Kapitel 1

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Es ist die Kälte, die mich dazu bringt meine Augen zu öffnen. Aber ich kneife sie sofort wieder zu. Wann bitte ist es denn hell geworden? Gerade war ich noch mit meiner besten Freundin Lucy auf einer Studentenparty. Sie hat mit dem DJ geflirtet, während mich ein Jurastudent vollgequatscht hat. Aber habe ich wirklich soviel Alkohol intus gehabt? Obwohl, ich hatte nur zwei Drinks. Langsam versuche ich erneut meine Augen zu öffnen. Ich erblicke den Himmel über mir. Es ist mit Wolken bedeckt. So als würde es bald schneien. Aber das kann unmöglich sein, denn wir haben Mitte August. Langsam und vorsichtig richte ich mich auf und als ich dabei meine Hände flach auf den Boden abstütze, spüre ich etwas Weiches und Kaltes. Ich sehe mich um.

Schnee. 

Nichts weiter als Schnee. 

Egal wo ich hinschaue, ich sehe bloß Schnee. Panik steigt in mir auf. Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. Wo zum Teufel bin ich? Ist das überhaupt real? Kann das real sein? Ich stehe auf und dabei merke ich, dass ich ein Kleid trage. Ein schneeweißes Kleid, welches bis zum Boden reicht. Ich hebe leicht den Rock an. Weiße Stiefel. Über dem Kleid trage ich einen Umhang mit Kapuze. Diese setze ich nun auf. Die Kälte kriecht mir bis in die Knochen. Langsam sollte ich aber aus diesem Traum aufwachen. Denn es kann nur ein Traum sein.

"Dort!", höre ich plötzlich eine Männerstimme rufen.

"Dort ist sie, ergreift sie!", fügt er hinzu und drei Männer rennen auf mich zu. 

Panisch sehe ich mich um. Was ist hier los? Wie ferngesteuert renne ich los. Keine Ahnung, ob das nun ein Traum ist oder nicht, diesen Männern kann ich unmöglich vertrauen. Ich bin nicht gerade unsportlich. Aber dank diesem Kleid und meinen gerade einmal 1,55 cm werde ich ihnen nicht entkommen. Mein Herz schlägt wie wild. Immer wieder sehe ich mich um. Nur nicht nachhinten. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit taucht ein Wald auf und ich renne mitten hinein. Im Slalom laufe ich an den Bäumen vorbei und gewinne etwas Abstand zwischen mich und meine Verfolger. Ich bleibe immer wieder mit meinem Kleid an Ästen hängen. Einige kratzen mir übers Gesicht. Ich stolpere über eine Wurzel, doch ich fange mich und renne weiter. Ich höre immer noch ihre Stimmen. Ich suche nach einem Ort, wo ich mich verstecken kann, aber nichts. Erneut stolpere ich und bevor ich stürze, packt mich jemand von hinten und zieht mich hinter einen großen Baum, dessen Stamm sehr breit ist und locker zwei Menschen verbergen kann. Okay, jetzt bin ich erledigt.

WinterreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt