Vic nickte gequält, bevor ihn die Sanitäter endgültig wegbrachten.

Tief Luft holend vergrub ich die Hände in den Taschen meiner Anzugshose. Dann drehte ich auf dem Absatz um und marschierte  einmal komplett um das Viereck herum. Dort bereiteten sich bereits das Team des nächsten Teilnehmers des Turniers vor, der gegen den Gewinner des finalen Kampfes antreten musste. Es ging jetzt um eine halbe Million Euro und die Aufmerksamkeit sämtlicher Scouts im Land.

Beinahe hätte ich amüsiert geschnaubt, als ich die vielen Leute in roten Jacken sah, die alle auf einem Haufen herumwuselten. Sie waren wahrscheinlich alles Physiotrainer, Psychotrainer, Manager und was weiß ich.

Da nimmt sich jemand aber ganz schön wichtig, wenn er eine zwölfköpfige Mannschaft nur für sich alleine braucht, dachte ich abfällig und war kurz davor wieder umzudrehen. Wieso einem Idioten helfen, gegen einen anderen Idioten zu gewinnen?

Vic würde ich einfach erzählen, dass der Tipp nicht geholfen hatte.

Doch dann trat einer der Trainer einen Schritt zur Seite und ich erkannte endlich die Person, um die sie sich gescharrt hatten. Mit einem Mal stand alles still.

Ich wollte mir einreden, dass das alles nur Einbildung war, dass ich einfach einen Kerl sah, der dieselben breiten Schultern mit dem kleinen Schriftzug-Tattoo zwischen seinen Schulterblättern hatte, denselben schimmernden blonden Haarschopf wie er.

Doch meine Ausrede wurde schnell zunichte gemacht, als die Stimme eines Mannes links von mir erklang.

"Alexej!"

Jetzt war ich mir wenigstens sicher - er war es. Er hatte sich in einer geschmeidigen Bewegung umgedreht und dem Sprecher, ebenfalls eines seiner Teammitglieder, einen fragenden Blick aus hellen, blauen Augen zugeworfen.

Ich traf meine Entscheidung schnell, ohne zu zögern. Noch bevor mein Fuß den Boden für den nächsten Schritt berühren konnte, hatte ich mich schon abgewandt. Ich hatte ihn schon fast wieder aus den Augen verloren, war die schmerzhaften Erinnerungen fast wieder los, als ich eine Bewegung in Augenwinkel wahrnahm.

Er hatte mich gesehen und starrte mich jetzt unverhohlen aus seinen schönen, schönen Augen an. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und verriet, wie scharf seine Züge eigentlich waren.

Schnell sah ich weg, flüchtete beinahe vor ihm, während ich mich durch die Reporter davon drängte.

Natürlich war er der zweite Finalist, wie hätte es auch anders sein können. Ehrlich gesagt wunderte es mich, dass Alexej bei seinem Talent immer noch auf nationaler Ebene rumeierte. Er hätte es locker schon vor drei Jahren in den internationalen Wettkampf schaffen können.

Ein Reporter hielt mich auf, wollte wissen, wie es um Vic stand. Peinlich berührt musste ich feststellen, dass ich diesen vollkommen vergessen und verdrängt hatte.

Was bin ich nur für ein miserabler Coach...

Ich drängte den Reporter mit einer Handbewegung und einer ruppigen Abfuhr beiseite und führte meinen Weg fort. Ich hatte nicht vor, mir das Finale anzusehen, schon gar nicht, wenn ich dafür eine Stunde lang Alexej anstarren und realisieren musste, wie sehr ich ihn vermisste, denn genau so ein Weichei war ich.

Im nächsten Moment spürte ich eine Hand auf der Schulter, die mich sanft herumzog.

Unvorbereitet ließ ich mich tatsächlich aufhalten und musste im nächsten Moment feststellen, dass er so dicht vor mir stand, dass mich sein vertrautes Parfüm umwirbelte.

"Du bist es, Brad", murmelte er, immer noch deutlich geschockt von meinem Anblick. Und kaum dass ich den harten Akzent seiner tiefen Stimme hörte, mit dem er meinen Namen so einzigartig aussprach, musste ich hart schlucken.

Waves - Oneshots BoyxBoyOn viuen les histories. Descobreix ara