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Der Bass der Musik vibriert unter seinen Füßen, fährt durch seine Glieder und lässt seine Organe im selben Rhythmus pochen. Die bunten Laserstrahlen und Lichteffekte scheinen mit der Musik gekoppelt zu sein und lassen ihn noch tiefer in der Trance des Raves verschwinden.

Körper pressen sich an ihn, er an sie, egal.

Die Musik trägt ihn, leitet ihn, erhebt ihn in fast vergessene Ekstasen.

Es ist eine Ewigkeit her...

Die Augen halb geschlossen genießt er die Anonymität in der Masse, während seine Glieder im Takt zucken, seine Muskeln freudig spielen und der Schweiß frei seinen Körper hinab gleitet, seine Kleidung durchtränkt.

Es ist erlösend.

Sam schließt die Augen, sein Kopf fällt in den Nacken und der Beat übernimmt die Kontrolle.

Der Takt wird schneller, die Töne schriller und der Bass vibriert ihm in den Knochen.

Grinsend öffnen sich seine Augen einen Spalt breit und er starrt Richtung Decke, lässt das Stroboskoplicht tief in die Schichten seines Hirns eindringen.

Wieder ändert sich der Rhythmus, wird langsamer, der Bass lauter, langgezogener.

Die Masse von Tänzern passt sich fließend an, ein lebendiger Organismus, dynamisch, flexibel.

Fasziniert kehrt seine Aufmerksamkeit zu den Menschen um ihn herum zurück, wie sie sich beugen, drehen, sich aneinander reiben.

Eine Figur in dem Meer sich wogender Körper steht still und starrt ihn an.

Dunkle, unter tief liegenden Augenbrauen leuchtende Augen bohren sich in seine und lassen nicht mehr los.

Sam schluckt schwer.

Das kantige Gesicht, der militärisch kurze Haarschnitt...

Er kann die Muskeln beinahe sehen, ohne hinzuschauen. Allein die Physis der Gesichtszüge verspricht einen durchtrainierten Körper, feste Muskeln an all den richtigen Orten... Seine zu vollen, zu sinnlichen Lippen verziehen sich zu einem diabolischen Lächeln, das wie ein Aphrodisiakum wirkt.

Ein tanzendes Paar schiebt sich zwischen sie und bricht den Blickkontakt.

Sam wendet sich schnell ab.

Das Herz rast ihm in der Brust und Blut schießt ihm unangenehm in den Unterleib.

Dafür ist er nicht hergekommen!

Ohne einen Blick zurück bahnt er sich im Rhythmus des Beats seinen Weg durch die zuckenden Leiber und wischt sich gedankenlos mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.

Es ist warm und stickig.

Ein Longsleeve sicher nicht die beste Wahl, doch draußen verabschiedet sich der Sommer und kühle Nächte drohen bereits den Herbst an.

Die Masse von Tänzern hinter sich lassend, lehnt Sam die Stirn an die kühle, unverputzte Backsteinwand und atmet tief ein.

Es ist vermutlich besser zu verschwinden, bevor der heiße Mucki-Typ ihn wieder aufspürt. Sie hatten vorhin schon mal Blickkontakt hergestellt, als Sam sich an der Bar einen Longdrink besorgt hatte. Der Blick des Mannes war so eindeutig gewesen, dass es Sam das Blut in die Wangen trieb.

Er ist noch nie der Typ gewesen, der sich in Clubs aufreißen lässt. Überhaupt hat er bisher nur Freundinnen gehabt, auch wenn er den einen oder anderen schwachen Moment hatte, in dem sein Blick über den durchtrainierten Rücken oder knackigen Po eines Typen im Schwimmbad oder Park glitt.

Bizarre BestieWhere stories live. Discover now