Kapitel 1

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« Rosalie Scotts bitte in das Büro des Rektors. Und bitte nehmen sie ihre Schulsachen mit» hallte es durch das ganze Schulgebäude. Eine Durchsage. Im Klassenraum verstummten jegliche Stimmen und alle Blicke wanderten auf sie... Rosalie schreckte aufgrund der Durchsage leicht auf. Sie war eher eine ruhige, unauffällige Schülerin von der man nicht all zu viel mitbekam. Ihrer Schulischen Leistung nach lag sie leicht über den Durchschnitt, doch dies tut nicht viel zur Sache. 

Warum ausgerechnet ich? - dachte sie und fing langsam ihr Kram zusammen zu packen. « Etwas schneller bitte, wenn ich bitten darf» sagte ihr Geschichtslehrer genervt zu ihr. Sie konnte ihn in den zwei Monaten in denen sie da war nie so richtig leiden. Das konnte niemand, und er konnte auch keinen einzigen seiner Schüler oder Kollegen leiden. Es war ein Teufelskreis.
Als sie schließlich alles beisammen hatte stand sie auf, schob ihren Stuhl ran und schwang sich ihren lindgrünen Ranzen über die Schulter wobei sie sich ihr braunes, etwas länger als schulterlanges Haar zwischen Schulter und Armschlaufe einklemmte. Sie spürte deutlich die Blicke der anderen auf ihr ruhen. Sie hatte eine art siebten Sinn was die Sache anging. Auf dem Weg zur Tür korrigierte sie dies und verabschiedete sich bevor sie den Raum verließ.

Wo war nochmal das Rektorbüro... - überlegte sie als sie vor der Tür stand. Sie könnte einfach nochmal klopfen und fragen, aber sie wollte nicht erneut den Unterricht stören. Schon gar nicht bei dem Miesepeter. Sie beschloss einfach in irgendeine Richtung zu laufen und sich an irgendwelchen Auffälligkeiten zu orientieren. Und so wie es ihr Glück wollte fand sie es recht schnell. Es befand sich gegenüber vom Lehrerzimmer, welches sich zu ihrem Gunsten auf der selben Etage befand. Sie trocknete sich ihre leicht verschwitzten Hände an ihrer Jeans ab bevor sie klopfte. Von drinnen erklang ein leicht zögerliches herein. Sie atmete tief ein bevor sie die Tür öffnete. « Direktor Wies, sie wollten mich sprechen?» « Ehrm... Ja setzt dich bitte» erwiderte er und deutete auf den Stuhl vor dem Tisch. Er war damit beschäftigt irgendwelche Blätter und Akten zu sortieren. Seine Sekretärin benutzte er nur noch um Durchsagen und Kaffee zu machen seitdem sie den Aktenschredder so dermaßen überbelastet hatte und er anfing zu brennen. Statt das Feuer zu löschen sei sie nur panisch weg gerannt. Es gab keinen großen Feuerschaden, lediglich die Gardienen, ein paar Pflanzen und ein Teil des Dielenbodens waren nicht mehr zu retten. Sie zu entlassen kam ihm nicht in frage, sie war immerhin seine geliebte Frau. Seitdem nimmt er die Sache mit den Akten und Ordnern lieber selber in die Hand. 

Rosalie betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. « Habe ich irgendwas verbrochen?» fragte sie obwohl sie wusste, dass dies nicht sein kann und setzte sich. Ihren Ranzen ließ sie neben den Stuhl fallen. Direktor Wies hatte nun dem Anschein nach gefunden was er suchte und strich sich einige seiner dunklen, sowohl auch inzwischen gräulichen Haarsträhnchen aus dem Blickfeld um nun anständig mit ihr reden zu können.
 « Nein, nein, keine Sorge. Du erinnerst dich doch sicherlich an die Schuluntersuchung vor einigen Wochen, nicht wahr?». Rosalie nickte. Es war eine ganz normale Untersuchung wie jede andere, wo Reflexe und andere Eigenschaften getestet wurden. « Okay. Vielleicht erinnerst du dich an dieses Bild aus dem Sehtest. Könntest du mir bitte nochmals sagen was du darauf siehst?» fragte er und gab ihr das Blatt. « Eine bunte Blume. Wieso?». Er nickte nur und Unterschrieb scheinbar eines der Formulare vor ihm. « Weißt du, ich habe vorhin mit deinen Eltern gesprochen...» begann er. Er kannte ihre Eltern gut. Er lebte damals mit ihnen in einer Art  Studenten-Wg. Er studierte halt zum Lehrer hin, ihr Vater hatte Automobildesign und ihre Mutter Floristik studiert. Dies war zwar zig Jahre her doch sie waren dennoch dicke wie eh und je.

« Und sie sind, genauso wie ich aufgrund dieser Untersuchung, der Meinung dass es das beste wäre, wenn du auf eine andere Schule gehst». Diese Worte ließen Rosalie samt ihrer Gedanken einfrieren. Jedoch nur kurzzeitig, bis sie anfing leicht zu lachen. « Du willst mich veralbern Dave. Sag schon. Wieso sollte ich kommen?» « Dies war der Grund. Ich verarsche dich nicht» beteuerte er « Es ist ein Internat. Es wird sehr schön sein. Draußen wartet bereits jemand von dort um dich hinzufahren. Komm» sagte er zu ihr und stand auf. « Was soll das?» fragte sie « Weil ich keine Freunde habe oder was?». « Nein, komm mit. Eve und Harold haben deine wichtigsten Sachen bereits gepackt» erwiderte er und öffnete die Tür. Nun begriff sie, dass er es wirklich ernst meinte. Rosalie stand auf und trottete ihm nach. Währenddessen dachte sie nach. Dachte nach über all die Dinge die in letzter Zeit geschehen waren, was geschieht und was geschehen wird. Sie befand sich in ihrer eigenen Denkzone und bekam kaum was von ihrem Umfeld mit.

Historia XendaniaWhere stories live. Discover now