Kapitel zweiunddreißig- Lehrer

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Zugegeben das gerade war schon geil gewesen. Doch das würde sicher nicht so weiter gehen. Bei einer Gruppe Alpha hatte er jetzt mal Glück gehabt. So viel Glück hatte er aber sicher nicht zwei Mal. Sein Lachen verstummte abrupt. Auch Tobi lachte nun nicht mehr. Dafür nahm er Stegi in den Arm. „ Hey komm du bist jetzt in ner besseren Stellung. Die können dir nichts mehr. Glaub mir, mit Tim legen sich die wenigstens freiwillig an. Mach dir keine Gedanken. Du hast in letzter Zeit genug mitgemacht." Tobi hatte zwar recht, was die Sache mit Tim betraf. Ihn würde Tim beschützen und durch ihn hatte er auch eine bessere Stellung. Sie würden ihn von nun an jedoch mehr auf dem Kicker haben. Denn an Tim kam man ja nicht ran. Zumindest nicht, ohne sich wegen Hochverrat weggesperrt zu werden. Hieß alles was gegen Tim ging, wurde an ihm ausgelassen, da es einfacher war, weil er ein Omega war und er eh keine Rechte hatte. Um Tobi nicht zu beunruhigen, zwang er sich ein lächeln auf. Sie hatten zum Glück die ersten beiden Stunden zusammen. Er wollte Tobi nicht alleine lassen. Ehrlich gesagt wollte er selbst sich auch nicht dem allen allein stellen. Ihm graute es schon vor der dritten Stunde. Da war er alleine und der Jahrgang unter ihnen saß ebenfalls in diesem Kurs. Jetzt schob er den Gedanken erstmal beiseite. Noch war es nicht soweit. Sie gingen nach drinnen zu dem Raum, wo sie Unterricht hatten. Ihr Lehrer war schon da. Ein Alpha. Das Leben schien ihn wirklich zu hassen. „ Stegi auf ein Wort. Jetzt." Geschockt sah er zu Tobi, der nur hilflos mit den Schultern zuckte. Wenn ein Alpha was von ihm wollte, hieß das nie etwas gutes. Egal ob Schüler oder Lehrer. Ihr Lehrer kam auf sie zu, was Stegi um einige Zentimeter schrumpfen ließ. Schwer schluckend stellte Stegi seine Tasche ab. Tobi tat es ihm gleich und folgte ihm auch, als er zögern zu seinem Lehrer ging. „ Unter vier Augen bitte." Sofern das überhaupt noch möglich war, sank Stegi weiter zusammen. Tobi lächelte ihm noch mal aufmunternd zu, blieb aber stehen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen verschwand Stegi aus der Tür und folgte seinem wartenden Lehrer. Er schloss ihnen ein kleines Zimmer am Ende des Ganges auf und deutete Stegi rein zu gehen. Ein kleines Zimmer und er mit einem Alpha da drin. Sein Unwohlsein wuchs. Sowas war ein perfektes Horrorszenario für ihn. Unwohl beschrieb es nicht mal mehr. Er hatte Angst. Sein zittern versuchte er zu verdrängen und zu verstecken. Was anderes blieb ihm ja eh nicht übrig. „ Setz dich doch." Unsicher setzte Stegi sich auf die kleine Eckcouch, behielt dabei den Alpha genau im Auge. Dieser setzte sich zu ihm, hielt aber ausreichend Abstand, um den Stegi sehr dankbar war. „ Wie geht's dir?" Die Frage kam dermaßen unerwartet. Stegi hatte keinen Smaltalk erwartet. Eher ein du bist ungebunden, warum bist du noch hier. Aber vielleicht kam das noch. „ Ganz gut denk ich." Stegi hasste sich selbst für das deutliche zittern in seiner Stimme. Er traute diesem Frieden berechtigt nicht. „ Hattest du heute schon Kontakt zu Alpha?" Langsam dämmerte es Stegi, was das hier werden sollte. Daher lachte er nur auf. „ Ja hatte ich. Lief besser als erwartet. Hören sie, es ist alles ok. Ich werd denke mal noch ein paar Probleme mit Alphas bekommen, aber das ist ok." „ Also hast du freiwillig gebunden. Ich nehm mal an Tim. Korrigier mich gerne, wenn ich falsch liege. Herzlichen Glückwunsch jedenfalls. Und auch nachträglich zum Geburtstag." Stegi hatte das Gefühl, ihm würden gleich die Augen aus dem Kopf fallen, so sehr wie er starrte. Wie?! „ Was aber wie? Wie haben sie das rausgefunden.", stotterte Stegi unbeholfen zusammen. Veni und Tobi hätten von selbst nichts gemerkt und ihr Lehrer, der Stegi kaum kannte, wusste es. Jetzt war es an seinem Lehrer zu lachen. „ Stegi ich bin Alpha. Bis jetzt warst du der einzige Omega dieser Stufe, der noch gerochen hat wie ein Duftbaum. Das fehl dir jetzt. Nur war ich mir nicht sicher, ob es Tim war, oder ein anderer Alpha. Jedenfalls wenn etwas sein sollte, kannst du zu mir kommen. Außerdem. Glaubst du, dass wir Lehrer nicht ab und zu mal ein Wort untereinander wechseln? Wir sind auch Menschen, selbst wenn ihr das manchmal nicht glaubt." Das erklärte so einiges. Wahrscheinlich wussten so gut wie alle seine Lehrer bescheid. Was anderes konnte er sich nicht vorstellen. Als fast achtzehnjähriger Omega ohne Beziehung war er oft Gesprächsthema gewesen. Egal ob bei Alpha, Beta oder Omega, Schüler oder Lehrer. Der Grundton einer jeden Unterhaltung hätte jedoch nicht unterschiedlicher sein können. Beta betrachteten ihn als stark, wenn auch ein bisschen verrückt sich sowas anzutun. Omega betrachteten ihn meist mit leiser Bewunderung. Alpha hingegen waren herablassend wie immer und objektivierten ihn. Das Gespräch hatte definitiv eine andere Richtung angenommen, als erwartet. So war es natürlich schöner. Und er musste sich langsam eingestehen, dass sich sein Bild von Alpha, wo er eigentlich alles eingeordnet hatte ein wenig veraltet war. Nicht mehr alle Alpha konnte er da einordnen. Als sein Lehrer sich erhob, tat er es ihm gleich. „ Eins noch. Was ist's geworden?" „ Alpha.", gab Stegi im herausgehen von sich. Darauf erhielt er keine Antwort mehr. Stegi trottete ins Klassenzimmer zurück, dicht gefolgt von seinem Lehrer. Der Unterricht hatte so gesehen schon angefangen, aber keiner von ihnen kommentierte das Geschehen. Relativ entspannt ließ er sich neben Tobi nieder, der ihm besorgte Blicke zuwarf. „ Wollte nur reden. Wegen Bindung und so. Alles ok." Tobi stieß erleichtert die Luft aus und konzentrierte sich dann auf den beginnenden Unterricht. Relativ schnell war jedoch zu merken, dass es Tobi zunehmend schlechter ging. Irgendwann war es so schlimm, dass Tobi den Kopf auf die Tischplatte legte und leise, quengelnde Laute von sich gab. Beruhigend streichelte er Tobi über den Kopf. Schnell merkte er, dass es nichts mehr bringen würde, ihn weiter zu beruhigen. Tobi brauchte Veni bei sich. Anders war es für ihn nicht mehr auszuhalten. Sonst hatte er hier gleich einen nach Sex bettelnden Tobi vor sich, der alles mit sich machen ließ.

Teil 2 Bis zum letzten Atemzug// Aufblühende LiebeWhere stories live. Discover now