Kapitel 6-7

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­­­­­6.

Es war Montag morgen und die Morgensonne blinzelte durch die Fenster der S-bahn. Niko saß festgeschnallt in seinem Buggy und war überwältigt von all den Geräuschen der überlebensgroßen Welt um ihn herum. So sehr er es normalerweise hasste, in den Babybuggy geschnallt zu werden, in dem sein süßes kleines Baby-ich hilflos der Öffentlichkeit zur Schau gestellt wurde, so froh war er in diesem Moment bei all dem Öffi-Chaos eines Montagmorgens sicher verpackt zu sein.

Sabrina hatte Niko mit dem Buggy so platziert, dass er eine gute Übersicht über den vollen Waggon bekam. Er war gut gefüllt mit Businessleuten auf dem Weg ins Büro, Schülern auf dem Weg in die Schule und Studenten auf dem Weg in die Uni. Die meisten schienen müde und gestresst zu sein. Die vermeintlichen Schüler scrollten durch ihre Smartphones, Anzugmenschen studierten die aktuelle Tageszeitung und die ein oder andere Person las in einem Buch. Was Niko aber auffiel, war, dass wann immer der Blick einer Person auf ihn fiel, sein Anblick ein kurzes, fürsorgliches Lächeln auf die gestressten Gesichtern zauberte. Früher fuhr Niko auch oft mit der S-Bahn auf die Uni und er wusste genau, wie es sich anfühlt, wenn das Wochenende vorbei war und Montag früh die Verpflichtungen auf einen warteten. Er war genauso ein Zombie, der still und von allen unbeachtet auf sein Smartphone starrte und sich über all die Verpflichtungen sorgte, die auf ihn warteten.

Als er so seinen Blick über die vor ihm liegende Szenerie schweifen ließ, kam er ins Grübeln. Im Vergleich zu früher war nun alles anders. Plötzlich nahm in jeder wahr. Und zwar in einem sehr positiven Kontext. Sein Anblick musste den Leuten irgendwie ein gutes Gefühl geben, anders waren ihre Reaktionen nicht zu erklären. Okay, den meisten männlichen Fahrgästen war er immer noch egal, aber die fürsorglichen und liebevollen Blicke der jungen wie den alten weiblichen Fahrgästen ließen sein Herz erwärmen. Als er die ergriffene Reaktion einer hübschen jungen Frau sah, als er einmal ihr Lächeln erwiderte, wurde ihm außerdem schlagartig klar, was für Macht auf die Stimmung der Menschen er mit seinem neugewonnenen Babycharme eigentlich hatte. Früher war er den Frauen allen Alters völlig egal und sie hätten nicht weniger Interesse an ihm gezeigt haben.

"Ja, was bist du denn für ein süßes Mäuschen! Ja, so ein hübsches Bubi. Und soo ein charmantes lächeln. Na, da wird die Mama in Zukunft aber viele Mädchen abwimmeln müssen" Die junge Frau konnte es sich nicht verkneifen, sich kurz zu Niko hinunterzubeugen und ihm mit ein paar freundlichen Worten über sein Köpfchen zu streicheln.

"Haha ja, da könnten sie recht haben!", erwiderte Sabrina freundlich.

"In dem Alter sind sie soo süß. So, ich muss hier aussteigen. Die Arbeit ruft!", winkte die hübsche Frau Sabrina und Niki zu und verließ hektisch die S-Bahn. Wie er der Frau so zusah, wie sie eilig ausstieg, fiel ihm auf, dass sich im Vergleich zu früher noch etwas geändert hatte. Im Gegensatz zu allen anderen Passagieren hatte er keine Verpflichtungen. Er hatte keinen Termin, den er wahrnehmen musste, keine Abgabe oder Präsentation, um die er sich Gedanken machen musste. Er musste gar nichts. Er wusste nicht einmal, wo ihn Sabi überhaupt hinbrachte. Gingen sie wohl einkaufen?

"Mahmahama dudugaga", versuchte sich Niko fragend zu Sabrina umzudrehen.

"Nein Nikomaus, Mami kann dich jetzt nicht raus lassen. Du musst jetzt brav im Buggy bleiben, hier ist viel zu viel los. Dafür bist du jetzt zu klein. Da verlier ich dich noch.", interpretierte Sabi Nikis Gebrabbel ausnahmsweise mal völlig falsch. Niko wollte doch nur wissen, wo sie hingingen. Als Niki quengelnd weiter brabbelte, schob sie den Buggy näher zu ihrem Sitz und beugte sich schnüffelnd über ihn. "Was hast du den plötzlich? Hast du eine Stinkiwindel, Mäuschen? Du hast heute noch gar kein Kaka gemacht." Niki schüttelte entrüstet das Köpfchen. Nein, er hatte kein Kaka gemacht, er wollte nur wissen, wo sie eigentlich hingingen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 16, 2022 ⏰

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