07 𝐩𝐨𝐫𝐭𝐬𝐦𝐨𝐮𝐭𝐡 𝐛𝐚𝐛𝐲

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»Mein Bruder ist manchmal wirklich ein Arsch. Tut mir leid, dass er dir nicht antwortet. Wenn er sich nicht ablenken lassen möchte, dann hätte eine kurze Nachricht darüber vollkommen gereicht.«, entschuldigte sich Jasmine sich für das Verhalten ihres Bruders und schenkte mir ein schwaches Lächeln, was ich erwiderte. »Aber ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass es nichts direktes mit dir zutun hat. Er möchte sich sicherlich auf die kommende Saison konzentrieren und da er Hals über Kopf in dich verknallt ist, bist du ihm da vielleicht keine allzu große Hilfe.«, schmunzelte sie und rührte mit dem kleinen Löffel in ihrem Tee herum.

»Eine kurze Nachricht hätte tatsächlich niemandem geschadet.«, seufzte ich und zuckte anschließend mit meinen Schultern. »Er wird sich schon irgendwann melden, früher oder später.«, sagte ich und räusperte mich anschließend, um das Thema zu wechseln: Wie weit bist du eigentlich schon? Seit ich dich kennengelernt habe, bist du hochschwanger.« Und das war nun keine Übertreibung. Doch momentan sah sie aus, als würde sie hier und jetzt – in einem süßen, kleinen Portsmouther Café - entbinden. Demnach stand mir die Sorge wie ins Gesicht geschrieben.

»Sehr weit. Der Entbindungstermin ist erst in der nächsten Woche. Es fühlt sich wirklich so an, als wär ich ein Jahrhundert schon schwanger. Bin ich dann froh, wenn die Kleine draußen ist.«, antwortete sie und strich sich mit einer Hand über ihren Bauch.

»Kann ich glauben.«, kommentierte Aaliyah und schon sich einen Keks in den Mund. »Die Kugel muss extrem auf den Rücken gehen und ich habe gelesen, das geschwollene Füße ebenfalls ein Teil der Schwangerschaft ist.«, sagte sie mit vollem Mund und wiederholte sich, als Jasmine sie nur mit einem unverständlichen Gesichtsausdruck ansah.

»Daran gewöhnt man sich. Es ist wirklich ein schönes Gefühl zu wissen, das in einem ein Lebewesen heranwächst. Aber die geschwollenen Füße und das ständige Drücken auf die Blase vermisse ich nach der Entbindung garantiert nicht.«, antwortete sie und lachte. »Eine Erfahrung, die ihr nicht unbedingt jetzt machen müsst. Besonders du nicht, Cecilia.«, fügte sie hinzu und lachte im nächsten Moment etwas lauter auf.

»Keine Sorge.«, murmelte ich und blickte zu meiner Tasche. »Ich hab hier was für dich. Ein kleines Geschenk für die Kleine.«, wechselte ich erneut das Thema und holte aus meiner Tasche die Decke heraus, die ich noch in Derby gemacht hatte. Eine pinke Decke mit gelben Stern- Patches, die ich eigenhändig angenäht hatte. Unten an der Ecke stand der Name »Summer« gestickt, was ich gerade so noch mit der Nähmaschine hinbekommen hatte. »Mason hatte mir mal verraten, wie ihr die Kleine nennen wollt. Ein wirklich schöner Name und ein Geschenk von meiner Familie und mir.«, übergab ich ihr die Decke im Namen meiner Familie und beobachtete ihre Reaktion.

»Du hast die Decke wirklich alleine gemacht?«, fragte sie mich erstaunt und breitete sie aus, um sie genauer anschauen zu können. »Vielen, vielen Dank. Die ist wirklich schön und ich bin mir sicher, dass die kleine Summer die Decke lieben wird.«, bedankte sie sich bei mir und beugte sich zu mir, um mich umarmen zu können.

»Darf ich den Moment vielleicht festhalten? Als Erinnerungsstück.«, fragte Aaliyah und hielt auch schon ihr Handy bereit. »Ich bin die in der Familie, die immer alles dokumentieren muss.«, erklärte sie sich und wies mich hinterher darauf hin, wie ich mich zu positionieren hatte. So saß ich ein Stück näher an Jasmine und lächelte mit ihr zusammen in die Kamera, während sie die Decke in den Händen hielt. »Danke, Ladies. Sieht toll aus.«

Es sollte eigentlich ein kurzer Besuch in Portsmouth sein, da ich bei meinem letzten Besuch mein Skizzenbuch vergessen hatte. Jasmine wollte kein Risiko eingehen und es per Post schicken, weshalb ich nun hier war und es abholen kam. Daraus wurde dann ein gemeinsames Tee und Kakao Trinken, worüber ich mich echt nicht beschweren wollte. Hinterher wurde daraus auch ein kurzer Stadtbummel, der sich mit einer Schwangeren als sehr schwierig erwies. Sie war deutlich langsamer, musste öfter eine Toilette aufsuchen und blieb jeden Meter stehen. Es verging keine Sekunde, in der ich mir keine Sorgen um sie machte.

»Wir sollten dich vielleicht zurück bringen.«, kam auch Aaliyah auf den Gedanken und sah zu Jasmine, die sich schwer atmend mit einer Hand an den Bauch fasste. »Vielleicht sind das die Frühwehen.«

»Nicht, vielleicht. Wir sollten sie nach Hause bringen.«, sagte ich und half ihr beim Laufen in den Fahrstuhl. Da sie garantiert keine Treppen runterlaufen konnte, musste der Fahrstuhl her. In meinem Kopf ging ich die schlimmsten Szenarien durch, die jetzt noch passieren könnten. Aber das der Fahrstuhl zwischen zwei Etagen anhielt und nicht mehr weiterfuhr, gehörte nicht zu meinen worst case Szenarien. Die Situation wurde auch nicht viel besser als Jasmine schmerzhaft das Gesicht verzog und sich versuchte ihre Atmung zu beruhigen. »Das kann jetzt nicht wahr sein!«, fluchte ich auf und drückte direkt den roten Knopf, der keine Reaktion zeigte.

»Ich kipp gleich um.«, murmelte Aaliyah und hörte sich sehr panisch an, was ich durchaus verstehen konnte. »Was sollen wir machen? Sie kriegt hier gleich ihr Kind und wir sehen nicht gerade wie zwei Geburtshelfer aus!«, wurde sie lauter und machte mich nur noch nervös.

»I-Ich–«, stotterte ich und hatte echt keine Ahnung, was ich tun sollte. Es fiel mir wirklich sehr schwer einen kühlen Kopf zu behalten und das Richtige in dieser Situation zutun. »Versuch solange auf den Knopf zu drücken bis eine Reaktion kommt.«, wies ich ihr an und versuchte mich um Jasmine zu kümmern, die wortwörtlich ein Wrack war. Sie hielt sich weiterhin ihren Bauch und atmete sehr schnell. Sie sagte unter ihrem Atem irgendwas, was ich kaum in dem Akzent und der Aufregung verstand. Aber als ich nur aus ihr das Wort »Broke« hörte, rutschte mir das Herz in meine Hose. »Oh mein Gott.«, entkam es aus mir und realisierte erst jetzt, dass ihre Fuchtblase wohl geplatzt war.

»Es reagiert nicht!«

»Was soll ich denn dagegen unternehmen?!«, entgegnete ich ihr und fuhr mir durch meine Haare. »Einen kühlen Kopf. Wir müssen einen kühlen Kopf behalten!«, fuhr ich sie an und zuckte zusammen, als Jasmine uns anbrüllte, gefälligst auf Englisch zu sprechen. Ihren Ausbruch schob ich auf ihre enormen Schmerzen, die ich mir kaum vorstellen konnte und wollte.

So einigten Aaliyah und ich uns darauf, dass sie den Notruf wählte und mich um die noch Schwangere kümmerte. Sie zerquetschte meine Hand und verfluchte tatsächlich alles und jeden, was ich einfach hinnehmen musste. In irgendeiner Art versuchte ich beruhigend auf sie einzureden und nebenbei noch ihren Mann und ihre Mutter über ihr Handy zu erreichen. Beide bekam ich ans Telefon und überzeugte sie sehr schnell davon, uns zur Hilfe zu eilen. Da ich zum Glück eine Jacke dabei hatte, die ich durch das Wetter auf meinem Arm tragen musste, breitete ich sie auf dem Boden aus und ließ Jasmine drauf liegen.

»Sie schaffen es nicht rechtzeitig.«, stellte ich fest und war mir sehr sicher, dass es niemand von ihnen pünktlich schaffen würde. »Ich bin mir sehr sicher, dass sie das Kind hier bekommt.«

»Sie kann es nicht alleine bekommen. Scheiße, wir sind noch Kindern! Wir haben keinen Schimmer, wie wir helfen können.«, sagte sie und sah mich mit großen Augen an. »Das ist viel größer als Grey's Anatomy!«

»Unsere Vorfahren haben es vor sehr vielen Jahren auch geschafft, oder? Nur weil wir in einer modernisierten Welt leben, bedeutet es nicht, dass wir nicht in der Lage dazu sind.«, redete ich uns beiden ein und versuchte an meine Worte zu glauben. »Aaliyah, wir kriegen das hin.«, versicherte ich ihr und versuchte mich innerlich auf eine Geburt einzustellen, die leider hier passieren sollte.


+
Das kommt dabei heraus, wenn man zu
oft Jane The Virgin und diese eine Folge
How To Get Away With Murder schaut 😵‍💫

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡 Where stories live. Discover now