Kapitel 13 - David

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Meine Finger trommelten auf dem Lenkrad herum, während ich darauf wartete, dass die Ampel grün wurde. Mann, Ale würde mir den Kopf abreißen. Ich hatte ihn gestern ohne sein Auto sitzen gelassen. Wieso musste ich bei Lili einschlafen? Warum? Irgendwie traf sie zielsicher all meine Schwachstellen. Es half nicht, dass ich mich wie ein kompletter Vollidiot verhielt. Wenigstens hatte ich den Morgen frei, um Ale beim Aufräumen zu helfen. Eine schwache Wiedergutmachung.

Es war grün und die Autos fuhren nicht. Was waren das für Sonntagsfahrer? Ich war versucht zu hupen. Doch endlich kam Bewegung in die Kolonne und ich konnte auf Ales Straße einbiegen. Er stand wie abgemacht vor dem Häuserblock, wo er seit einem Jahr in einer WG hauste. Ich hatte ihm angeboten, dass er bei mir einziehen konnte, aber das war ihm zu nahe bei seiner Familie, die in der Wohnung mir gegenüber lebte.

Ale trug einen uralten Trainingsanzug, den er sonst nur Zuhause anzog. Ich hielt in seiner Nähe und ohne mich anzusehen, stieg er ein.

„Hey, tut mir leid wegen gestern."

„Egal, lass uns die Reste der Party aufräumen", erwiderte er knapp. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet. Er sah fremd aus, ohne das übliche Lächeln. Ich wartete auf seinen Kommentar, dass er fahren wollte, aber Ale schwieg. Meine inneren Alarmglocken schrillten.

„Ist alles okay?", fragte ich, während ich das Auto zurück in den Verkehr einfädelte, um zum Katzensee zu fahren.

„Nein."

„Ist es wegen gestern?"

„Oh Gott, nein!" Er sah mich an, als sei ich verrückt geworden.

„Ist mit deiner Familie etwas?", fragte ich weiter.

„Hör zu Bro. Ich bin verkatert und mag nicht das zweihundert Fragen Spiel mit dir machen. Ich habe Beziehungsstress und ich will nicht darüber reden."

„Okay." Ale der überzeugte Single hatte eine Freundin? Seit wann? Wen? Ich schluckte die Fragen hinunter, um seine Nerven zu schonen.

„Was ist noch zu tun?", fragte ich stattdessen.

„Alles. Ich habe gestern nichts mehr gemacht. Ich war zu dicht. War also nicht schlimm, dass du nicht zurückgekommen bist."

Er neigte den Sitz weiter nach hinten und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück.

„Sorry, ich bin voll bei Lili eingeschlafen."

„Das muss ja ein Höllenritt gewesen sein", spottete er. Mein Magen zog sich zusammen und ich hatte plötzlich das Bedürfnis, das richtig zu stellen.

„Nein, ist nichts gelaufen. Ich bin einfach nur eingeschlafen."

Ale drehte sich zu mir um und lächelte. Etwas gequält zwar, aber immerhin sah er mehr nach sich selbst aus.

„Das Mädchen mit den krassen Augen hat es dir angetan."

Ich zuckte mit den Schultern, aber ein dümmliches Grinsen hatte sich meines Gesichtes bemächtigt. Ale lachte vergnügt und sagte:

„Der Eisblock ist geschmolzen. Oh Mann, dass ich das noch erleben darf."

„Ach, halt die Klappe!" 


Liebe ist blindWhere stories live. Discover now