, okay?"
"Okay", erwiderte er und nach einer schnellen Verabschiedung legte ich mein Handy weg und suchte noch schnell meine Handschuhe und Trinkflasche zusammen, worauf ich hinaus zu Max trat.
"Na endlich", sprach er.
"Hey, das war ein neuer Rekord", antwortete ich.
"Wenn du das Tempo heute im Rennen drauf hast, dann wissen wir ja schon wer mindestens zweimal überrundet wird von mir", lachte er und lief schnell davon bevor ich ihn in die Schulter Boxen konnte.
"Hey, bleib hier", rief ich Max nach und rannte ihm hinterher Richtung Garage.

Das Rennen verlief sehr gut und ich habe wieder Punkte Abstand auf Leclerc gewonnen, welcher dieses Mal punktelos den heutigen Tag beendete.
Auch wenn sich kein Podium ausgegangen war, war ich zufrieden mit mir.
Und nein, Max hat mich nicht zweimal überrundet. Auch nicht einmal.
Jedoch wurde meine Stimmung nur noch besser, als ich danach an mein Handy ging. Wie Fabio vorhin sagte, wird er mir schreiben. Und das hat er auch getan. Ich las mir die Nachricht durch.

Also, ich wollte dich Fragen, ob wir uns nächste Woche in Frankreich gleich treffen wollen? Ich hab frei und du hast dein Rennen da, also spielt es uns fast schon in die Karten. Außerdem will ich dich wieder sehen.

Eine Glücksgefühl überflutete mich, als ich es durchlas. Ja, ich wollte ihn auch endlich wieder sehen.

Fabio und ich schafften es zwar uns nach dem Geschehnis im Krankenhaus noch ein paar mal zu Treffen, jedoch eindeutig nicht so oft wie es uns lieb gewesene wäre. Trotzdem funktionierte unsere Beziehung einwandfrei.
Es war sehr stressig, aber es war einfach wunderschön. Wir waren auf einer Wellenlänge und sobald ich seine Stimme auch nur hörte oder ihn sah, ging es mir immer ein bisschen besser.
Es war auch gut, dass die Medien keine Ahnung von der Beziehung hatten, was uns Ruhe verschaffte. Es war zwar bekannt, dass wir befreundet waren, weshalb auch keine Gerüchte entstanden, wenn wir zusammen gesehen wurden. Aber keiner dachte daran, dass da was sein könnte.
Fabio und ich spielten unsere Rollen in der Öffentlichkeit anscheinend sehr gut.

Ich schrieb ihn anschließend zurück, jedoch ohne, dass ich mir eine baldige Antwort erwartete, da er ja schon gesagt hatte, dass er nicht weiß, ob er nach dem Rennen noch online kommt.

Oh, ich bin eindeutig dabei
Warum bist du genau nächste Woche
in Frankreich?

Diese Frage stellte ich Fabio deshalb, da er mir erzählte, dass er eigentlich in Italien blieb, wenn er nur eine Woche Pause hatte.
Ich bekam die Antwort jedoch schneller als gedacht und als ich auf dem Weg zum Flughafen war, las ich mir seine Erklärung durch

Bin von Alpine eingeladen worden. Heißt wir sehen uns nächste Woche wohl öfters. Auch bei der Strecke ;)

Und spätestens jetzt freute ich mich noch zehn Mal mehr auf den Großen Preis von Frankreich.

racing hearts | a Fabio Quartararo fanfiction [🇩🇪] Where stories live. Discover now