VIERUNDVIERZIG

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Heute fängt die Schule wieder an. Man kann sich sicher vorstellen, wie motiviert ich bin. Ich habe die letzten 3 Wochen mehr schlecht als recht rumbekommen. Ich habe die restlichen Hausaufgaben gemacht und mich um Bella gekümmert. Doch ich merke, wie ich von Tag zu Tag gereizter werde. Ich vermisse ihn. Unsagbar. Und da ändern auch die täglichen Telefonate nichts. Oder die "Ich bin bald wieder da"-Sätze. Weil es nicht stimmt. Er ist nicht bald wieder da... Bei ihm verstelle ich mich, mache auf unbekümmert und sage ihm, dass es schneller rumgeht als gedacht. Aber das stimmt nicht. Jede Sekunde zieht sich wie ein ganzer Tag. Und ich kann - auch vor mir selbst - nicht leugnen, dass ich immer depressiver werde. Das Leben ist scheiße. Sonst noch Fragen?

Jetzt sitze ich also im Bus, auf den Weg zur Schule. Schon hier muss ich die Erfahrung machen, dass mich ein paar Kiddies anstarren, als würde ich nackt durchs Dorf laufen. Und ich weiß, dass das nicht alles sein wird. Wenn ich dran denke, was in meiner Klasse los sein wird, wird mir schlecht. Ich weiß jetzt schon, dass sich alle die Mäuler übe Cro und mich zerreißen werden. Das sind nämlich alles Fans. Und alle werden wahrscheinlich nur am Neiden sein. Ich will nicht in die Schule. Die einzige Hoffnung ist, dass ich endlich Tamara wiedersehen werde. Sie hat sich in den Ferien wenig gemeldet, und ich habe auch wenig Zeit gehabt. Aber ich freue mich, sie endlich wiederzusehen. Ich steige aus dem Bus aus. Letztes Schuljahr... Ich habe ein mulmiges Gefühl im Bauch, als ich mich durch die Gänge in mein Klassenzimmer schiebe. Alle anderen 24 Schüler drehen sich zu mir um. Errötend senke ich den Blick und husche auf meinen Platz in der ersten Reihe. Tamara ist noch nicht da. Ich beschließe, die anderen nicht zu beachten. Aber ich merke förmlich, wie sich die Blicke in meinen Rücken bohren. Endlich sehe ich, wie Tamara schnell noch vor der Deutschlehrerin in die Klasse eilt und sich schnell auf den Platz neben mich setzt.

"Hey", sage ich erleichert.

"Hi", murmelt sie.

"Bin ich froh, dass du da bist", sage ich. "Es starren mich einfach alle an."

"Oh ja, du bist ja jetzt fame, stimmt", sagt sie und schaut mir immer noch nicht in die Augen. Oh nein. Nicht sie auchnoch.

"Quatsch", flüstere ich, da der Unterricht schon begonnen hat. "Das war doch nur ein Lied."

"Oh Mann, das ist so nervig. Hör mir auf mit dem blöden Gespräch."

Ich runzle die Stirn. "Es war Zufall. Du musst jetzt nicht sauer auf mich sein."

"Bin ich aber. Ich hätte dabei sein können", sagt Tamara trotzig. Wieso muss sie auch so ein fanatischer Cro-Fan sein?! Aber dass sie so oberflächlich ist, hätte ich nicht gedacht. Meine letzte Stütze bricht damit. Und nun bin ich allein.

"Nein, Tammi, hättest du nicht! Ich habe ihn zufällig auf der Straße getroffen!", sage ich ärgerlich.

"Ja klar. Das glaub ich dir jetzt auch", zischt sie.

Ich seufze. Ich muss jetzt aufpassen. "Dann lass es halt stehen."

"Mach ich auch." Den Rest der Doppelstunde schweigen wir. Es ist ein unangenehmes Schweigen, denn innerlich bin ich total enttäuscht von ihr. Wie kann sie mich nur so verurteilen? Und dabei weiß sie nur von der geschäftlichen Beziehung zu Carlo. Ich werde ihr sicher nicht erzählen, dass wir zusammen sind. Ich bin immer noch so stolz, das auch nur zu denken. Wir sind zusammen... Morgen sind wir einen Monat zusammen. Wird er daran denken?

Als es klingelt und ich in die letzten zwei Stunden für heute, Musik, gehe, werde ich aufgehalten. Hanna und ihre Clique hält mich auf.

"Da ist ja unsere neue Berühmte", sagt sie.

"Hör auf, mich so zu nennen. Ihr wisst, dass das nicht stimmt", sage ich genervt.

"Was findet er bitteschön an dir?"

Cro-You make my life completeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt