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„Fuck!" Sams Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Er presste sich dichter an die Rückseite der Couch, zog die Knie an und machte sich so klein wie möglich „Fuck, fuck, fuck!" Das unnatürliche Geräusch brechender Knochen, gepaart mit seltsam... matschigen... Geräuschen, Stöhnen und Knurren, ließ Sam an all die Werwolf-Filme denken, die Charlie ihn gezwungen hatte mit ihr anzusehen.

Er drückte sich die Handballen fester gegen die Augen und presste mit einem lautlosen Wimmern die Lippen fest zusammen.

Er wollte nicht sehen, was dort gerade geschah.

Er wollte aufwachen aus diesem surrealen Albtraum, der ihn immer tiefer riss in den Kaninchenbau. Die ganze Situation war so absurd, dass Sam der Gedanke kam, dass er vielleicht einfach am Durchdrehen war.

Möglicherweise hatte Charlies Verschwinden eine Psychose bei ihm hervorgerufen, so etwas gab es schließlich doch?!

Das machte jedenfalls mehr Sinn als Menschen, die plötzlich zu Wölfen mutierten.

Ihm entfuhr ein hysterisches Lachen, und er schüttelte wie wild den Kopf.

„Das ist alles nicht wahr, ich bin einfach verrückt geworden", wisperte er vor sich hin und stellte sich bildlich die Gummizelle vor, in der er sicherlich steckte. Mit diesem Gedanken beruhigte sich langsam sein Herzschlag und seine Atmung, seine verkrampften Hände ließen etwas locker und er lauschte mit neuer Intensität in die plötzliche Stille des Raumes.

Gerade, als er die Hände vom Gesicht nehmen wollte, erklang das sich nähernde, klackende Geräusch von Krallen auf hartem Holzboden.

Sam schluckte geräuschvoll und schüttelte sachte den Kopf.

„Das ist nur ein Traum, nur ein Traum", hauchte er mit schwacher Stimme und öffnete hinter den Händen die Augen, so wie früher, wenn er aus einem seiner Alpträume erwacht war.

Er lugte zwischen seinen Fingern hindurch und vergaß zu atmen.

Vor ihm saß ein stattlicher, schwarzer Wolf mit bernsteinfarbenen Augen. Sein dunkles Fell glänzte im künstlichen Licht der Deckenlampe, während er beobachtend auf seinen Hinterläufen hockte, die Aufmerksamkeit ganz und gar auf Sam fixiert.

Ihre Blicke trafen sich und das Tier legte den Kopf schief, bevor sich sein Kiefer öffnete und hechelnd eine Zunge herausfiel.

Sam starrte ihn einen Moment fassungslos an, das Herz schlug ihm erneut bis zum Hals und Angstschweiß brach ihm am ganzen Körper aus. Das Tier war riesig!

Ganz, ganz langsam ließ Sam die Arme sinken ließ und sah sich vorsichtig um.

Es gab ausreichend Möbelstücke, hinter denen Matheo sich verborgen halten konnte. Dieser Wolf konnte unmöglich...

„Matheo?" Sams Stimme brach.

Der Wolf schnappte den Kiefer zu und legte sich auf den Bauch, die Vorderpfoten nach vorn gestreckt und den Kopf darauf abgelegt.

Als versuche er, so harmlos wie möglich zu erscheinen.

Sam starrte das Tier an und verharrte reglos.

Matheos Warnung hallte in seinem sonst leergefegten Geist wider und er bemühte sich verzweifelt, seine hektische Atmung unter Kontrolle zu bringen. Seine Beine fühlten sich schwach und zittrig an, Sam bezweifelte, dass er in der Lage wäre, dem Tier zu entkommen, auch ohne Matheos Worte.

Der seelenvolle Blick des Wolfes verließ ihn keine Sekunde, dabei wirkte er keineswegs bedrohlich. Sekundenlang starrten sie sich an, dann fegte die Rute des Wolfs über den Boden und lenkte Sams Blick auf sich.

Bizarre BestieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt