Kapitel 3

20 1 0
                                    

Die Sonne schien und war auf dem Weg zu ihrer Mittagsposition. Der Himmel strahlte sein blau mit größter Freude aus und trug die Wölkchen langsam hinfort. Rosalie Scotts lag noch immer in ihrem Bett und schief tief und fest. Sie hatte sich kein einziges Mal bewegt. Es war keineswegs ihre Art, es sei denn sie war nicht bei Bewusstsein...

Die Glastür zum Balkon stand offen und die Vorhänge wehten leicht im Takt mit dem Wind. Auf dem Balkongeländer saßen drei kleine Vögelchen und trällerten fröhlich ihre Lieder. Auf ihrem Schreibtisch neben dem Schrank lag ein Tablett mit Tee, Tassen und einem kleinem Zettelchen. " Bitte melde dich nachher im Büro. Sag bescheid, wenn es dir nicht gut gehen sollte. Dann werde ich es dir erklären. Anthony". Der Tee war bereits kalt. Kein Wunder, er stand seit Mitternacht dort.

Rosalies Atmung änderte sich und kündigten zum erwachen an. Dies war das erste mal, dass sie mit verdammt starken Schmerzen aufwachte und dies sollte nicht das letzte mal sein... Krächzend schrie sie leise auf und die Vögelchen flatterten hinfort. Sie fasste sich mit ihren Händen an den Rücken und ihre Hüften. Sie schlang ihre Arme fest um sich und rollte sich zusammen. Doch dies machte die Sache keineswegs besser. Im Gegenteil. Sie legte sich flach auf den Rücken und fuhr sich durch ihr Gesicht und Haare. Ihr Herz schlug so schnell wie dies einer Maus und sie beobachtete wie sich ihre Bauchdecke bei jedem Atemzug hob und wieder senkte.

Irgendetwas war geschehen, aber was? Rosalie begann sich umzusehen und versuchte sich zu erinnern. Doch nichts... Ihr Blick schweifte zum Nachttisch auf den Wecker. Die Zeiger zeigten auf 11:19 Uhr. Doch eine Sache faszinierte sie viel mehr. Ihre Brille lag neben dem Wecker und dennoch konnte sie alles problemlos erkennen. « Eigenartig...» murmelte sie. Mit all ihrer Kraft quälte sie sich aus dem Bett und das erste was sie nun sah war ihr Spiegelbild im Spiegel des Schranks.

Ihre Atmung und ihr Herz setzten für einen Moment aus. Sie stolperte hastig vor um sicher zu gehen, dass sie sich nicht täuscht. Und doch... Mit einem mal fiel ihr alles wieder ein, aber einige Fragen stellten sich ihr trotzdem. « Wieso zur Hölle leuchten meine Augen...» begann sie zu winseln und ließ sich auf den Boden fallen. Nun saß sie da und betrachtete sich entsetzt im Spiegel. Ihr braunes Haar wehte leicht im Wind und nahmen ihr allmählich die Sicht.

Ihre Zimmertür begann zu knarzen. Shannon kam um vorbei zu schauen, da Anthony noch was zu tun hatte. « Hey kleines. Wie geht es dir?». Sie lehnte die Tür an und kniete sich neben Rosalie. Sie sah wie ihre zitternde Hand auf dem Spiegel ruhte und sie sich total verstört im Spiegel anstarrte. « Alles in Ordnung?» fragte sie und schob sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Shannon hatte wie am Vortag ihr dunkles haar zum Zopf geflochten. Ein paar Strähnchen hingen hinaus aber es sah dennoch gut bei ihr aus. « Wer ist das...» flüsterte Rosalie und deutete auf sich in den Spiegel. « Das bist du», sie begann mit dem Kopf zu schütteln « Das bin ich nicht... Ganz und gar nicht...», « Soll ich ne Krankenschwester holen?». Daraufhin kam keine Antwort. Shannon beschloss Anthony zu holen und ging zum Zimmer gegenüber.

« Anthony, ich brauch Hilfe». Er saß gerade am Schreibtisch und räumte auf « Du schaffst doch sonst auch alles. Allzu anstrengend kann sie ja nicht sein», « Ja abe-». Sie wurde von einem Schrei und einem anderen lauten Geräusch unterbrochen. Beide sahen sich verwundert an ehe sie hinüber rannten.

Rosalie stand mitten im Raum und atmete schwer. Als ob sie soeben einen Marathon gelaufen ist. Tränen rannten ihre Wangen hinab wie das Blut von ihrer Hand. Es tropfte nach und nach auf den Boden. Teilweise auch auf die Splitter ihres Spiegels. Es herrschte Stille. Keiner wusste was er tun oder sagen sollte. Die erste, die sich regte war Rosalie. Sie hielt die blutende Hand vor sich. Ihr Blick wanderte zu Shannon und Anthony, die beide noch bei der Tür standen und mit der Situation überfordert schienen. « Was ist hier los?» fragte sie und ging langsam auf beide zu « Seitdem ich hier bin habe ich das Gefühl, dass etwas gewaltig nicht stimmt. Und dann wache ich auf, kann ohne Brille sehen, alles schmerzt sodass ich heulen könnte und meine Augen leuchten wie nen verdammter Karnevals Wagen», « Nicht ausflippen. Das ist normal» erklärte Anthony und ging langsam auf sie zu. « Komm, nicht, näher!» fauchte sie und streckte ihre Hand aus. Als diese kurz aufleuchtete zog sie sie sofort zurück.

Dies war der Moment bei dem ihr Kopf komplett aussetzte. Was war seitdem sie umgekippt war mit ihr geschehen? Sie wusste es nicht und genau so wenig war ihr bewusst welche Kräfte in ihrem Körper schlummerten...

« Ich geh Miss Benette holen» sagte Shannon und verließ den Raum. « Komm, setz dich. Es könnte jetzt gleich... ziemlich absurd werden, aber bitte höre trotzdem zu» sagte er und begleitete sie zum Bett. « Was ist mit mir los...» stammelte sie und betrachtete ihre Handflächen. Ihre rechte Hand blutete noch immer und kurzerhand legte Anthony seine Hände um ihre Verletzte. Sie leuchtete kurz in einem hellen weiß auf. Danach nahm er sie wieder weg - sie war geheilt. Lediglich ein paar unauffällige Narben blieben zurück und ihre Hand kribbelte als ob sie eingeschlafen wäre. Rosalie saß nur da und starrte. Gedanklich kam sie inzwischen auch kaum noch mit und in ihrem Kopf pochte es wie verrückt.

« Was ist hier denn passiert?». Miss Benette stand nun in der Tür und sah verdutzt in den Raum. Sie hatte die selben Sachen wie am Tag zuvor an. Ein knielanges, dunkelblaues Kleid mit heller Strickjacke und schwarzen Absatzschuhen. Ihre dunklen Augen funkelten hinter ihrer schmalen Brille « Shannon sagte, dass sie aufgewacht sei aber nichts von einem Massaker oder einer Panikattacke». Sie schloss die Tür hinter sich und kniete sich vor Rosalie « Kannst du mich mal bitte anschauen?». Sie drehte Rosalie's Kopf so, dass sie ihr in die Augen schauen konnte « Ich dachte ja echt das du mich veralbern willst, aber du scheinst recht zu haben Anthony...» stellte sie fest. « Was bedeutet das alles?» fragte Rosalie. « Komm mit, dann werde ich es dir erklären».

Sie verließen den Raum und Miss Benette führte sie in den Keller. Die kälte, die Steinwände und die Finsternis ließen nichts gutes für sich sprechen. « Da wären wir» sagte die Direktorin und schloss eine der zahlreichen Türen auf. Sie ließ Rosalie den vortritt. Der Dielenboden knarzte bei jedem Schritt. Im Raum standen einige Bücherregale bepackt mit alten, verstaubten Wälzern. An den Wänden hingen aufwendig gemalte Ölgemälde - offenbar alles wichtige Personen. Und in der hintersten Ecke des Raumes stand etwas, was mit einem Tuch verdeckt war.

Rosalie schüttelte leicht mit ihrem Kopf. Noch immer wusste sie mit all dem nichts anzufangen, bis auf mit einer Sache. Sie blieb vor einem der Gemälde stehen und starrte es an « Avana...». Anthony und Miss Benette schienen verwundert. Ihren Kenntnissen nach wusste niemand wer die Person auf dem Bild war, aber Avana war überall bekannt - als Legende, als Mythos. « Woher kennst du sie?», « Ich...» begann sie « Ich habe sie die letzten Wochen immer und immer wieder gesehen. Aber keine Ahnung in welchen Zusammenhang...». Auf dem Bild war eine wunderschöne Frau mit hellblauem Haar zu sehen. Auf ihrem Kopf hatte sie einen Kranz - geflochten aus weißen Rosen. « Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein...» sagte sie Kopfschüttelnd und wendete sich den anderen zu.

« Wie dem auch sei bist du nicht ohne Grund hier. Es ist Zeit für die Erwachung» sagte die Direktorin und ging zum verhüllten Objekt. Rosalie ging ihr hinterher langsam kamen ernste Zweifel auf. « Dies ist ein Spiegel. Für normale Menschen ist er wie jeder andere, doch für Leute wie uns ist er was besonderes. Du brauchst nur stehen zu bleiben und dann wirst du alles verstehen». Rosalie war sich inzwischen ziemlich sicher, das sie dies nicht wollte und versuchte weg zu rennen.

Doch leider zu spät. Miss Benette hatte das Tuch bereits weggezogen. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Weg schauen konnte sie schon lange nicht mehr. Abertausende von Bildern rannten vor ihrem inneren Auge vorbei und sie spürte wie etwas warmes, klebriges ihren Rücken und ihre Hüften hinab lief. Der Boden schwankte unter ihren Füßen bis sich plötzlich alle Lichter rund um sie verabschiedeten...

Heyho liebe Leser es gibt wieder ein neues Update. Der Verlauf der Geschichte hat sich ein bisschen stark verändert aber ich hoffe, dass es euch soweit nicht stört. Das nächste Update wird voraussichtlich auch die nächsten Tage kommen aber nun habe ich eine Frage an euch. Und zwar : Nachdem ich Kapitel 4 korrigiert habe, wollt ihr da lieber den weiteren Verlauf der Geschichte haben oder das bisherige nochmal aus Anthonys Sicht? Danke nochmal für's lesen - eure Madame Watermelon.

Historia XendaniaWhere stories live. Discover now