02 𝐢𝐝𝐨𝐥𝐢𝐳𝐢𝐧𝐠

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In meiner Wut gegenüber Antoine hielt ich mich aus dem laufenden Gespräch heraus und hörte ihnen einfach zu. Es war mehr ein Gespräch, dass die Erwachsenen miteinander führten und hin und wieder einmal nach unserer Meinung fragten. Demnach passierte es, dass ich öfter auf mein Handy sah und auf eine Nachricht von Mason wartete, der noch nicht auf meine Nachrichten reagierte – Ich wusste, dass er für mich momentan weniger Zeit für mich haben würde und wahrscheinlich Ewigkeiten bräuchte, um auf zwei Nachrichten von mir zu antworten. Aber ein Teil in mir verriet mir, dass dies nicht nur kurz anhalten würde.

»Was sagst du dazu, Cecilia?«, riss mich die Stimme meiner Mutter aus meinen Gedanken und ließ mich von meinem Handy hochschauen. Dass ich in diesem Moment nicht wirklich dem Gespräch gefolgt war, merkte sie sofort und wiederholte Gott sei Dank ihre Frage: »Glaubst du, dass du in nur zwei Tagen einen Tanz für die Hochzeit lernen kannst?«

Es dauerte einen kurzen Moment bis mein Gehirn realisierte, wessen Hochzeit sie meinte. Die Hochzeit, die Grund für unseren Besuch hier war. Bis vorhin wusste ich nur, dass ein paar Bekannte heirateten - Namen wurden nie genannt - und die halbe Welt eingeladen hatten. Aber je mehr ich zu Beginn dem Gespräch folgte, desto mehr Informationen bekam ich zu der Hochzeit, die wohl größer sein musste als die Hochzeit von Prinz William und Kate – Der ältere Bruder von Kylian und Ethan und seine Verlobte heirateten in zwei Tagen.

Der verwirrte Blick wich für keine einzige Sekunde von meinem Gesicht und mehrere Fragen kamen auf. Warum sollte ich auf der Hochzeit tanzen, wenn ich ihn gerade einmal eine halbe Stunde lang persönlich kannte? Natürlich fand ich Hochzeiten toll, besonders die Hochzeiten, die meine Verwandten und Bekannten in Frankreich feierten.

»Natürlich nicht alleine, du Dussel.«, lachte Aaliyah leicht. »Zoë, Noah, Antoine und ich machen mit. Das Tanzen liegt uns allen im Blut, also warum nicht was Großes machen?«, versuchte sie mich zu überreden und zwinkerte mir zu. »Und Ethan braucht einen Partner in seiner Größe und da du seit Jahren nicht mehr wächst–«

»Kein Grund auf meine Größe zu gehen.«, unterbrach ich sie und verdrehte innerlich meine Augen. »Ich mach mit. Hätte ich auch so gemacht ohne einen Seitenhieb von dir einstecken zu müssen. Danke, Aaliyah.«, entkam der Sarkasmus über meine Lippen, wobei ich wirklich versuchte, freundlich zu bleiben und keinen schlechten Eindruck auf mich zu machen. Deshalb drehte ich meinen Kopf zu dem vierzehnjährigen Ethan und schenkte ihm ein kleines Lächeln.

Ob meine Laune gerade im Keller war? Ja, aber dort blieb sie nicht sehr lange. Das Gespräch über die Hochzeit wurde von den Erwachsenen fortgeführt und auch mein Bruder kam in ein Gespräch mit Ethan und unseren Cousins. Da Zoë und Anaïs näher an Aaliyah saßen als bei mir, führten auch sie ihre eigenen Unterhaltungen – Was bedeutet, dass ich erneut an meinem Handy saß und auf ein Lebenszeichen von meinem Freund wartete.

»Ich hab mitbekommen, dass du dich sehr für Mode interessierst, Cecilia.«, sprach Kylian mich an und musste sich nach hinten lehnen, um mich richtig anschauen zu können. »Du bist wirklich gut, indem was du machst.«, machte er mir ein Kompliment und lächelte mich freundlich an.

»Nenn' mich Celia.«, bot ich ihm mit einem Lächeln auf den Lippen an und nickte mit meinem Kopf. »Danke für das Kompliment.«, bedankte ich mich im Anschluss und wusste nicht genau, wie ich mich jetzt in diesem Moment fühlten sollte und wohin das Gespräch führte. »Ich hab vorhin vielleicht nicht sehr aufmerksam zugehört, aber von wem hast du es mitbekommen? Von Maman oder Papa?«, fragte ich ihn.

»Keiner von beiden. Instagram. Antoine hatte dich damals auf einem Bild markiert. Ich glaube, dass du die Kleider von seiner Frau und seiner Tochter gemacht. Schick, aber nicht wirklich etwas für mich.«, beantwortete er meine Frage und lachte leicht. »Ist es ein Hobby, dass du gerne auch zum Beruf machen möchtest?«, fragte er mich und es überraschte mich wirklich, dass er sich dafür interessierte.

»Äh.. Ja. Ich möchte es gerne zum Beruf machen. Es wird wahrscheinlich sehr lange dauern, aber wie wir in Deutschland immer sagen; Ohne Fleiß, kein Preis. Das bedeutet eigentlich nur, das man ohne harte Arbeit seinem Ziel nicht näher kommt.«, erzählte ich ihm und freute mich wirklich, dass er mich danach fragte.

Tatsächlich unterhielten wir uns ziemlich lange darüber und wie ich meinem Ziel mit jedem Mal näher kommen konnte. Auf der fußballerischen Ebene hatte ich wohl keine Chance mehr überhaupt irgendwo aufzusteigen, aber in der Welt der Mode bestand für mich eine Chance. Selbst wenn die Chance momentan für Newcomer sehr gering war, weil sich eben die älteren Designer durchsetzten und natürlich sehr viel Erfahrung mitsingen brachten, bestand dennoch für mich eine Chance. Und von Kylian zu hören, dass ich mir meinen Traum durchaus erfüllen konnte, machte mich glücklich.

»Du musst für die Öffentlichkeit interessant wirken. Sei präsent und zeig' immer, dass du's drauf hast.«, war sein Ratschlag an mich. Glaub mir, Celia. Hätte ich mich bei meinem Debüt bei AS Monaco im Hintergrund gehalten, wär ich jetzt sicherlich nicht hier in Paris und hätte diese Legenden von Spieler niemals getroffen. Zu Ronaldo und Thierry Henry habe ich früher aufgesehen. Es war immer ein Traum von mir, mit Ronald zu spielen oder gegen ihn. Und nach harter Arbeit hab ich es auch getan.«, erzählte er mir und lächelte dabei, als er wohl an sein erstes Spiel gegen Ronaldo dachte.

Real Madrid gegen PSG damals im Champions League Achtelfinale. Das Spiel hatte ich mir damals mit meiner Familie angeschaut und es hatte sich schon fast wie ein Volksfest angefühlt, als mein Vater bei jedem Tor durch Wohnzimmer stampfte, stolz ¡Hala Madrid! brüllte und meine damals noch schwangere Mutter total nervte.

»Wen bewunderst du?«, fragte er mich.

»Da gibt es wirklich viele, die leider nicht mehr unter uns sind.«, antwortete ich. »Aber ich bewundere Chiara Ferragni, Jean Paul Gaultier, Julien Macdonald, Donatella Versace und Jenny Packham. Besonders Jenny Packham.«, nannte ich ihm Namen und erkannte an seinem Gesicht, dass er wohlmöglich nur zwei von fünf genannten Designer kannte. »Jenny Packham hat schon oft für Herzogin Kate Kleider gemacht.«, half ich ihm auf die Sprünge und lachte leicht.

»Wenn du das sagst, dann muss das stimmen.«, lachte er mit.

»Willst du vielleicht ein paar meiner Entwürfe sehen?«, fragte ich ihn mit voller Begeisterung in den Augen.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐅𝐀𝐌𝐎𝐔𝐒 ▸ 𝑚.𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡 Where stories live. Discover now