"Oh...das tut mir Leid.", flüsterte ich. Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte. Es gab wohl nichts, was solch eine Situation angenehmer machen würde.
"Ist schon okay. Sie sind mehr oder weniger im Guten auseinander gegangen. Wir sehen Mum auch regelmäßig, aber irgendwie meint sie trotzdem immer solche 'Familienausflüge' mit uns machen zu müssen.", meinte er nur.

"Aber das ist doch schön. So zeigt sie, dass ihr ihre Kinder nicht egal sind. Besonders, da ihr jetzt nicht mehr zusammen wohnt.", wandte Hobi lächelnd ein. Er hatte Recht. Im Grunde war es eine nette Geste, ein Zeichen, dass sie trotz der Scheidung ein Teil des Lebens ihrer Kinder sein wollte. Ich wusste nicht mal wo mein Vater mittlerweile lebte. Ob er eine neue Familie hatte. Eine bessere.

Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um die negativen Gedanken loszuwerden. Ein Mental Breakdown am Tag reichte mir. Ich hörte Kookie zu, als er erzählte, dass sie nächstes Wochenende nach Jeju fahren würden und auf den Hallasan hinauf wollten. Wenn ich mich nicht irrte und in Erdkunde ein wenig aufgepasst hatte, war das der höchste Berg hier in Südkorea. Aber ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen.

Als ich Tae ansah, wie er sich noch etwas mehr an Kookie anschmuste, kam mir ein blöder Gedanke. Ich sollte meinen Plan, ihn für den Jüngeren interessanter zu machen, vielleicht mal wieder aufnehmen.

"Soweit ich weiß...war Tae schonmal auf dem Hallasan.", log ich mal wieder, ohne rot zu werden. Wenn ich in etwas gut war, dann in lügen.
Mir fiel Kookies überraschter Blick sofort auf, weshalb ich nur leicht mit den Schultern zuckte.
"Er ist sportlicher als er scheint.", spon ich das ganze noch ein bisschen weiter.

"Mit seiner Familie macht er immer so Abenteuer Ausflüge und so ein Zeug.", fügte ich hinzu, da ich mir vorstellen konnte, dass solche Sachen genau Kookies Ding waren.

Dem Leuchten in seinen Augen zufolge hatte ich damit voll ins Schwarze getroffen. Innerlich klopfte ich mir selbst auf die Schulter, für diesen genialen Einfall. Wir redeten einfach noch ein bisschen weiter, bis irgendwann die Haustür aufging. Wenig später stand Yoongi auch schon vor uns.

"Ihr seid ja noch wach.", stellte er wenig überrascht fest. Wie von selbst klebte mein Blick wieder an dem Älteren. Er sah noch immer so umwerfend aus, wie vor ein paar Stunden, als er gegangen war. Schon alleine seine Ausstrahlung sorgte dafür, dass ich mich nicht abwenden konnte. Erst als Hobi an seiner Seite stand, wurde mir wieder klar, dass er für mich bereits unerreichbar war.

Schwer schluckend senkte ich meinen Blick. Die beiden waren ein tolles Paar, auf keinen Fall wollte ich mich irgendwie dazwischen werfen.
"Naja, bis auf einer.", erwiderte Hobi lachend auf die Worte seines Freundes.
"Tae hat, glaube ich vor eine halben Stunde schlapp gemacht und missbraucht Kookie jetzt als Kissen.", grinste er.

Mein Blick fiel auf den Jüngeren, der nur süß vor sich hin lächelte. Es schien ihn auf jeden Fall nicht zu stören, dass Tae an ihn gelehnt schlief.
"Dann bringt den Armen doch ins Bett. Habt ihr überhaupt schon geklärt, wer wo schlafen will?", hörte ich Yoongi fragen. Darüber hatten wir tatsächlich noch nicht geredet. Offensichtlich hatte auch keiner von uns darüber nachgedacht, so wie wir uns alle ansahen und nur mit den Schultern zuckten.

Ein leises Seufzen verließ die wunderschönen Lippen des Älteren. Seine Arme hatte er um Hobi gelegt, welcher den Kopf zufrieden auf dessen Schulter abgelegt hatte. Zu gerne wüsste ich, wie sich das anfühlt. So liebevoll gehalten zu werden. Ich versuchte den Neid, den ich in mir aufsteigen spürte, hinunter zu schlucken und einfach zu lächeln.

"Zwei können auf dem Klappsofa in meinem Studio pennen und einer kann sich hier auf der Couch breit machen. Klärt das unter euch.", sagte der Silberhaarige. Mein Blick ging zu Tae und dann zu Kookie, der mich auch fragend ansah. Das war die Gelegenheit, die beiden in einem Bett schlafen zu lassen. Tae könnte sich morgen dafür bei mir bedanken.

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