Kapitel 4

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Der Mond stand bereits hoch am Himmel und beleuchtete schwach das in Dunkelheit getränkte Internatsgelände. Ein leichter, frischer Windzug trug das fröhliche zirpen der Grillen mit sich und schuf somit eine angenehme un harmonische Atmosphäre. Dafür das es erst Frühling war, war es zur Zeit doch schon ziemlich warm.

Ebenso empfand dies Rosalie Scotts. Sie stand schon seit Stunden auf ihrem Balkon und verdaute all die Informationen, welche heute ihre gesamte Welt umkrempelten. Seitdem sie hier auf Lyia war hatte sie bereits ein komisches Gefühl was das alles hier anging. Aber dass sie in eine Welt eintauchte, welche sie bisher nur aus Büchern kannte hätte selbst sie für unmöglich gehalten. Viele Stunden zuvor hatte man sie darüber aufgeklärt, wenn auch weniger sanft. Nach der Erweckung ihrer Kräfte war sie nur kurzzeitig weggetreten, danach erklärte ihr die Direktorin den Rest den sie wissen musste. Wie sie ihre Kräfte anwendet und so.

Rosalie seufzte und sah hinauf in die Sterne. Wie gerne wünschte sie sich ihr normales Leben zurück... Sie beschloss wieder hinein zu gehen, da es ihr allmählich zu kühl wurde. Mit größter mühe schob sie die Glastür wieder zu und schloss die Vorhänge ein Stück. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und betrachtete die Decke. Sie kann jetzt einfach nicht schlafen. Dafür ist viel zu viel passiert. Zudem juckten ihre Verbände an Rücken und Hüfte. Sie richtete sich wieder auf. Ihr Spiegel war inzwischen ersetzt worden. Sie begann zu überlegen was sie tun sollte. Um 01:24 kann man nicht allzu viel anstellen. Vielleicht sollte sie endlich mal ihre Familie anrufen, aber dafür ist gerade auch nicht der richtige Zeitpunkt.

Aber was soll's. Sie kramte sich eine dünne Jacke aus einer ihrer Taschen und verließ den Raum. Wo sich die Telefonzellen befanden wusste sie, da sie den Rest des Nachmittags mit den anderen im Freizeit-Raum verbracht hatte. Drum ging sie hinauf in dritten Stock und suchte den besagten Raum auf. Zu ihrem Glück war er nicht abgeschlossen oder so. Dennoch war es dort genauso Finster wie überall sonst, aber da sie sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnte stellte dies sich nicht als zu großes Problem dar. Nichts desto trotz tastete sie sich vorsichtig zu den Telefonzellen. Dort angekommen schloss sie die Tür der Kabine hinter sich. Sie nahm den Telefonhörer in die Hand und tippte die Nummer von zu Hause ein. Langsam rutschte sie die Wand entlang bis sie auf dem Boden der Kabine saß und wartete ab bis jemand ran ging.

« Ihnen ist schon bewusst, dass es mitten in der Nacht ist» sagte ihre Schwester ziemlich genervt und verschlafen.

« Tut mir leid Sammy... Ich kann nicht schlafen» seufzte sie.

« Rosalie... Sag doch gleich das du's bist. Wie gehts dir?»

« Könnte besser sein aber es geht. Und dir und dem Rest?»

« Kann mich nicht beklagen. Ist nur ziemlich ruhig seitdem du weg bist»

« Wie geht das denn? War doch sowieso nur am lernen oder mit Macavity draußen»

« Da fragst du die Falsche. Lance war übrigens hier und hat des öfteren nach dir gefragt»

« Und was habt ihr gesagt?»

« Das du krank bist und er nicht kommen kann. Wir können ihm ja schlecht erzählen, dass du auf ein Internat für außergewöhnliche Wesen gehst»

« Du wusstest davon?»

« Ja aber das erzähl ich dir Morgen okay? Du weißt schon. Schule und so»

« Ist okay. Bis später dann. Schlaf gut»

« Du auch Maus. Bis später»

Dann hörte sie nur ein tuten in der Leitung. Sie stand wieder auf und hängte den Hörer in die Halterung. Danach verließ sie den Raum und schlenderte in Richtung Zone D. Als sie am Gang der C - Zone vorbei ging ließ sie ihren Blick kurz hineinschweifen und sah wie ein vermeintliches Pärchen miteinander rumknutschte. Angewidert von dem Anblick huschte sie schnell weiter. Sie hatte nie so wirklich verstanden was an einer Beziehung so toll sein sollte - lag vielleicht auch daran, dass sie sich für solchen Kram nie wirklich interessiert oder den Kopf darüber zerbrochen hatte und so sollte es erst einmal auch bleiben.

Historia XendaniaWhere stories live. Discover now